Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.Sinn-Getichte. Auf ihr nacht-gefäß. JCh bin ein glas. Wer mehr in mir begehrt zu schaun,R. Laß in mich sein gesicht an statt des bodens baun. Auf ihre kammer-thüre. JHr angel, schweigt! damit sie mich nicht höre flehn:R. Wann ich zurücke bin, entdeckt, was ich gesehn. Die lampe an ihr bette. Ofüsses bett! ich seh und kenne deinen thron:R. Entblöse, was du wilt, ich sage nichts davon. Licht und liebe haben einen ausgang. WAnn bey der lampe nicht der gulden' ölkrug steht,Verlischt das licht: ich auch, wann mir ihr schein ent- geht. Von ihrem bette. Wär' ich ihr bett, ich ließ' auf hertzen voll vergnügenR. Hertz, und auf munde mund, und aug' auf auge liegen. Von träumen. Wär' ich ein traum, ich läg' im schlaf in ihren armen,R. Biß daß ihr hertze sich des meinen würd' erbarmen. Von der nacht. Wär' ich die nacht, ich wolt' in dieser schönen auenMit meinen sternen blos auf eine nymphe schauen. Der E 4
Sinn-Getichte. Auf ihr nacht-gefaͤß. JCh bin ein glas. Wer mehr in mir begehrt zu ſchaun,R. Laß in mich ſein geſicht an ſtatt des bodens baun. Auf ihre kammer-thuͤre. JHr angel, ſchweigt! damit ſie mich nicht hoͤre flehn:R. Wann ich zuruͤcke bin, entdeckt, was ich geſehn. Die lampe an ihr bette. Ofuͤſſes bett! ich ſeh und kenne deinen thron:R. Entbloͤſe, was du wilt, ich ſage nichts davon. Licht und liebe haben einen ausgang. WAnn bey der lampe nicht der gulden’ oͤlkrug ſteht,Verliſcht das licht: ich auch, wann mir ihr ſchein ent- geht. Von ihrem bette. Waͤr’ ich ihr bett, ich ließ’ auf hertzen voll vergnuͤgenR. Hertz, und auf munde mund, und aug’ auf auge liegen. Von traͤumen. Waͤr’ ich ein traum, ich laͤg’ im ſchlaf in ihren armen,R. Biß daß ihr hertze ſich des meinen wuͤrd’ erbarmen. Von der nacht. Waͤr’ ich die nacht, ich wolt’ in dieſer ſchoͤnen auenMit meinen ſternen blos auf eine nymphe ſchauen. Der E 4
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Auf ihr nacht-gefaͤß.
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JCh bin ein glas. Wer mehr in mir begehrt zu ſchaun,
Laß in mich ſein geſicht an ſtatt des bodens baun.
Auf ihre kammer-thuͤre.
R.
JHr angel, ſchweigt! damit ſie mich nicht hoͤre flehn:
Wann ich zuruͤcke bin, entdeckt, was ich geſehn.
Die lampe an ihr bette.
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Ofuͤſſes bett! ich ſeh und kenne deinen thron:
Entbloͤſe, was du wilt, ich ſage nichts davon.
Licht und liebe haben einen ausgang.
WAnn bey der lampe nicht der gulden’ oͤlkrug ſteht,
Verliſcht das licht: ich auch, wann mir ihr ſchein ent-
geht.
Von ihrem bette.
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Waͤr’ ich ihr bett, ich ließ’ auf hertzen voll vergnuͤgen
Hertz, und auf munde mund, und aug’ auf auge liegen.
Von traͤumen.
R.
Waͤr’ ich ein traum, ich laͤg’ im ſchlaf in ihren armen,
Biß daß ihr hertze ſich des meinen wuͤrd’ erbarmen.
Von der nacht.
Waͤr’ ich die nacht, ich wolt’ in dieſer ſchoͤnen auen
Mit meinen ſternen blos auf eine nymphe ſchauen.
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