Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite

Socrates.
So Tartarus sich heist und nennet/
So endert sich offt seine Bahn/
Füllt tausend wilde Hölen an/
Biß daß sie seine Heimat kenuet.

Es sind viel Wasser hier zu finden/
Die als ein Pfeil zurücke gehn/
Theils die fast schläffrig stille stehn/
Und sich gar leichtlich lassen binden.
Wann diese dann durch krumme Fahrt/
Und ieder zwar nach seiner Art/
Zu ihrer alten Mutter kommen/
So finden sie gar offt und viel/
Daß ihr zuvor gehabtes Ziel
Hat einen tieffern Satz genommen.
Wann sie nun diesen Schlund erfüllet/
Da Wasser schläfft/ da Wasser lacht/
Da mancher Fluß sich thöricht macht/
Und der von Glut und Schwefel quillet/
Da offt ein faul/ und schneller Fluß/
Sich wunderlich vermischen muß/
Jn dieses Schlundes weiten Schrancken/
So trifft er seine Gräntzen an/
Er fiele sonst aus seiner Bahn/
Wolt er vom Mittelpuncte wancken.
Jn diesem Welt-Kreiß sind zu finden/
Vier Flüsse den sich keiner gleicht/
Und welcher alte Fluth bestreicht/
Das Höllen-Feld/ den Sold der Sünden.
Der eine heisset Ocean/
Der unter des Neptunus Fahn
Sich schmückt mit Fischen und mit Barcken/
Es netzt sich unsre Welt daran.
Ein ander heisset Acheron/
Der einen Bach macht vor die Parquen.
Doch

Socrates.
So Tartarus ſich heiſt und nennet/
So endert ſich offt ſeine Bahn/
Fuͤllt tauſend wilde Hoͤlen an/
Biß daß ſie ſeine Heimat kenuet.

Es ſind viel Waſſer hier zu finden/
Die als ein Pfeil zuruͤcke gehn/
Theils die faſt ſchlaͤffrig ſtille ſtehn/
Und ſich gar leichtlich laſſen binden.
Wann dieſe dann durch krumme Fahrt/
Und ieder zwar nach ſeiner Art/
Zu ihrer alten Mutter kommen/
So finden ſie gar offt und viel/
Daß ihr zuvor gehabtes Ziel
Hat einen tieffern Satz genommen.
Wann ſie nun dieſen Schlund erfuͤllet/
Da Waſſer ſchlaͤfft/ da Waſſer lacht/
Da mancher Fluß ſich thoͤricht macht/
Und der von Glut und Schwefel quillet/
Da offt ein faul/ und ſchneller Fluß/
Sich wunderlich vermiſchen muß/
Jn dieſes Schlundes weiten Schrancken/
So trifft er ſeine Graͤntzen an/
Er fiele ſonſt aus ſeiner Bahn/
Wolt er vom Mittelpuncte wancken.
Jn dieſem Welt-Kreiß ſind zu finden/
Vier Fluͤſſe den ſich keiner gleicht/
Und welcher alte Fluth beſtreicht/
Das Hoͤllen-Feld/ den Sold der Suͤnden.
Der eine heiſſet Ocean/
Der unter des Neptunus Fahn
Sich ſchmuͤckt mit Fiſchen und mit Barcken/
Es netzt ſich unſre Welt daran.
Ein ander heiſſet Acheron/
Der einen Bach macht vor die Parquen.
Doch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#SOC">
          <lg type="poem">
            <lg>
              <pb facs="#f0395" n="137"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Socrates.</hi> </fw><lb/>
              <l>So Tartarus &#x017F;ich hei&#x017F;t und nennet/</l><lb/>
              <l>So endert &#x017F;ich offt &#x017F;eine Bahn/</l><lb/>
              <l>Fu&#x0364;llt tau&#x017F;end wilde Ho&#x0364;len an/</l><lb/>
              <l>Biß daß &#x017F;ie &#x017F;eine Heimat kenuet.</l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l>Es &#x017F;ind viel Wa&#x017F;&#x017F;er hier zu finden/</l><lb/>
              <l>Die als ein Pfeil zuru&#x0364;cke gehn/</l><lb/>
              <l>Theils die fa&#x017F;t &#x017F;chla&#x0364;ffrig &#x017F;tille &#x017F;tehn/</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;ich gar leichtlich la&#x017F;&#x017F;en binden.</l><lb/>
              <l>Wann die&#x017F;e dann durch krumme Fahrt/</l><lb/>
              <l>Und ieder zwar nach &#x017F;einer Art/</l><lb/>
              <l>Zu ihrer alten Mutter kommen/</l><lb/>
              <l>So finden &#x017F;ie gar offt und viel/</l><lb/>
              <l>Daß ihr zuvor gehabtes Ziel</l><lb/>
              <l>Hat einen tieffern Satz genommen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l>Wann &#x017F;ie nun die&#x017F;en Schlund erfu&#x0364;llet/</l><lb/>
              <l>Da Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chla&#x0364;fft/ da Wa&#x017F;&#x017F;er lacht/</l><lb/>
              <l>Da mancher Fluß &#x017F;ich tho&#x0364;richt macht/</l><lb/>
              <l>Und der von Glut und Schwefel quillet/</l><lb/>
              <l>Da offt ein faul/ und &#x017F;chneller Fluß/</l><lb/>
              <l>Sich wunderlich vermi&#x017F;chen muß/</l><lb/>
              <l>Jn die&#x017F;es Schlundes weiten Schrancken/</l><lb/>
              <l>So trifft er &#x017F;eine Gra&#x0364;ntzen an/</l><lb/>
              <l>Er fiele &#x017F;on&#x017F;t aus &#x017F;einer Bahn/</l><lb/>
              <l>Wolt er vom Mittelpuncte wancken.</l>
            </lg><lb/>
            <lg>
              <l>Jn die&#x017F;em Welt-Kreiß &#x017F;ind zu finden/</l><lb/>
              <l>Vier Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e den &#x017F;ich keiner gleicht/</l><lb/>
              <l>Und welcher alte Fluth be&#x017F;treicht/</l><lb/>
              <l>Das Ho&#x0364;llen-Feld/ den Sold der Su&#x0364;nden.</l><lb/>
              <l>Der eine hei&#x017F;&#x017F;et Ocean/</l><lb/>
              <l>Der unter des Neptunus Fahn</l><lb/>
              <l>Sich &#x017F;chmu&#x0364;ckt mit Fi&#x017F;chen und mit Barcken/</l><lb/>
              <l>Es netzt &#x017F;ich un&#x017F;re Welt daran.</l><lb/>
              <l>Ein ander hei&#x017F;&#x017F;et Acheron/</l><lb/>
              <l>Der einen Bach macht vor die Parquen.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Doch</fw><lb/>
          </lg>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0395] Socrates. So Tartarus ſich heiſt und nennet/ So endert ſich offt ſeine Bahn/ Fuͤllt tauſend wilde Hoͤlen an/ Biß daß ſie ſeine Heimat kenuet. Es ſind viel Waſſer hier zu finden/ Die als ein Pfeil zuruͤcke gehn/ Theils die faſt ſchlaͤffrig ſtille ſtehn/ Und ſich gar leichtlich laſſen binden. Wann dieſe dann durch krumme Fahrt/ Und ieder zwar nach ſeiner Art/ Zu ihrer alten Mutter kommen/ So finden ſie gar offt und viel/ Daß ihr zuvor gehabtes Ziel Hat einen tieffern Satz genommen. Wann ſie nun dieſen Schlund erfuͤllet/ Da Waſſer ſchlaͤfft/ da Waſſer lacht/ Da mancher Fluß ſich thoͤricht macht/ Und der von Glut und Schwefel quillet/ Da offt ein faul/ und ſchneller Fluß/ Sich wunderlich vermiſchen muß/ Jn dieſes Schlundes weiten Schrancken/ So trifft er ſeine Graͤntzen an/ Er fiele ſonſt aus ſeiner Bahn/ Wolt er vom Mittelpuncte wancken. Jn dieſem Welt-Kreiß ſind zu finden/ Vier Fluͤſſe den ſich keiner gleicht/ Und welcher alte Fluth beſtreicht/ Das Hoͤllen-Feld/ den Sold der Suͤnden. Der eine heiſſet Ocean/ Der unter des Neptunus Fahn Sich ſchmuͤckt mit Fiſchen und mit Barcken/ Es netzt ſich unſre Welt daran. Ein ander heiſſet Acheron/ Der einen Bach macht vor die Parquen. Doch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/395
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/395>, abgerufen am 22.11.2024.