Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Socrates. Wann ihre Klarheit uns berührt/Daß wir so tieff und niedrig leben/ Und dencken daß hier unsre Stadt Den höchsten Grad zum Circkel hat/ So diesen Klumpen hat beschlossen: Daß die wir hier auf Erden gehen/ Nun auf der höchsten Fläche stehen/ Mit andern Thieren so entsprossen. So meint des Tritons kalter Hauffen/ Der in der blauen Wunder-Fluth Betrachtet vieler Sternen Gluth/ So durch den weiten Himmel lauffen/ Daß dieses tieffe Wasser schloß/ Und was sich regt in dessen Schoß/ Gantz oben auf der Höhe stunde/ Und daß man in der gantzen Welt Zu schann des blauen Himmels-Feld/ Allhier die beste Stelle finde. Sie glauben daß in ihren Wellen Die Sternen werden angezündt/ Und daß man keine Sonne find/ Als bey Neptunus scharffen Quellen. Beschauten sie doch nur einmal/ Mit uns den rechten Sonnenstrahl/ Und könten zu uns Menschen kommen/ So würd ihr Jrrthum offenbahr; Jhr Auge würde gantz und gar Durch diese Klarheit eingenommen. Wir bleiben hier in Band und Eisen/ Als wie ein Armer Knecht bestrickt/ Weil unser Leib zu ungeschickt Jn höher Oerter zuverreisen. Wir gläuben daß das hohe Licht/ So kräfftig durch die Wolcken bricht/ Mit tausend hellen Himmels-Kertzen/ Beruhe in der Lufft allein; Und J 4
Socrates. Wann ihre Klarheit uns beruͤhrt/Daß wir ſo tieff und niedrig leben/ Und dencken daß hier unſre Stadt Den hoͤchſten Grad zum Circkel hat/ So dieſen Klumpen hat beſchloſſen: Daß die wir hier auf Erden gehen/ Nun auf der hoͤchſten Flaͤche ſtehen/ Mit andern Thieren ſo entſproſſen. So meint des Tritons kalter Hauffen/ Der in der blauen Wunder-Fluth Betrachtet vieler Sternen Gluth/ So durch den weiten Himmel lauffen/ Daß dieſes tieffe Waſſer ſchloß/ Und was ſich regt in deſſen Schoß/ Gantz oben auf der Hoͤhe ſtunde/ Und daß man in der gantzen Welt Zu ſchann des blauen Himmels-Feld/ Allhier die beſte Stelle finde. Sie glauben daß in ihren Wellen Die Sternen werden angezuͤndt/ Und daß man keine Sonne find/ Als bey Neptunus ſcharffen Quellen. Beſchauten ſie doch nur einmal/ Mit uns den rechten Sonnenſtrahl/ Und koͤnten zu uns Menſchen kommen/ So wuͤrd ihr Jrrthum offenbahr; Jhr Auge wuͤrde gantz und gar Durch dieſe Klarheit eingenommen. Wir bleiben hier in Band und Eiſen/ Als wie ein Armer Knecht beſtrickt/ Weil unſer Leib zu ungeſchickt Jn hoͤher Oerter zuverreiſen. Wir glaͤuben daß das hohe Licht/ So kraͤfftig durch die Wolcken bricht/ Mit tauſend hellen Himmels-Kertzen/ Beruhe in der Lufft allein; Und J 4
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Socrates.
Wann ihre Klarheit uns beruͤhrt/
Daß wir ſo tieff und niedrig leben/
Und dencken daß hier unſre Stadt
Den hoͤchſten Grad zum Circkel hat/
So dieſen Klumpen hat beſchloſſen:
Daß die wir hier auf Erden gehen/
Nun auf der hoͤchſten Flaͤche ſtehen/
Mit andern Thieren ſo entſproſſen.
So meint des Tritons kalter Hauffen/
Der in der blauen Wunder-Fluth
Betrachtet vieler Sternen Gluth/
So durch den weiten Himmel lauffen/
Daß dieſes tieffe Waſſer ſchloß/
Und was ſich regt in deſſen Schoß/
Gantz oben auf der Hoͤhe ſtunde/
Und daß man in der gantzen Welt
Zu ſchann des blauen Himmels-Feld/
Allhier die beſte Stelle finde.
Sie glauben daß in ihren Wellen
Die Sternen werden angezuͤndt/
Und daß man keine Sonne find/
Als bey Neptunus ſcharffen Quellen.
Beſchauten ſie doch nur einmal/
Mit uns den rechten Sonnenſtrahl/
Und koͤnten zu uns Menſchen kommen/
So wuͤrd ihr Jrrthum offenbahr;
Jhr Auge wuͤrde gantz und gar
Durch dieſe Klarheit eingenommen.
Wir bleiben hier in Band und Eiſen/
Als wie ein Armer Knecht beſtrickt/
Weil unſer Leib zu ungeſchickt
Jn hoͤher Oerter zuverreiſen.
Wir glaͤuben daß das hohe Licht/
So kraͤfftig durch die Wolcken bricht/
Mit tauſend hellen Himmels-Kertzen/
Beruhe in der Lufft allein;
Und
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