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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Der Vierten Abhandlung
Nach diesem nahm er seinen besten Pfeil
Aus des Köchers Gold-belegtem Schoß/
Und schoß in Eil/
Nachdem er seinen Bogen
Bis an das Eisen angezogen/
Auf des Schweines Schultern loß.
Weil dann der Pfeil ihm bis zum Hertzen drang/
So schaute man daß es zu Boden sanck.
Als nun ich den Silvio gäntzlich schadenloß verspüret/
So sprach ich: Gesegnetes Wild/
Diese Hand/ so dich erleget/ hat dich auch mit Ruhm erfüllt/
Weil sie unvermerckter Art aller Menschen Hertz entführet.
Linc. Was wird man aber wol mit diesem Wilde machen?
Dor. Von allen diesen Sachen
Weiß ich nichts eigentlichs zu sagen;
Jch machte mich bey zeiten/
Aus Furcht erkennt zu werden/ auf die Seiten:
Doch wird man itzt den Kopff in Tempel tragen.
Linc. Was machstu aber denn/ und wann entkleidstu dich?
Dor. Jch bin bereit zu eilen.
Doch der Lupino hat noch mein Gewand bey sich/
Und hat mir zugesagt beym Brunnen zu verweilen.
Doch hab ich ihn daselbst nicht funden.
Mein Linco, liebstu mich/
So wirstu ihn itzt zu suchen/ dir nicht vor beschwerlich schätzen/
Denn er wird sich weit zu gehen wohl nicht haben unterwunden.
Jch wil mich aus Müdigkeit hier in das Gepüsche setzen/
Denn ich mag in diesen Kleidern nicht bey mir geschauet seyn.
Linc. Jch gehe. Warte hier/
So bald es möglich ist/ so stell ich mich bey dir
Gewißlich wieder ein.
Drit-
Der Vierten Abhandlung
Nach dieſem nahm er ſeinen beſten Pfeil
Aus des Koͤchers Gold-belegtem Schoß/
Und ſchoß in Eil/
Nachdem er ſeinen Bogen
Bis an das Eiſen angezogen/
Auf des Schweines Schultern loß.
Weil dann der Pfeil ihm bis zum Hertzen drang/
So ſchaute man daß es zu Boden ſanck.
Als nun ich den Silvio gaͤntzlich ſchadenloß verſpuͤret/
So ſprach ich: Geſegnetes Wild/
Dieſe Hand/ ſo dich erleget/ hat dich auch mit Ruhm erfuͤllt/
Weil ſie unvermerckter Art aller Menſchen Hertz entfuͤhret.
Linc. Was wird man aber wol mit dieſem Wilde machen?
Dor. Von allen dieſen Sachen
Weiß ich nichts eigentlichs zu ſagen;
Jch machte mich bey zeiten/
Aus Furcht erkennt zu werden/ auf die Seiten:
Doch wird man itzt den Kopff in Tempel tragen.
Linc. Was machſtu aber denn/ und wann entkleidſtu dich?
Dor. Jch bin bereit zu eilen.
Doch der Lupino hat noch mein Gewand bey ſich/
Und hat mir zugeſagt beym Brunnen zu verweilen.
Doch hab ich ihn daſelbſt nicht funden.
Mein Linco, liebſtu mich/
So wirſtu ihn itzt zu ſuchen/ dir nicht vor beſchwerlich ſchaͤtzen/
Denn er wird ſich weit zu gehen wohl nicht haben unterwunden.
Jch wil mich aus Muͤdigkeit hier in das Gepuͤſche ſetzen/
Denn ich mag in dieſen Kleidern nicht bey mir geſchauet ſeyn.
Linc. Jch gehe. Warte hier/
So bald es moͤglich iſt/ ſo ſtell ich mich bey dir
Gewißlich wieder ein.
Drit-
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[120/0166] Der Vierten Abhandlung Nach dieſem nahm er ſeinen beſten Pfeil Aus des Koͤchers Gold-belegtem Schoß/ Und ſchoß in Eil/ Nachdem er ſeinen Bogen Bis an das Eiſen angezogen/ Auf des Schweines Schultern loß. Weil dann der Pfeil ihm bis zum Hertzen drang/ So ſchaute man daß es zu Boden ſanck. Als nun ich den Silvio gaͤntzlich ſchadenloß verſpuͤret/ So ſprach ich: Geſegnetes Wild/ Dieſe Hand/ ſo dich erleget/ hat dich auch mit Ruhm erfuͤllt/ Weil ſie unvermerckter Art aller Menſchen Hertz entfuͤhret. Linc. Was wird man aber wol mit dieſem Wilde machen? Dor. Von allen dieſen Sachen Weiß ich nichts eigentlichs zu ſagen; Jch machte mich bey zeiten/ Aus Furcht erkennt zu werden/ auf die Seiten: Doch wird man itzt den Kopff in Tempel tragen. Linc. Was machſtu aber denn/ und wann entkleidſtu dich? Dor. Jch bin bereit zu eilen. Doch der Lupino hat noch mein Gewand bey ſich/ Und hat mir zugeſagt beym Brunnen zu verweilen. Doch hab ich ihn daſelbſt nicht funden. Mein Linco, liebſtu mich/ So wirſtu ihn itzt zu ſuchen/ dir nicht vor beſchwerlich ſchaͤtzen/ Denn er wird ſich weit zu gehen wohl nicht haben unterwunden. Jch wil mich aus Muͤdigkeit hier in das Gepuͤſche ſetzen/ Denn ich mag in dieſen Kleidern nicht bey mir geſchauet ſeyn. Linc. Jch gehe. Warte hier/ So bald es moͤglich iſt/ ſo ſtell ich mich bey dir Gewißlich wieder ein. Drit-

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/166>, abgerufen am 04.05.2024.