Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.und einer fürnehmen Marckgräfin. weiß nicht durch was verborgene Kraft/ dahintrieb/ das er die seinigen zuverlassen/ und zu dieser süssen Feindin zufliehen ihm fürnahm. So muß/ wann das Verhängnüß will/ der Harnisch zu ei- nem Hochzeitkleide/ und der Wall zu einem Brautbette werden. Rudolph gieng selbige Nacht/ als er ihm seine Flucht fürgenommen/ zeitlich schlaffen/ wenig Stunden hernach mach- te er sich auff/ und flohe nebenst einen abgeordne- ten/ der ihm den Weg zeigte/ eilend auf Pavie. Wie ihn alda die hitzige Ermegarde wird empfan- gen haben/ gebe ich diesen zuerwegen/ so in derglei- chen Sachen nachdencklicher als ich seyn. Die- ses melden die Geschichtschreiber/ daß seine Ober- sten bey angebrochenen Tage etliche Stunden nicht gewust/ was sie wegen so langer Ruh ihres Königes ihnen gedencken solten/ endlich aber aus Argwohn daß er nicht etwa wie ein Holofernes er- mordet sein möchte/ die Cammer eröffnet und ein leeres Bett angetroffen haben. Da denn auch bald erschollen/ daß Rudolph sich nach keiner Ju- dith/ sondern einer Helenen umgesehen/ weßwe- gen denn und aus Furcht eines geschwinden Uber- falles sich das gantze Läger verlauffen/ diese zwey Liebhabende aber von diesem Reiche endlich nichts mehr genossen/ als die liebreiche Hoffnung/ das Sie haben regieren wollen. Erme- C 4
und einer fuͤrnehmen Marckgraͤfin. weiß nicht durch was verborgene Kraft/ dahintrieb/ das er die ſeinigen zuverlaſſen/ und zu dieſer ſuͤſſen Feindin zufliehen ihm fuͤrnahm. So muß/ wann das Verhaͤngnuͤß will/ der Harniſch zu ei- nem Hochzeitkleide/ und der Wall zu einem Brautbette werden. Rudolph gieng ſelbige Nacht/ als er ihm ſeine Flucht fuͤrgenommen/ zeitlich ſchlaffen/ wenig Stunden hernach mach- te er ſich auff/ und flohe nebenſt einen abgeordne- ten/ der ihm den Weg zeigte/ eilend auf Pavie. Wie ihn alda die hitzige Ermegarde wird empfan- gen haben/ gebe ich dieſen zuerwegen/ ſo in derglei- chen Sachen nachdencklicher als ich ſeyn. Die- ſes melden die Geſchichtſchreiber/ daß ſeine Ober- ſten bey angebrochenen Tage etliche Stunden nicht gewuſt/ was ſie wegen ſo langer Ruh ihres Koͤniges ihnen gedencken ſolten/ endlich aber aus Argwohn daß er nicht etwa wie ein Holofernes er- mordet ſein moͤchte/ die Cammer eroͤffnet und ein leeres Bett angetroffen haben. Da denn auch bald erſchollen/ daß Rudolph ſich nach keiner Ju- dith/ ſondern einer Helenen umgeſehen/ weßwe- gen denn und aus Furcht eines geſchwinden Uber- falles ſich das gantze Laͤger verlauffen/ dieſe zwey Liebhabende aber von dieſem Reiche endlich nichts mehr genoſſen/ als die liebreiche Hoffnung/ das Sie haben regieren wollen. Erme- C 4
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und einer fuͤrnehmen Marckgraͤfin.
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trieb/ das er die ſeinigen zuverlaſſen/ und zu dieſer
ſuͤſſen Feindin zufliehen ihm fuͤrnahm. So muß/
wann das Verhaͤngnuͤß will/ der Harniſch zu ei-
nem Hochzeitkleide/ und der Wall zu einem
Brautbette werden. Rudolph gieng ſelbige
Nacht/ als er ihm ſeine Flucht fuͤrgenommen/
zeitlich ſchlaffen/ wenig Stunden hernach mach-
te er ſich auff/ und flohe nebenſt einen abgeordne-
ten/ der ihm den Weg zeigte/ eilend auf Pavie.
Wie ihn alda die hitzige Ermegarde wird empfan-
gen haben/ gebe ich dieſen zuerwegen/ ſo in derglei-
chen Sachen nachdencklicher als ich ſeyn. Die-
ſes melden die Geſchichtſchreiber/ daß ſeine Ober-
ſten bey angebrochenen Tage etliche Stunden
nicht gewuſt/ was ſie wegen ſo langer Ruh ihres
Koͤniges ihnen gedencken ſolten/ endlich aber aus
Argwohn daß er nicht etwa wie ein Holofernes er-
mordet ſein moͤchte/ die Cammer eroͤffnet und ein
leeres Bett angetroffen haben. Da denn auch
bald erſchollen/ daß Rudolph ſich nach keiner Ju-
dith/ ſondern einer Helenen umgeſehen/ weßwe-
gen denn und aus Furcht eines geſchwinden Uber-
falles ſich das gantze Laͤger verlauffen/ dieſe zwey
Liebhabende aber von dieſem Reiche endlich nichts
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