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Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679.

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Fünfter Auftritt.
Wo dis Gesetze nun läst seine Stimm erschallen/
Da wird der Himmel selbst zu Fusse müssen fallen.
Amar. Und wenn Diana nun mich schmählich hiesse sterben/
Wird auch die Liebe mich erretten vom Verderben?
Cor. Du suchst ja alles gar zu weit:
Hät iedes Weib vor diesem so gedacht/
Und wolt auch ein' itzund noch so behutsam werden;
So sagt ich gute Zeit
Jst nun vertilget von der Erden.
Die Satzung ist ja nur für Albere gemacht/
Es geht die Witzigen ja keines weges an.
Würd allen Sünderinn also ihr Recht gethan/
So müste dieses Land bald ohne Weiber stehn
Daß nun die Thörichten hier schmertzlich müssen leiden/
So heisset das Gesetz die billig Diebstahl meiden/
Die mit dem Stehlen nicht recht wissen ümzugehn.
Und endlich muß die Zucht allein
Der Unzucht kluger Mantel seyn.
Und dis denck ich:
Ein anders dencke/ was es wil.
Amar. Und dieses Ziel
Jst nicht vor mich.
Die gröste Klugheit ist/ dis bald zu meiden wissen/
Was uns unmüglich ist nach Wunsche zu geniessen.
Cor. Wer hat dir dis verwehret?
Die Zeit ist gar zu kurtz/ nur einen lieb zu haben:
Und die Männer sind zu karg/
Ja wohl vielleicht zu arg/
Und zuverkehrt/
Uns mit ihrer Gunst zu laben.
Du weist ja/ wir sind nur so lange Zeit geliebet/
So lange noch der Jugend Liebligkeit
Uns Anmuth giebet:
Sind denn diese Frühlings-Rosen durch das Alter abgemeit/
So sieht man uns als einen Bienstock an/
Der nicht mehr Honig giebt/ und ferner dienen kan.
Die Männer haben gut Zusagen/
Sie dürffen ja nicht für und für
Wie wir
Dis
F 5
Fuͤnfter Auftritt.
Wo dis Geſetze nun laͤſt ſeine Stimm erſchallen/
Da wird der Himmel ſelbſt zu Fuſſe muͤſſen fallen.
Amar. Und wenn Diana nun mich ſchmaͤhlich hieſſe ſterben/
Wird auch die Liebe mich erretten vom Verderben?
Cor. Du ſuchſt ja alles gar zu weit:
Haͤt iedes Weib vor dieſem ſo gedacht/
Und wolt auch ein’ itzund noch ſo behutſam werden;
So ſagt ich gute Zeit
Jſt nun vertilget von der Erden.
Die Satzung iſt ja nur fuͤr Albere gemacht/
Es geht die Witzigen ja keines weges an.
Wuͤrd allen Suͤnderinn alſo ihr Recht gethan/
So muͤſte dieſes Land bald ohne Weiber ſtehn
Daß nun die Thoͤrichten hier ſchmertzlich muͤſſen leiden/
So heiſſet das Geſetz die billig Diebſtahl meiden/
Die mit dem Stehlen nicht recht wiſſen uͤmzugehn.
Und endlich muß die Zucht allein
Der Unzucht kluger Mantel ſeyn.
Und dis denck ich:
Ein anders dencke/ was es wil.
Amar. Und dieſes Ziel
Jſt nicht vor mich.
Die groͤſte Klugheit iſt/ dis bald zu meiden wiſſen/
Was uns unmuͤglich iſt nach Wunſche zu genieſſen.
Cor. Wer hat dir dis verwehret?
Die Zeit iſt gar zu kurtz/ nur einen lieb zu haben:
Und die Maͤnner ſind zu karg/
Ja wohl vielleicht zu arg/
Und zuverkehrt/
Uns mit ihrer Gunſt zu laben.
Du weiſt ja/ wir ſind nur ſo lange Zeit geliebet/
So lange noch der Jugend Liebligkeit
Uns Anmuth giebet:
Sind denn dieſe Fruͤhlings-Roſen durch das Alter abgemeit/
So ſieht man uns als einen Bienſtock an/
Der nicht mehr Honig giebt/ und ferner dienen kan.
Die Maͤnner haben gut Zuſagen/
Sie duͤrffen ja nicht fuͤr und fuͤr
Wie wir
Dis
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[89/0135] Fuͤnfter Auftritt. Wo dis Geſetze nun laͤſt ſeine Stimm erſchallen/ Da wird der Himmel ſelbſt zu Fuſſe muͤſſen fallen. Amar. Und wenn Diana nun mich ſchmaͤhlich hieſſe ſterben/ Wird auch die Liebe mich erretten vom Verderben? Cor. Du ſuchſt ja alles gar zu weit: Haͤt iedes Weib vor dieſem ſo gedacht/ Und wolt auch ein’ itzund noch ſo behutſam werden; So ſagt ich gute Zeit Jſt nun vertilget von der Erden. Die Satzung iſt ja nur fuͤr Albere gemacht/ Es geht die Witzigen ja keines weges an. Wuͤrd allen Suͤnderinn alſo ihr Recht gethan/ So muͤſte dieſes Land bald ohne Weiber ſtehn Daß nun die Thoͤrichten hier ſchmertzlich muͤſſen leiden/ So heiſſet das Geſetz die billig Diebſtahl meiden/ Die mit dem Stehlen nicht recht wiſſen uͤmzugehn. Und endlich muß die Zucht allein Der Unzucht kluger Mantel ſeyn. Und dis denck ich: Ein anders dencke/ was es wil. Amar. Und dieſes Ziel Jſt nicht vor mich. Die groͤſte Klugheit iſt/ dis bald zu meiden wiſſen/ Was uns unmuͤglich iſt nach Wunſche zu genieſſen. Cor. Wer hat dir dis verwehret? Die Zeit iſt gar zu kurtz/ nur einen lieb zu haben: Und die Maͤnner ſind zu karg/ Ja wohl vielleicht zu arg/ Und zuverkehrt/ Uns mit ihrer Gunſt zu laben. Du weiſt ja/ wir ſind nur ſo lange Zeit geliebet/ So lange noch der Jugend Liebligkeit Uns Anmuth giebet: Sind denn dieſe Fruͤhlings-Roſen durch das Alter abgemeit/ So ſieht man uns als einen Bienſtock an/ Der nicht mehr Honig giebt/ und ferner dienen kan. Die Maͤnner haben gut Zuſagen/ Sie duͤrffen ja nicht fuͤr und fuͤr Wie wir Dis F 5

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Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Deutsche Ubersetzungen und Gedichte. Breslau, 1679, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hofmannswaldau_uebersetzungen_1679/135>, abgerufen am 30.04.2024.