Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Socrates. worden ist. Jch setze nun hiermit zum Grunde/ daßetwas in der Welt zu finden/ so für sich selbst schöne/ groß/ gut/ und dergleichen sey. So du nun dieses gestehest/ so hoffe ich dir zu erweisen/ was eigentlich Ursache sey/ und woraus die Unsterbligkeit der See- len zu schliessen. Cebes. Schleuß/ wann es dir beliebet. Jch gebe es zu. Socrates. Last uns aber dann sehen/ was daraus fol- gen wird/ so du auch dieser Meinung zu seyn be- gehrest. Dann meine Meinung ist/ das unfehl- bar/ wo ausser der Schönheit etwas schönes in der Welt ist/ solches schöne/ was es auch immer sey/ nicht schöne/ es sey denn durch Mittheilung der er- sten Schönheit/ könne genennet werden. Und so ur- theile ich auch von anderen Dingen. Glaubest du nun/ daß es dieser Ursachen halber geschehe. Cebes. Ja freylich. Socrates. Jch mag nicht ferner gehen/ und bin nicht fähig alle andere fürtrefliche Ursachen zubegreiffen. Wann mich aber iemand fragte/ warum dieses o- der jenes schöne sey/ so sagte ich/ darum daß es ent- we-
Socrates. worden iſt. Jch ſetze nun hiermit zum Grunde/ daßetwas in der Welt zu finden/ ſo fuͤr ſich ſelbſt ſchoͤne/ groß/ gut/ und dergleichen ſey. So du nun dieſes geſteheſt/ ſo hoffe ich dir zu erweiſen/ was eigentlich Urſache ſey/ und woraus die Unſterbligkeit der See- len zu ſchlieſſen. Cebes. Schleuß/ wann es dir beliebet. Jch gebe es zu. Socrates. Laſt uns aber dann ſehen/ was daraus fol- gen wird/ ſo du auch dieſer Meinung zu ſeyn be- gehreſt. Dann meine Meinung iſt/ das unfehl- bar/ wo auſſer der Schoͤnheit etwas ſchoͤnes in der Welt iſt/ ſolches ſchoͤne/ was es auch immer ſey/ nicht ſchoͤne/ es ſey denn durch Mittheilung der er- ſten Schoͤnheit/ koͤnne genennet werden. Und ſo ur- theile ich auch von anderen Dingen. Glaubeſt du nun/ daß es dieſer Urſachen halber geſchehe. Cebes. Ja freylich. Socrates. Jch mag nicht ferner gehen/ und bin nicht faͤhig alle andere fuͤrtrefliche Urſachen zubegreiffen. Wann mich aber iemand fragte/ warum dieſes o- der jenes ſchoͤne ſey/ ſo ſagte ich/ darum daß es ent- we-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#SOC"> <p><pb facs="#f0359" n="101"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Socrates.</hi></fw><lb/> worden iſt. Jch ſetze nun hiermit zum Grunde/ daß<lb/> etwas in der Welt zu finden/ ſo fuͤr ſich ſelbſt ſchoͤne/<lb/> groß/ gut/ und dergleichen ſey. So du nun dieſes<lb/> geſteheſt/ ſo hoffe ich dir zu erweiſen/ was eigentlich<lb/> Urſache ſey/ und woraus die Unſterbligkeit der See-<lb/> len zu ſchlieſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#CEB"> <speaker> <hi rendition="#fr">Cebes.</hi> </speaker><lb/> <p>Schleuß/ wann es dir beliebet. Jch gebe es zu.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOC"> <speaker> <hi rendition="#fr">Socrates.</hi> </speaker><lb/> <p>Laſt uns aber dann ſehen/ was daraus fol-<lb/> gen wird/ ſo du auch dieſer Meinung zu ſeyn be-<lb/> gehreſt. Dann meine Meinung iſt/ das unfehl-<lb/> bar/ wo auſſer der Schoͤnheit etwas ſchoͤnes in der<lb/> Welt iſt/ ſolches ſchoͤne/ was es auch immer ſey/<lb/> nicht ſchoͤne/ es ſey denn durch Mittheilung der er-<lb/> ſten Schoͤnheit/ koͤnne genennet werden. Und ſo ur-<lb/> theile ich auch von anderen Dingen. Glaubeſt du<lb/> nun/ daß es dieſer Urſachen halber geſchehe.</p> </sp><lb/> <sp who="#CEB"> <speaker> <hi rendition="#fr">Cebes.</hi> </speaker><lb/> <p>Ja freylich.</p> </sp><lb/> <sp who="#SOC"> <speaker> <hi rendition="#fr">Socrates.</hi> </speaker><lb/> <p>Jch mag nicht ferner gehen/ und bin nicht faͤhig<lb/> alle andere fuͤrtrefliche Urſachen zubegreiffen.<lb/> Wann mich aber iemand fragte/ warum dieſes o-<lb/> der jenes ſchoͤne ſey/ ſo ſagte ich/ darum daß es ent-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">we-</fw><lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [101/0359]
Socrates.
worden iſt. Jch ſetze nun hiermit zum Grunde/ daß
etwas in der Welt zu finden/ ſo fuͤr ſich ſelbſt ſchoͤne/
groß/ gut/ und dergleichen ſey. So du nun dieſes
geſteheſt/ ſo hoffe ich dir zu erweiſen/ was eigentlich
Urſache ſey/ und woraus die Unſterbligkeit der See-
len zu ſchlieſſen.
Cebes.
Schleuß/ wann es dir beliebet. Jch gebe es zu.
Socrates.
Laſt uns aber dann ſehen/ was daraus fol-
gen wird/ ſo du auch dieſer Meinung zu ſeyn be-
gehreſt. Dann meine Meinung iſt/ das unfehl-
bar/ wo auſſer der Schoͤnheit etwas ſchoͤnes in der
Welt iſt/ ſolches ſchoͤne/ was es auch immer ſey/
nicht ſchoͤne/ es ſey denn durch Mittheilung der er-
ſten Schoͤnheit/ koͤnne genennet werden. Und ſo ur-
theile ich auch von anderen Dingen. Glaubeſt du
nun/ daß es dieſer Urſachen halber geſchehe.
Cebes.
Ja freylich.
Socrates.
Jch mag nicht ferner gehen/ und bin nicht faͤhig
alle andere fuͤrtrefliche Urſachen zubegreiffen.
Wann mich aber iemand fragte/ warum dieſes o-
der jenes ſchoͤne ſey/ ſo ſagte ich/ darum daß es ent-
we-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |