Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Der sterbende Grüst Phöbus diese runde Welt/ So schau ich sie in gleichem Feuer/ Weil alles für ihr nieder fält/ Als einem reinen Ungeheuer. Die Venus/ so Apelles macht/ Der kleine Gott und seine Kertze/ Und andre Farben Zier und Pracht Führt mir die Phillis in das Hertze. bes einkommet/ auch zugleich an den Simias ge- dencken/ wie es denn offt zu geschehen pfleget/ daß man sich Sachen erinnert/ so die Länge der Zeit/ o- der ja die Unachtsamkeit albereit in dem Gedächt- niß ausgetilget. Und begiebet es sich nicht oft/ daß man bey Anschauung eines gemahleten Pferdes o- der Bettes zugleich an einen Menschen gedencket/ wie auch/ daß einem bey Abbildung des Cebes zu- gleich der Simias in Sinn kommet. So schauen wir nun dergestalt/ daß das Angedencken zwar in gemein durch etwas ähnliches und gleiches/ aber auch offt durch etwas ungleiches erwecket wird. Gedenck ich ohngefehr/ daß ich einmal geschifft/ So man sich nun besagter massen einer SacheSo wird der schnelle Geistden Wolcken zugelencket/ Und der geringste Zeug/ so diese Kunst betrifft/ Macht daß man alsobald an Mast und Seegel dencket. durch etwas gleiches erinnert/ so muß auch erwogen werden/ ob diese Erinnerung sich über diese Aehnlich- keit und Gleichheit der Dinge erstrecket/ so uns ein- fal-
Der ſterbende Gruͤſt Phoͤbus dieſe runde Welt/ So ſchau ich ſie in gleichem Feuer/ Weil alles fuͤr ihr nieder faͤlt/ Als einem reinen Ungeheuer. Die Venus/ ſo Apelles macht/ Der kleine Gott und ſeine Kertze/ Und andre Farben Zier und Pracht Fuͤhrt mir die Phillis in das Hertze. bes einkommet/ auch zugleich an den Simias ge- dencken/ wie es denn offt zu geſchehen pfleget/ daß man ſich Sachen erinnert/ ſo die Laͤnge der Zeit/ o- der ja die Unachtſamkeit albereit in dem Gedaͤcht- niß ausgetilget. Und begiebet es ſich nicht oft/ daß man bey Anſchauung eines gemahleten Pferdes o- der Bettes zugleich an einen Menſchen gedencket/ wie auch/ daß einem bey Abbildung des Cebes zu- gleich der Simias in Sinn kommet. So ſchauen wir nun dergeſtalt/ daß das Angedencken zwar in gemein durch etwas aͤhnliches und gleiches/ aber auch offt durch etwas ungleiches erwecket wird. Gedenck ich ohngefehr/ daß ich einmal geſchifft/ So man ſich nun beſagter maſſen einer SacheSo wird der ſchnelle Geiſtden Wolcken zugelencket/ Und der geringſte Zeug/ ſo dieſe Kunſt betrifft/ Macht daß man alſobald an Maſt und Seegel dencket. durch etwas gleiches erinnert/ ſo muß auch erwogen werden/ ob dieſe Eriñerung ſich uͤber dieſe Aehnlich- keit und Gleichheit der Dinge erſtrecket/ ſo uns ein- fal-
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Der ſterbende
Gruͤſt Phoͤbus dieſe runde Welt/
So ſchau ich ſie in gleichem Feuer/
Weil alles fuͤr ihr nieder faͤlt/
Als einem reinen Ungeheuer.
Die Venus/ ſo Apelles macht/
Der kleine Gott und ſeine Kertze/
Und andre Farben Zier und Pracht
Fuͤhrt mir die Phillis in das Hertze.
Alſo kan man/ in den einem etwas von dem Ce-
bes einkommet/ auch zugleich an den Simias ge-
dencken/ wie es denn offt zu geſchehen pfleget/ daß
man ſich Sachen erinnert/ ſo die Laͤnge der Zeit/ o-
der ja die Unachtſamkeit albereit in dem Gedaͤcht-
niß ausgetilget. Und begiebet es ſich nicht oft/ daß
man bey Anſchauung eines gemahleten Pferdes o-
der Bettes zugleich an einen Menſchen gedencket/
wie auch/ daß einem bey Abbildung des Cebes zu-
gleich der Simias in Sinn kommet. So ſchauen
wir nun dergeſtalt/ daß das Angedencken zwar in
gemein durch etwas aͤhnliches und gleiches/ aber
auch offt durch etwas ungleiches erwecket wird.
Gedenck ich ohngefehr/ daß ich einmal geſchifft/
So wird der ſchnelle Geiſtden Wolcken zugelencket/
Und der geringſte Zeug/ ſo dieſe Kunſt betrifft/
Macht daß man alſobald an Maſt und Seegel dencket.
So man ſich nun beſagter maſſen einer Sache
durch etwas gleiches erinnert/ ſo muß auch erwogen
werden/ ob dieſe Eriñerung ſich uͤber dieſe Aehnlich-
keit und Gleichheit der Dinge erſtrecket/ ſo uns ein-
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