Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Der sterbende Doch daß er nicht zu weit mag gehen/ So ist ein See wie er genennt/ Da wo sich Lust und Unlust trennt/ Und heist ihn endlich stille stehen. Hier schaut man wie der Todten Geist/ Sich diß zu leiden nun befleist/ Wozu das Urtheil ihn erkohren/ Wann nun ihr Leid ersäuffet ist/ So wird ihm manches Thier erkiest/ Jn Oerter da er ist gebohren. Ein Fluß der keinen gleichen kennet/ Dringt bey den zweyen mitten ein/ Und wil in einem Teiche seyn/ Wo Schlamm und Glut zusammen brennet. Mehr Wasser sieht man hier entzünd/ Als man nicht in dem Meere find. Wie dieser Fluß auch breiter streichet: Dann um die Erde geht seyn Fluß/ Durch Acheron streicht er den Fuß/ Biß er den grossen Sumpff erreichet. Von wegen dieser Fluten Feuer/ So dieses Faß setzt in den Brant/ Wird Pyriphlegeton genannt/ Des grossen Kessels Ungeheuer. Diß stetig trübe Wasser-Hauß/ Schickt tausend/ tausend Bäche aus/ So sich mit Macht erweitern müssen/ Sie reissen sich der Mutter loß/ Und füllen dieser Erden Schoß Mit vielen Brunnen und mit Flüssen. Die nasse Rey so hier entstehet/ Schleust der Cocytes bey uns zu/ Der stets erzürnt/ uud ohne Ruh Auf neue Stürm und Wüten geht. Er
Der ſterbende Doch daß er nicht zu weit mag gehen/ So iſt ein See wie er genennt/ Da wo ſich Luſt und Unluſt trennt/ Und heiſt ihn endlich ſtille ſtehen. Hier ſchaut man wie der Todten Geiſt/ Sich diß zu leiden nun befleiſt/ Wozu das Urtheil ihn erkohren/ Wann nun ihr Leid erſaͤuffet iſt/ So wird ihm manches Thier erkieſt/ Jn Oerter da er iſt gebohren. Ein Fluß der keinen gleichen kennet/ Dringt bey den zweyen mitten ein/ Und wil in einem Teiche ſeyn/ Wo Schlamm und Glut zuſammen brennet. Mehr Waſſer ſieht man hier entzuͤnd/ Als man nicht in dem Meere find. Wie dieſer Fluß auch breiter ſtreichet: Dann um die Erde geht ſeyn Fluß/ Durch Acheron ſtreicht er den Fuß/ Biß er den groſſen Sumpff erreichet. Von wegen dieſer Fluten Feuer/ So dieſes Faß ſetzt in den Brant/ Wird Pyriphlegeton genannt/ Des groſſen Keſſels Ungeheuer. Diß ſtetig truͤbe Waſſer-Hauß/ Schickt tauſend/ tauſend Baͤche aus/ So ſich mit Macht erweitern muͤſſen/ Sie reiſſen ſich der Mutter loß/ Und fuͤllen dieſer Erden Schoß Mit vielen Brunnen und mit Fluͤſſen. Die naſſe Rey ſo hier entſtehet/ Schleuſt der Cocytes bey uns zu/ Der ſtets erzuͤrnt/ uud ohne Ruh Auf neue Stuͤrm und Wuͤten geht. Er
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Der ſterbende
Doch daß er nicht zu weit mag gehen/
So iſt ein See wie er genennt/
Da wo ſich Luſt und Unluſt trennt/
Und heiſt ihn endlich ſtille ſtehen.
Hier ſchaut man wie der Todten Geiſt/
Sich diß zu leiden nun befleiſt/
Wozu das Urtheil ihn erkohren/
Wann nun ihr Leid erſaͤuffet iſt/
So wird ihm manches Thier erkieſt/
Jn Oerter da er iſt gebohren.
Ein Fluß der keinen gleichen kennet/
Dringt bey den zweyen mitten ein/
Und wil in einem Teiche ſeyn/
Wo Schlamm und Glut zuſammen brennet.
Mehr Waſſer ſieht man hier entzuͤnd/
Als man nicht in dem Meere find.
Wie dieſer Fluß auch breiter ſtreichet:
Dann um die Erde geht ſeyn Fluß/
Durch Acheron ſtreicht er den Fuß/
Biß er den groſſen Sumpff erreichet.
Von wegen dieſer Fluten Feuer/
So dieſes Faß ſetzt in den Brant/
Wird Pyriphlegeton genannt/
Des groſſen Keſſels Ungeheuer.
Diß ſtetig truͤbe Waſſer-Hauß/
Schickt tauſend/ tauſend Baͤche aus/
So ſich mit Macht erweitern muͤſſen/
Sie reiſſen ſich der Mutter loß/
Und fuͤllen dieſer Erden Schoß
Mit vielen Brunnen und mit Fluͤſſen.
Die naſſe Rey ſo hier entſtehet/
Schleuſt der Cocytes bey uns zu/
Der ſtets erzuͤrnt/ uud ohne Ruh
Auf neue Stuͤrm und Wuͤten geht.
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