Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Der sterbende Diese schnöde Seelen nun finden endlich nachlangen Umschweiffen und tausenderley Jammer in der Welt eine ihren Gedancken gleich gestalte Be- hausung/ und die Frommen werden hergegen ohne einzige Quaal und Straffe/ so den Bösen auf dem Halse lieget/ nach ihrem Absterben in eine selige Wohnung angewiesen/ da sie ihren löblichen und richtigen Fürsatz wol fortstellen können. Wie sie dann die Götter selbst darzu leiten. Dann die Er- de hat viel und wunderbarliche Oerter/ und ist nicht so groß/ und von solcher Beschaffenheit/ aufs we- nigste/ wie ich vernommen/ als man in gemein für- giebet. Simias. Wie verstehest du dieses? Was mich betrifft/ so hab ich viel von dem Erdklose reden hören/ aber nichts richtiges; und möchte wol wünschen/ daß du die Mühwaltung auf dich nehmen woltest/ etwas deutlicher davon zu handeln. Socrates. Jch halte dafür/ daß die Kunst des Glaucus/ nichts eigentliches fürbringe/ was dieses doch für Sachen seyn/ und etwas gewisses daraus zu er- zwingen/ scheinet mir fast unmöglich. Ja ich halte mich selbst dieser Sache vor genug nicht gewachsen/ und wann ich gleich vollkommen gelehrt wäre/ so würde die wenige Zeit meines Lebens es nicht ver- statten wollen, Doch wil ich etwas von der Gestalt des
Der ſterbende Dieſe ſchnoͤde Seelen nun finden endlich nachlangen Umſchweiffen und tauſenderley Jammer in der Welt eine ihren Gedancken gleich geſtalte Be- hauſung/ und die Frommen werden hergegen ohne einzige Quaal und Straffe/ ſo den Boͤſen auf dem Halſe lieget/ nach ihrem Abſterben in eine ſelige Wohnung angewieſen/ da ſie ihren loͤblichen und richtigen Fuͤrſatz wol fortſtellen koͤnnen. Wie ſie dann die Goͤtter ſelbſt darzu leiten. Dann die Er- de hat viel und wunderbarliche Oerter/ und iſt nicht ſo groß/ und von ſolcher Beſchaffenheit/ aufs we- nigſte/ wie ich vernommen/ als man in gemein fuͤr- giebet. Simias. Wie verſteheſt du dieſes? Was mich betrifft/ ſo hab ich viel von dem Erdkloſe reden hoͤren/ aber nichts richtiges; und moͤchte wol wuͤnſchen/ daß du die Muͤhwaltung auf dich nehmen wolteſt/ etwas deutlicher davon zu handeln. Socrates. Jch halte dafuͤr/ daß die Kunſt des Glaucus/ nichts eigentliches fuͤrbringe/ was dieſes doch fuͤr Sachen ſeyn/ und etwas gewiſſes daraus zu er- zwingen/ ſcheinet mir faſt unmoͤglich. Ja ich halte mich ſelbſt dieſer Sache vor genug nicht gewachſen/ und wann ich gleich vollkommen gelehrt waͤre/ ſo wuͤrde die wenige Zeit meines Lebens es nicht ver- ſtatten wollen, Doch wil ich etwas von der Geſtalt des
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#SOC"> <pb facs="#f0384" n="126"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der ſterbende</hi> </fw><lb/> <p>Dieſe ſchnoͤde Seelen nun finden endlich nach<lb/> langen Umſchweiffen und tauſenderley Jammer in<lb/> der Welt eine ihren Gedancken gleich geſtalte Be-<lb/> hauſung/ und die Frommen werden hergegen ohne<lb/> einzige Quaal und Straffe/ ſo den Boͤſen auf dem<lb/> Halſe lieget/ nach ihrem Abſterben in eine ſelige<lb/> Wohnung angewieſen/ da ſie ihren loͤblichen und<lb/> richtigen Fuͤrſatz wol fortſtellen koͤnnen. Wie ſie<lb/> dann die Goͤtter ſelbſt darzu leiten. Dann die Er-<lb/> de hat viel und wunderbarliche Oerter/ und iſt nicht<lb/> ſo groß/ und von ſolcher Beſchaffenheit/ aufs we-<lb/> nigſte/ wie ich vernommen/ als man in gemein fuͤr-<lb/> giebet.</p> </sp><lb/> <sp who="#SIM"> <speaker> <hi rendition="#fr">Simias.</hi> </speaker><lb/> <p>Wie verſteheſt du dieſes? Was mich betrifft/<lb/> ſo hab ich viel von dem Erdkloſe reden hoͤren/ aber<lb/> nichts richtiges; und moͤchte wol wuͤnſchen/ daß du<lb/> die Muͤhwaltung auf dich nehmen wolteſt/ etwas<lb/> deutlicher davon zu handeln.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOC"> <speaker> <hi rendition="#fr">Socrates.</hi> </speaker><lb/> <p>Jch halte dafuͤr/ daß die Kunſt des Glaucus/<lb/> nichts eigentliches fuͤrbringe/ was dieſes doch fuͤr<lb/> Sachen ſeyn/ und etwas gewiſſes daraus zu er-<lb/> zwingen/ ſcheinet mir faſt unmoͤglich. Ja ich halte<lb/> mich ſelbſt dieſer Sache vor genug nicht gewachſen/<lb/> und wann ich gleich vollkommen gelehrt waͤre/ ſo<lb/> wuͤrde die wenige Zeit meines Lebens es nicht ver-<lb/> ſtatten wollen, Doch wil ich etwas von der Geſtalt<lb/> <fw place="bottom" type="catch">des</fw><lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [126/0384]
Der ſterbende
Dieſe ſchnoͤde Seelen nun finden endlich nach
langen Umſchweiffen und tauſenderley Jammer in
der Welt eine ihren Gedancken gleich geſtalte Be-
hauſung/ und die Frommen werden hergegen ohne
einzige Quaal und Straffe/ ſo den Boͤſen auf dem
Halſe lieget/ nach ihrem Abſterben in eine ſelige
Wohnung angewieſen/ da ſie ihren loͤblichen und
richtigen Fuͤrſatz wol fortſtellen koͤnnen. Wie ſie
dann die Goͤtter ſelbſt darzu leiten. Dann die Er-
de hat viel und wunderbarliche Oerter/ und iſt nicht
ſo groß/ und von ſolcher Beſchaffenheit/ aufs we-
nigſte/ wie ich vernommen/ als man in gemein fuͤr-
giebet.
Simias.
Wie verſteheſt du dieſes? Was mich betrifft/
ſo hab ich viel von dem Erdkloſe reden hoͤren/ aber
nichts richtiges; und moͤchte wol wuͤnſchen/ daß du
die Muͤhwaltung auf dich nehmen wolteſt/ etwas
deutlicher davon zu handeln.
Socrates.
Jch halte dafuͤr/ daß die Kunſt des Glaucus/
nichts eigentliches fuͤrbringe/ was dieſes doch fuͤr
Sachen ſeyn/ und etwas gewiſſes daraus zu er-
zwingen/ ſcheinet mir faſt unmoͤglich. Ja ich halte
mich ſelbſt dieſer Sache vor genug nicht gewachſen/
und wann ich gleich vollkommen gelehrt waͤre/ ſo
wuͤrde die wenige Zeit meines Lebens es nicht ver-
ſtatten wollen, Doch wil ich etwas von der Geſtalt
des
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |