Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Der sterbende Ja gantz allein auf seine Rechnung trauet/So wandert er von allem Schlamm befreyt/ Durch einen Weg darauf die Warheit bauet/ Gantz ungeirrt hin auf die Ewigkeit. Der reine Trieb kan solche Wirckung machen/ Daß er erlangt die Eigenschafft der Sachen/ Die weder Zeit noch Zufall ändern kan/ Das ist das Thun/ dem sich der Geist ergiebet/ So nimmermehr dem Wesen unterthan/ Dem von Natur Verwandelung beliebet. Sachen/ so niemals anders als gleiche/ und eines sind/ zu halten/ nennet man Weißheit. Und wir müssen daraus nothwendig schliessen/ daß das Ge- müthe unfehlbar in dieser Sachen Rey gehöre/ so keiner Aenderung unterworffen/ da hergegen/ was den Leib belanget/ sich gantz das Widerspiel ereig- net. Jm übrigen ist noch zu vermercken Des Geistes grosse Wunderkrafft/ Jn dem in allen Thun und Fällen Der Leib ihm gäntzlich ist verhafft/ Nachdem es ihm die Seele schafft/ Den Fortgang richtig zu bestellen. Den Ruhm/ den dieses Werck gebührt/ Gibt seine Hoheit zu errahten/ Was Rhadamant im Schilde führt/ Der Parcen Macht in bleichen Thaten/ Hat diesen Helden nicht gerührt/ Und ihn gelegt in Todes Schatten. das Vortheil zu führen und zu befehlen etwas Gött- li-
Der ſterbende Ja gantz allein auf ſeine Rechnung trauet/So wandert er von allem Schlamm befreyt/ Durch einen Weg darauf die Warheit bauet/ Gantz ungeirrt hin auf die Ewigkeit. Der reine Trieb kan ſolche Wirckung machen/ Daß er erlangt die Eigenſchafft der Sachen/ Die weder Zeit noch Zufall aͤndern kan/ Das iſt das Thun/ dem ſich der Geiſt ergiebet/ So nimmermehr dem Weſen unterthan/ Dem von Natur Verwandelung beliebet. Sachen/ ſo niemals anders als gleiche/ und eines ſind/ zu halten/ nennet man Weißheit. Und wir muͤſſen daraus nothwendig ſchlieſſen/ daß das Ge- muͤthe unfehlbar in dieſer Sachen Rey gehoͤre/ ſo keiner Aenderung unterworffen/ da hergegen/ was den Leib belanget/ ſich gantz das Widerſpiel ereig- net. Jm uͤbrigen iſt noch zu vermercken Des Geiſtes groſſe Wunderkrafft/ Jn dem in allen Thun und Faͤllen Der Leib ihm gaͤntzlich iſt verhafft/ Nachdem es ihm die Seele ſchafft/ Den Fortgang richtig zu beſtellen. Den Ruhm/ den dieſes Werck gebuͤhrt/ Gibt ſeine Hoheit zu errahten/ Was Rhadamant im Schilde fuͤhrt/ Der Parcen Macht in bleichen Thaten/ Hat dieſen Helden nicht geruͤhrt/ Und ihn gelegt in Todes Schatten. das Vortheil zu fuͤhren und zu befehlen etwas Goͤtt- li-
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Der ſterbende
Ja gantz allein auf ſeine Rechnung trauet/
So wandert er von allem Schlamm befreyt/
Durch einen Weg darauf die Warheit bauet/
Gantz ungeirrt hin auf die Ewigkeit.
Der reine Trieb kan ſolche Wirckung machen/
Daß er erlangt die Eigenſchafft der Sachen/
Die weder Zeit noch Zufall aͤndern kan/
Das iſt das Thun/ dem ſich der Geiſt ergiebet/
So nimmermehr dem Weſen unterthan/
Dem von Natur Verwandelung beliebet.
Die Geſchickligkeit nun/ ſich allezeit an dieſe
Sachen/ ſo niemals anders als gleiche/ und eines
ſind/ zu halten/ nennet man Weißheit. Und wir
muͤſſen daraus nothwendig ſchlieſſen/ daß das Ge-
muͤthe unfehlbar in dieſer Sachen Rey gehoͤre/ ſo
keiner Aenderung unterworffen/ da hergegen/ was
den Leib belanget/ ſich gantz das Widerſpiel ereig-
net. Jm uͤbrigen iſt noch zu vermercken
Des Geiſtes groſſe Wunderkrafft/
Jn dem in allen Thun und Faͤllen
Der Leib ihm gaͤntzlich iſt verhafft/
Nachdem es ihm die Seele ſchafft/
Den Fortgang richtig zu beſtellen.
Den Ruhm/ den dieſes Werck gebuͤhrt/
Gibt ſeine Hoheit zu errahten/
Was Rhadamant im Schilde fuͤhrt/
Der Parcen Macht in bleichen Thaten/
Hat dieſen Helden nicht geruͤhrt/
Und ihn gelegt in Todes Schatten.
Daraus iſt nun klar genungſam zu erſehen/ daß
das Vortheil zu fuͤhren und zu befehlen etwas Goͤtt-
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