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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Sinn-Getichte.
Auf einen hasen.
R.
WEr von dem hasen ißt, ist sieben tage schön:
Mir thät es noth; ich laß ihn doch aus freundschafft
stehn.


Auf ein crystallin wein-glas.
R.
DJana taucht sich hier mit ihren nymphen ein:
Der fluß ist wein; Wer trinckt, der muß Actäon seyn.


Auf einen gebratnen capaun.
R.
DAß ich so zart und weich an frischem fleische bin,
Macht, daß für mir kein hun nicht durffte niederknien.


Auf ein schau-essen mit einem ausge-
stopfften pfauen.

R.
DAs fleisch ist unten zu, die federn oben an:
Genung, daß schier der schwantz die tafel decken kan.


Auf eine zugerichtete meer-schnecke.
R.
SEht, wie um diese schaal ein wurm den andern schraubt.
Sie leben; trinckt nicht viel; sonst suchen sie das haupt.


Auf die pantoffeln einer schönen dame.
R.
JHr zeigt den weg, wohin viel wünsch und seufftzer gehn:
Wohl dem, der künfftig kan in euren stapffen stehn!
Auf
Sinn-Getichte.
Auf einen haſen.
R.
WEr von dem haſen ißt, iſt ſieben tage ſchoͤn:
Mir thaͤt es noth; ich laß ihn doch aus freundſchafft
ſtehn.


Auf ein cryſtallin wein-glas.
R.
DJana taucht ſich hier mit ihren nymphen ein:
Der fluß iſt wein; Wer trinckt, der muß Actaͤon ſeyn.


Auf einen gebratnen capaun.
R.
DAß ich ſo zart und weich an friſchem fleiſche bin,
Macht, daß fuͤr mir kein hun nicht durffte niederknien.


Auf ein ſchau-eſſen mit einem ausge-
ſtopfften pfauen.

R.
DAs fleiſch iſt unten zu, die federn oben an:
Genung, daß ſchier der ſchwantz die tafel decken kan.


Auf eine zugerichtete meer-ſchnecke.
R.
SEht, wie um dieſe ſchaal ein wurm den andern ſchraubt.
Sie leben; trinckt nicht viel; ſonſt ſuchen ſie das haupt.


Auf die pantoffeln einer ſchoͤnen dame.
R.
JHr zeigt den weg, wohin viel wuͤnſch und ſeufftzer gehn:
Wohl dem, der kuͤnfftig kan in euren ſtapffen ſtehn!
Auf
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[70/0094] Sinn-Getichte. Auf einen haſen. R. WEr von dem haſen ißt, iſt ſieben tage ſchoͤn: Mir thaͤt es noth; ich laß ihn doch aus freundſchafft ſtehn. Auf ein cryſtallin wein-glas. R. DJana taucht ſich hier mit ihren nymphen ein: Der fluß iſt wein; Wer trinckt, der muß Actaͤon ſeyn. Auf einen gebratnen capaun. R. DAß ich ſo zart und weich an friſchem fleiſche bin, Macht, daß fuͤr mir kein hun nicht durffte niederknien. Auf ein ſchau-eſſen mit einem ausge- ſtopfften pfauen. R. DAs fleiſch iſt unten zu, die federn oben an: Genung, daß ſchier der ſchwantz die tafel decken kan. Auf eine zugerichtete meer-ſchnecke. R. SEht, wie um dieſe ſchaal ein wurm den andern ſchraubt. Sie leben; trinckt nicht viel; ſonſt ſuchen ſie das haupt. Auf die pantoffeln einer ſchoͤnen dame. R. JHr zeigt den weg, wohin viel wuͤnſch und ſeufftzer gehn: Wohl dem, der kuͤnfftig kan in euren ſtapffen ſtehn! Auf

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/94>, abgerufen am 06.05.2024.