Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Socrates. Die Warheit wird in ihm vermehret/Und er auf rechte Bahn gebracht. unsere Seele eher als der Leib gewesen/ wie es aber künfftiger Zeit seyn wird/ ob sie nach Verwesung der Glieder gleichfals seyn und bleiben werde/ Wann unser todter Leib mit Steinen wird beschwert/ Das ist das noch keiner unter uns recht begrief-Was Bein ist/ Asche wird/ das Fleisch der Wurm verzehrt/ fen hat. Dann dieses kan meines Erachtens noch wol beysammen stehen/ daß nemlich die Seele zwar eher als der Leib entstanden/ und in dem menschli- chen Leibe gewohnet/ aber doch in dem Tode zugleich mit dem Leibe aufhöre. Wie wir dann in dem/ daß die Seele eher als der Leib entstanden/ gäntzlich ei- nig seyn. Socrates. Haben wir doch auch schon mehrentheils erwie- sen/ daß sie nach Untergang des Leibes auch übrig bleibe. Dann dafern von dem Lebendigen das Todte wird/ so wird unfehlbar auch von den Tod- ten das Lebendige kommen müssen. Und so der Geist den Leib zu beleben sich herzugemacht/ und aus dem Lande des Todes kommen ist/ so zweiffele doch niemand/ wann er aus diesem Leben zeucht/ daß er nicht wiederum zu den Todten kehre/ von dannen er zu seiner Zeit sich wiederum zurücke machen wird. A- D 2
Socrates. Die Warheit wird in ihm vermehret/Und er auf rechte Bahn gebracht. unſere Seele eher als der Leib geweſen/ wie es aber kuͤnfftiger Zeit ſeyn wird/ ob ſie nach Verweſung der Glieder gleichfals ſeyn und bleiben werde/ Wann unſer todter Leib mit Steinen wird beſchwert/ Das iſt das noch keiner unter uns recht begrief-Was Bein iſt/ Aſche wird/ das Fleiſch der Wurm verzehrt/ fen hat. Dann dieſes kan meines Erachtens noch wol beyſammen ſtehen/ daß nemlich die Seele zwar eher als der Leib entſtanden/ und in dem menſchli- chen Leibe gewohnet/ aber doch in dem Tode zugleich mit dem Leibe aufhoͤre. Wie wir dann in dem/ daß die Seele eher als der Leib entſtanden/ gaͤntzlich ei- nig ſeyn. Socrates. Haben wir doch auch ſchon mehrentheils erwie- ſen/ daß ſie nach Untergang des Leibes auch uͤbrig bleibe. Dann dafern von dem Lebendigen das Todte wird/ ſo wird unfehlbar auch von den Tod- ten das Lebendige kommen muͤſſen. Und ſo der Geiſt den Leib zu beleben ſich herzugemacht/ und aus dem Lande des Todes kommen iſt/ ſo zweiffele doch niemand/ wann er aus dieſem Leben zeucht/ daß er nicht wiederum zu den Todten kehre/ von dannen er zu ſeiner Zeit ſich wiederum zuruͤcke machen wird. A- D 2
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Socrates.
Die Warheit wird in ihm vermehret/
Und er auf rechte Bahn gebracht.
So wiſſe dann/ daß wir unfehlbar glauben/ daß
unſere Seele eher als der Leib geweſen/ wie es aber
kuͤnfftiger Zeit ſeyn wird/ ob ſie nach Verweſung
der Glieder gleichfals ſeyn und bleiben werde/
Wann unſer todter Leib mit Steinen wird beſchwert/
Was Bein iſt/ Aſche wird/ das Fleiſch der Wurm verzehrt/
Das iſt das noch keiner unter uns recht begrief-
fen hat. Dann dieſes kan meines Erachtens noch
wol beyſammen ſtehen/ daß nemlich die Seele zwar
eher als der Leib entſtanden/ und in dem menſchli-
chen Leibe gewohnet/ aber doch in dem Tode zugleich
mit dem Leibe aufhoͤre. Wie wir dann in dem/ daß
die Seele eher als der Leib entſtanden/ gaͤntzlich ei-
nig ſeyn.
Socrates.
Haben wir doch auch ſchon mehrentheils erwie-
ſen/ daß ſie nach Untergang des Leibes auch uͤbrig
bleibe. Dann dafern von dem Lebendigen das
Todte wird/ ſo wird unfehlbar auch von den Tod-
ten das Lebendige kommen muͤſſen. Und ſo der
Geiſt den Leib zu beleben ſich herzugemacht/ und
aus dem Lande des Todes kommen iſt/ ſo zweiffele
doch niemand/ wann er aus dieſem Leben zeucht/ daß
er nicht wiederum zu den Todten kehre/ von dannen
er zu ſeiner Zeit ſich wiederum zuruͤcke machen wird.
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