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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Der sterbende
Wann nun die strenge Zeit verstrichen/
So trennt sich auch die trübe Nacht/
Die Sonne wird ihn wiederbracht/
So vormals war hinweg gewichen.
Ein Geist der nimmt sich ihrer an/
Und führt sie von der Orden Bahn/
Die sie betritt des Urthels wegen;
Und dieser unbekante Lauff/
Der führet sie auf reinen Stegen/
Zu ihrer rechten Wohnung auf.
Viel Krümmen/ Rauhigkeit und Gänge/
Seynd diesen Seelen fürgestelt;
Ob Thelephus es hönisch hält/
Und meint der Weg sey gantz nicht enge/
Und Aschilus es hat erdacht/
Daß unsre Seele wird gebracht/
Durch ein wolgebähnte Strasse/
Da Fromm und Böse gleiche sind/
Und man allhier von gleichem Masse/
Die fürgestellte reise find.
Doch dieses ist gar weit verfehlet/
Die Wege sind voll von Morast/
Mit Lippen ist die Bahn umfast/
Viel Klüffte werden hier gezehlet.
Der Aschilus steckt Lügen voll/
Jch weiß gewiß nicht wie man wol
Alleine käme durch die Gänge/
Die Seelen bleiben hier beftrickt/
Sie würden warlich in die Länge/
Gantz in die Jrre hingerückt.
Man schauet aus dem Opffer Feuer/
So hier mit Hauffen angezünd/
Daß man viel falsche Strassen find/
Und vieler Klippen ungeheuer/
Wiewol ein wolbestellter Geist/
Der seinem Führer sich befleist/
Jn
Der ſterbende
Wann nun die ſtrenge Zeit verſtrichen/
So trennt ſich auch die truͤbe Nacht/
Die Sonne wird ihn wiederbracht/
So vormals war hinweg gewichen.
Ein Geiſt der nimmt ſich ihrer an/
Und fuͤhrt ſie von der Orden Bahn/
Die ſie betritt des Urthels wegen;
Und dieſer unbekante Lauff/
Der fuͤhret ſie auf reinen Stegen/
Zu ihrer rechten Wohnung auf.
Viel Kruͤmmen/ Rauhigkeit und Gaͤnge/
Seynd dieſen Seelen fuͤrgeſtelt;
Ob Thelephus es hoͤniſch haͤlt/
Und meint der Weg ſey gantz nicht enge/
Und Aſchilus es hat erdacht/
Daß unſre Seele wird gebracht/
Durch ein wolgebaͤhnte Straſſe/
Da Fromm und Boͤſe gleiche ſind/
Und man allhier von gleichem Maſſe/
Die fuͤrgeſtellte reiſe find.
Doch dieſes iſt gar weit verfehlet/
Die Wege ſind voll von Moraſt/
Mit Lippen iſt die Bahn umfaſt/
Viel Kluͤffte werden hier gezehlet.
Der Aſchilus ſteckt Luͤgen voll/
Jch weiß gewiß nicht wie man wol
Alleine kaͤme durch die Gaͤnge/
Die Seelen bleiben hier beftrickt/
Sie wuͤrden warlich in die Laͤnge/
Gantz in die Jrre hingeruͤckt.
Man ſchauet aus dem Opffer Feuer/
So hier mit Hauffen angezuͤnd/
Daß man viel falſche Straſſen find/
Und vieler Klippen ungeheuer/
Wiewol ein wolbeſtellter Geiſt/
Der ſeinem Fuͤhrer ſich befleiſt/
Jn
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[124/0382] Der ſterbende Wann nun die ſtrenge Zeit verſtrichen/ So trennt ſich auch die truͤbe Nacht/ Die Sonne wird ihn wiederbracht/ So vormals war hinweg gewichen. Ein Geiſt der nimmt ſich ihrer an/ Und fuͤhrt ſie von der Orden Bahn/ Die ſie betritt des Urthels wegen; Und dieſer unbekante Lauff/ Der fuͤhret ſie auf reinen Stegen/ Zu ihrer rechten Wohnung auf. Viel Kruͤmmen/ Rauhigkeit und Gaͤnge/ Seynd dieſen Seelen fuͤrgeſtelt; Ob Thelephus es hoͤniſch haͤlt/ Und meint der Weg ſey gantz nicht enge/ Und Aſchilus es hat erdacht/ Daß unſre Seele wird gebracht/ Durch ein wolgebaͤhnte Straſſe/ Da Fromm und Boͤſe gleiche ſind/ Und man allhier von gleichem Maſſe/ Die fuͤrgeſtellte reiſe find. Doch dieſes iſt gar weit verfehlet/ Die Wege ſind voll von Moraſt/ Mit Lippen iſt die Bahn umfaſt/ Viel Kluͤffte werden hier gezehlet. Der Aſchilus ſteckt Luͤgen voll/ Jch weiß gewiß nicht wie man wol Alleine kaͤme durch die Gaͤnge/ Die Seelen bleiben hier beftrickt/ Sie wuͤrden warlich in die Laͤnge/ Gantz in die Jrre hingeruͤckt. Man ſchauet aus dem Opffer Feuer/ So hier mit Hauffen angezuͤnd/ Daß man viel falſche Straſſen find/ Und vieler Klippen ungeheuer/ Wiewol ein wolbeſtellter Geiſt/ Der ſeinem Fuͤhrer ſich befleiſt/ Jn

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/382>, abgerufen am 18.05.2024.