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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Der sterbende
Wissenschafft den eusserlichen Sinnen recht zu ver-
trauen. Dann es ist weder Auge noch Ohre auf-
richtig genug zu befinden/ irgends von etwas dem
Verstande einen richtigen Bericht zu thun. Wann
dann eine Seele der gestalt sich in sich selbst verbir-
get/ und sich gleichsam selbst erbauet/ so gelanget sie
endlich zu dem Erkäntniß der Dinge/ die ein recht-
schaffenes Wesen haben/ und vor sich selbst bestehen;
wie sie dann nichts vor warhafftiges halten soll/ was
ihr/ vermöge des Leibes/ offenbaret wird; Dann
dieses sind Sachen/ so nicht von ihm selbst bestehen/
sondern von etwas anderen herrühren/ ja empfind-
lich und sichtbar sind/ da hergegen alles das jenige/
was dieselbe vor sich begreifft/ verständlich und un-
sichtbar ist; Ein recht Weißheit-Beflissener nun/
läst ihn/ in Erwegung/ daß sein Geist sich nach An-
weisung der Weißheitsgeflissenheit verhalten muß/
vermöge ihre Satzung höchst angelegen seyn/ aller-
hand Wollust/ Begierde/ Furcht und Schmertzen sich
zu entbrechen/ in Erwegung daß bey Lust/ Begierde/
Furcht und Schmertzen/ auch noch über die gemeine
Ungelegenheiten/ als da sind Verlust des Geldes/
Kranckheit und andere Beschwernisse/ so ihnen un-
aufhörlich anhengen/ sich noch etwas ärgeres ereig-
net/ daß nemlich die Seele dadurch allezeit leidet/ und
niemals recht in ihrem Gewichte verbleibet. Dann
so bald solche sich Lust oder Schmertzens annimmt/
und das falsche betrigliche Ansehen der sichtbaren
Dinge/ vor etwas schönes/ aufrichtiges und warhaf-
tiges hält/ so ist sie zweiffels ohne/ weil Lust und
Schmer-
Der ſterbende
Wiſſenſchafft den euſſerlichen Sinnen recht zu ver-
trauen. Dann es iſt weder Auge noch Ohre auf-
richtig genug zu befinden/ irgends von etwas dem
Verſtande einen richtigen Bericht zu thun. Wann
dann eine Seele der geſtalt ſich in ſich ſelbſt verbir-
get/ und ſich gleichſam ſelbſt erbauet/ ſo gelanget ſie
endlich zu dem Erkaͤntniß der Dinge/ die ein recht-
ſchaffenes Weſen haben/ und vor ſich ſelbſt beſtehen;
wie ſie dann nichts vor warhafftiges halten ſoll/ was
ihr/ vermoͤge des Leibes/ offenbaret wird; Dann
dieſes ſind Sachen/ ſo nicht von ihm ſelbſt beſtehen/
ſondern von etwas anderen herruͤhren/ ja empfind-
lich und ſichtbar ſind/ da hergegen alles das jenige/
was dieſelbe vor ſich begreifft/ verſtaͤndlich und un-
ſichtbar iſt; Ein recht Weißheit-Befliſſener nun/
laͤſt ihn/ in Erwegung/ daß ſein Geiſt ſich nach An-
weiſung der Weißheitsgefliſſenheit verhalten muß/
vermoͤge ihre Satzung hoͤchſt angelegen ſeyn/ aller-
hand Wolluſt/ Begierde/ Furcht und Schmertzẽ ſich
zu entbrechen/ in Erwegung daß bey Luſt/ Begierde/
Furcht und Schmertzen/ auch noch uͤber die gemeine
Ungelegenheiten/ als da ſind Verluſt des Geldes/
Kranckheit und andere Beſchwerniſſe/ ſo ihnen un-
aufhoͤrlich anhengen/ ſich noch etwas aͤrgeres ereig-
net/ daß nemlich die Seele dadurch allezeit leidet/ uñ
niemals recht in ihrem Gewichte verbleibet. Dann
ſo bald ſolche ſich Luſt oder Schmertzens annimmt/
und das falſche betrigliche Anſehen der ſichtbaren
Dinge/ vor etwas ſchoͤnes/ aufrichtiges uñ warhaf-
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[58/0316] Der ſterbende Wiſſenſchafft den euſſerlichen Sinnen recht zu ver- trauen. Dann es iſt weder Auge noch Ohre auf- richtig genug zu befinden/ irgends von etwas dem Verſtande einen richtigen Bericht zu thun. Wann dann eine Seele der geſtalt ſich in ſich ſelbſt verbir- get/ und ſich gleichſam ſelbſt erbauet/ ſo gelanget ſie endlich zu dem Erkaͤntniß der Dinge/ die ein recht- ſchaffenes Weſen haben/ und vor ſich ſelbſt beſtehen; wie ſie dann nichts vor warhafftiges halten ſoll/ was ihr/ vermoͤge des Leibes/ offenbaret wird; Dann dieſes ſind Sachen/ ſo nicht von ihm ſelbſt beſtehen/ ſondern von etwas anderen herruͤhren/ ja empfind- lich und ſichtbar ſind/ da hergegen alles das jenige/ was dieſelbe vor ſich begreifft/ verſtaͤndlich und un- ſichtbar iſt; Ein recht Weißheit-Befliſſener nun/ laͤſt ihn/ in Erwegung/ daß ſein Geiſt ſich nach An- weiſung der Weißheitsgefliſſenheit verhalten muß/ vermoͤge ihre Satzung hoͤchſt angelegen ſeyn/ aller- hand Wolluſt/ Begierde/ Furcht und Schmertzẽ ſich zu entbrechen/ in Erwegung daß bey Luſt/ Begierde/ Furcht und Schmertzen/ auch noch uͤber die gemeine Ungelegenheiten/ als da ſind Verluſt des Geldes/ Kranckheit und andere Beſchwerniſſe/ ſo ihnen un- aufhoͤrlich anhengen/ ſich noch etwas aͤrgeres ereig- net/ daß nemlich die Seele dadurch allezeit leidet/ uñ niemals recht in ihrem Gewichte verbleibet. Dann ſo bald ſolche ſich Luſt oder Schmertzens annimmt/ und das falſche betrigliche Anſehen der ſichtbaren Dinge/ vor etwas ſchoͤnes/ aufrichtiges uñ warhaf- tiges haͤlt/ ſo iſt ſie zweiffels ohne/ weil Luſt und Schmer-

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/316>, abgerufen am 22.11.2024.