Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.Der Vierten Abhandlung Zu dencken/ wie du bist gebohren;Und auch/ worzu du bist erkohren; Daß Titiro dich Tochter heist/ Und des Montano Schnur gewiedmet bist zu werden/ (Welche Männer nicht nur Hirten: sondern Väter dieser Erden) Daß eine Nymf auf der der Schönheit Sternen gläntzen Ja der noch die Natur nicht zeigt des Lebens Gräntzen/ Durch Unbedachtsamkeit zu ihren Tode rennt: Der läst billig einen Bach tausend Trauer-Tränen rinnen. Und solt er dieser sich alhier enthalten können/ Ey! so wird er vor ein Mensch ein verstelltes Vieh genennt. Amar. Nicandro, wär itzund der Unfall meine Schuld/ Und thät ich ie der Keuschheit was zu wider/ Als wie es zwar geschehen scheint zu seyn; So legt ich mit Gedult Den Halß dem Beile nieder/ Und liesse durch mein Blut und durch die Todes-Pein Die Schuld gebüst/ den Geist gesaubert werden/ Vergnügte Gott/ und auch das Recht der Erden. Jch könte leicht also den trüben Geist bestillen/ Und durch vernünfftiges Erwegen/ Daß ich die Qval verdient/ bezwingen meinen Willen/ Ja/ ohne Seuffzen mich dem Tode niederlegen/ Und durch eine stille Bahn Zu dem süssen Leben eilen/ das kein Unfall stören kan. Nic. Jch wolte/ daß durch Schmach dich hätt ein Mensch verletzet/ Und daß sich nicht dein Geist dem Himmel widersetzet; Dann leichter könten wir dir retten deinen Ruhm/ Als recht genugsam thun der Götter Heiligthum. Was dich nun itzt verletzet hat/ Das bistu selbst/ wie ich vermeine; Hat man dich nicht betroffen auf der That/ Und zwar mit diesem gantz alleine Mit dem dein leichter Geist hat Eh und Treu gebrochen? Warestu denn nicht dem Sohne des Montano recht versprochen? Wie soll man dieses denn nicht klaren Ehbruch nennen? Und meinstu/ daß deine That noch ohn allen Tadel sey? Amar.
Der Vierten Abhandlung Zu dencken/ wie du biſt gebohren;Und auch/ worzu du biſt erkohren; Daß Titiro dich Tochter heiſt/ Und des Montano Schnur gewiedmet biſt zu werden/ (Welche Maͤnner nicht nur Hirten: ſondern Vaͤter dieſer Erden) Daß eine Nymf auf der der Schoͤnheit Sternen glaͤntzen Ja der noch die Natur nicht zeigt des Lebens Graͤntzen/ Durch Unbedachtſamkeit zu ihren Tode rennt: Der laͤſt billig einen Bach tauſend Trauer-Traͤnen rinnen. Und ſolt er dieſer ſich alhier enthalten koͤnnen/ Ey! ſo wird er vor ein Menſch ein verſtelltes Vieh genennt. Amar. Nicandro, waͤr itzund der Unfall meine Schuld/ Und thaͤt ich ie der Keuſchheit was zu wider/ Als wie es zwar geſchehen ſcheint zu ſeyn; So legt ich mit Gedult Den Halß dem Beile nieder/ Und lieſſe durch mein Blut und durch die Todes-Pein Die Schuld gebuͤſt/ den Geiſt geſaubert werden/ Vergnuͤgte Gott/ und auch das Recht der Erden. Jch koͤnte leicht alſo den truͤben Geiſt beſtillen/ Und durch vernuͤnfftiges Erwegen/ Daß ich die Qval verdient/ bezwingen meinen Willen/ Ja/ ohne Seuffzen mich dem Tode niederlegen/ Und durch eine ſtille Bahn Zu dem ſuͤſſen Leben eilen/ das kein Unfall ſtoͤren kan. Nic. Jch wolte/ daß durch Schmach dich haͤtt ein Menſch verletzet/ Und daß ſich nicht dein Geiſt dem Himmel widerſetzet; Dann leichter koͤnten wir dir retten deinen Ruhm/ Als recht genugſam thun der Goͤtter Heiligthum. Was dich nun itzt verletzet hat/ Das biſtu ſelbſt/ wie ich vermeine; Hat man dich nicht betroffen auf der That/ Und zwar mit dieſem gantz alleine Mit dem dein leichter Geiſt hat Eh und Treu gebrochen? Wareſtu denn nicht dem Sohne des Montano recht verſprochen? Wie ſoll man dieſes denn nicht klaren Ehbruch nennen? Und meinſtu/ daß deine That noch ohn allen Tadel ſey? Amar.
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Der Vierten Abhandlung
Zu dencken/ wie du biſt gebohren;
Und auch/ worzu du biſt erkohren;
Daß Titiro dich Tochter heiſt/
Und des Montano Schnur gewiedmet biſt zu werden/
(Welche Maͤnner nicht nur Hirten: ſondern Vaͤter dieſer Erden)
Daß eine Nymf auf der der Schoͤnheit Sternen glaͤntzen
Ja der noch die Natur nicht zeigt des Lebens Graͤntzen/
Durch Unbedachtſamkeit zu ihren Tode rennt:
Der laͤſt billig einen Bach tauſend Trauer-Traͤnen rinnen.
Und ſolt er dieſer ſich alhier enthalten koͤnnen/
Ey! ſo wird er vor ein Menſch ein verſtelltes Vieh genennt.
Amar. Nicandro, waͤr itzund der Unfall meine Schuld/
Und thaͤt ich ie der Keuſchheit was zu wider/
Als wie es zwar geſchehen ſcheint zu ſeyn;
So legt ich mit Gedult
Den Halß dem Beile nieder/
Und lieſſe durch mein Blut und durch die Todes-Pein
Die Schuld gebuͤſt/ den Geiſt geſaubert werden/
Vergnuͤgte Gott/ und auch das Recht der Erden.
Jch koͤnte leicht alſo den truͤben Geiſt beſtillen/
Und durch vernuͤnfftiges Erwegen/
Daß ich die Qval verdient/ bezwingen meinen Willen/
Ja/ ohne Seuffzen mich dem Tode niederlegen/
Und durch eine ſtille Bahn
Zu dem ſuͤſſen Leben eilen/ das kein Unfall ſtoͤren kan.
Nic. Jch wolte/ daß durch Schmach dich haͤtt ein Menſch verletzet/
Und daß ſich nicht dein Geiſt dem Himmel widerſetzet;
Dann leichter koͤnten wir dir retten deinen Ruhm/
Als recht genugſam thun der Goͤtter Heiligthum.
Was dich nun itzt verletzet hat/
Das biſtu ſelbſt/ wie ich vermeine;
Hat man dich nicht betroffen auf der That/
Und zwar mit dieſem gantz alleine
Mit dem dein leichter Geiſt hat Eh und Treu gebrochen?
Wareſtu denn nicht dem Sohne des Montano recht verſprochen?
Wie ſoll man dieſes denn nicht klaren Ehbruch nennen?
Und meinſtu/ daß deine That noch ohn allen Tadel ſey?
Amar.
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