Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Liebe zwischen Rudolphen Kön. in Burg. lebete dazumahl eine junge Wittib/ eines mäch-tigen Marckgrafens hinterlassene Gemahlin/ eine von den anmuthigsten ihrer Zeit/ und die ihr hochangelegen seyn ließ den Scepter der Liebe und des Regiments zugleich in ihren Händen zu- führen. Die Großen/ gegen die itztgedachte Heldin nicht zu unbarmhertzig war/ hielten es vor eine Ehre aus derselben Munde Gesetze zuem- pfangen/ den sie so offt mit Liebligkeit zuvor ge- küst hatten/ und der gemeine Mann billichte das Urtheil der Fürnehmen/ wie dann auch mehr ge- dachte Marckgräfin sich allbereit der Hauptstadt in Lombardi Paviens bemächtiget/ und in wenig anderer Beschaffenheit als Königin darin Hof hielt. Rudolphen/ der wegen hochwichtiger Ge- schäfte auf etliche Zeit in sein voriges Königreich Burgundien gereiset war/ gefiel diese gefährliche Neuerkeit über die massen übel/ wie er dann auch schleunig mit einer ziemlichen Kriegesmacht nach Jtalien rückte/ und mit denen Völckern/ so ihm der Bischoff von Meilandt zugesendet/ sich vor Pavie legte/ in Meinung die Löwin nunmehr in ihren Lager zubesuchen. Ermegarde/ so kein Mittel mehr übrig sahe/ sich gegen diesen stren- gen Feind zuschützen/ vertrauete endlich die Sa- che der Feder/ und schrieb an Rudolphen durch ei- ne gewisse Persohn einen Brief/ der ihm auch/ ich weiß
Liebe zwiſchen Rudolphen Koͤn. in Burg. lebete dazumahl eine junge Wittib/ eines maͤch-tigen Marckgrafens hinterlaſſene Gemahlin/ eine von den anmuthigſten ihrer Zeit/ und die ihr hochangelegen ſeyn ließ den Scepter der Liebe und des Regiments zugleich in ihren Haͤnden zu- fuͤhren. Die Großen/ gegen die itztgedachte Heldin nicht zu unbarmhertzig war/ hielten es vor eine Ehre aus derſelben Munde Geſetze zuem- pfangen/ den ſie ſo offt mit Liebligkeit zuvor ge- kuͤſt hatten/ und der gemeine Mann billichte das Urtheil der Fuͤrnehmen/ wie dann auch mehr ge- dachte Marckgraͤfin ſich allbereit der Hauptſtadt in Lombardi Paviens bemaͤchtiget/ und in wenig anderer Beſchaffenheit als Koͤnigin darin Hof hielt. Rudolphen/ der wegen hochwichtiger Ge- ſchaͤfte auf etliche Zeit in ſein voriges Koͤnigreich Burgundien gereiſet war/ gefiel dieſe gefaͤhrliche Neuerkeit uͤber die maſſen uͤbel/ wie er dann auch ſchleunig mit einer ziemlichen Kriegesmacht nach Jtalien ruͤckte/ und mit denen Voͤlckern/ ſo ihm der Biſchoff von Meilandt zugeſendet/ ſich vor Pavie legte/ in Meinung die Loͤwin nunmehr in ihren Lager zubeſuchen. Ermegarde/ ſo kein Mittel mehr uͤbrig ſahe/ ſich gegen dieſen ſtren- gen Feind zuſchuͤtzen/ vertrauete endlich die Sa- che der Feder/ und ſchrieb an Rudolphen durch ei- ne gewiſſe Perſohn einen Brief/ der ihm auch/ ich weiß
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Liebe zwiſchen Rudolphen Koͤn. in Burg.
lebete dazumahl eine junge Wittib/ eines maͤch-
tigen Marckgrafens hinterlaſſene Gemahlin/
eine von den anmuthigſten ihrer Zeit/ und die ihr
hochangelegen ſeyn ließ den Scepter der Liebe
und des Regiments zugleich in ihren Haͤnden zu-
fuͤhren. Die Großen/ gegen die itztgedachte
Heldin nicht zu unbarmhertzig war/ hielten es vor
eine Ehre aus derſelben Munde Geſetze zuem-
pfangen/ den ſie ſo offt mit Liebligkeit zuvor ge-
kuͤſt hatten/ und der gemeine Mann billichte das
Urtheil der Fuͤrnehmen/ wie dann auch mehr ge-
dachte Marckgraͤfin ſich allbereit der Hauptſtadt
in Lombardi Paviens bemaͤchtiget/ und in wenig
anderer Beſchaffenheit als Koͤnigin darin Hof
hielt. Rudolphen/ der wegen hochwichtiger Ge-
ſchaͤfte auf etliche Zeit in ſein voriges Koͤnigreich
Burgundien gereiſet war/ gefiel dieſe gefaͤhrliche
Neuerkeit uͤber die maſſen uͤbel/ wie er dann auch
ſchleunig mit einer ziemlichen Kriegesmacht nach
Jtalien ruͤckte/ und mit denen Voͤlckern/ ſo ihm
der Biſchoff von Meilandt zugeſendet/ ſich vor
Pavie legte/ in Meinung die Loͤwin nunmehr in
ihren Lager zubeſuchen. Ermegarde/ ſo kein
Mittel mehr uͤbrig ſahe/ ſich gegen dieſen ſtren-
gen Feind zuſchuͤtzen/ vertrauete endlich die Sa-
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