Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.Galante Getichte. Er weinete, als sie in das gebürge zog. WEnn erd und himmel lacht, so muß die sonne scheinen:A. C. T. Wenn diese sich verliert, muß volck und himmel weinen Wie soll mein auge nicht voll thränen-regen stehn, Wenn meine sonne mir will unter wolcken gehn? Als sie zörnete, daß er ihre brust berühret. ARIA. ERbarmest du dich nicht? O strenge rächerin der sünden! Kanst du in dem nur kühlung finden, Wenn mir dein grimm das urtheil spricht, Und dein so zornig angesichte Den ärmsten Seladon stellt vor sein blut-gerichte? Was dich so sehr gerührt, War nur ein griff nach deinem hertzen; Jndessen muß ich es verschmertzen, Daß du mein hertze gar entführt: Wie hast denn du nun zörnen sollen? Jst nicht entführen mehr, als nur entführen wollen? Ach! ist dein hertze stein, Das sich nur diamanten gleichet, Das kein erbarmend trieb erweichet? So reime mir es dannoch ein! Jch will es als ein altar brauchen; Laß, strenge göttin! nur darauf mein hertze rauchen! Der stein wird endlich weich, Wenn ihn nur tropffen offt begiessen. Auf dein hertz laß ich ströhnte fliessen; Du C 4
Galante Getichte. Er weinete, als ſie in das gebuͤrge zog. WEnn erd und himmel lacht, ſo muß die ſonne ſcheinen:A. C. T. Wenn dieſe ſich verliert, muß volck und himmel weinen Wie ſoll mein auge nicht voll thraͤnen-regen ſtehn, Wenn meine ſonne mir will unter wolcken gehn? Als ſie zoͤrnete, daß er ihre bruſt beruͤhret. ARIA. ERbarmeſt du dich nicht? O ſtrenge raͤcherin der ſuͤnden! Kanſt du in dem nur kuͤhlung finden, Wenn mir dein grimm das urtheil ſpricht, Und dein ſo zornig angeſichte Den aͤrmſten Seladon ſtellt vor ſein blut-gerichte? Was dich ſo ſehr geruͤhrt, War nur ein griff nach deinem hertzen; Jndeſſen muß ich es verſchmertzen, Daß du mein hertze gar entfuͤhrt: Wie haſt denn du nun zoͤrnen ſollen? Jſt nicht entfuͤhren mehr, als nur entfuͤhren wollen? Ach! iſt dein hertze ſtein, Das ſich nur diamanten gleichet, Das kein erbarmend trieb erweichet? So reime mir es dannoch ein! Jch will es als ein altar brauchen; Laß, ſtrenge goͤttin! nur darauf mein hertze rauchen! Der ſtein wird endlich weich, Wenn ihn nur tropffen offt begieſſen. Auf dein hertz laß ich ſtroͤhnte flieſſen; Du C 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0063" n="39"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Galante Getichte.</hi> </fw><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Er weinete, als ſie in das gebuͤrge zog.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">A. C. T.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">W</hi>Enn erd und himmel lacht, ſo muß die ſonne ſcheinen:</l><lb/> <l>Wenn dieſe ſich verliert, muß volck und himmel weinen</l><lb/> <l>Wie ſoll mein auge nicht voll thraͤnen-regen ſtehn,</l><lb/> <l>Wenn meine ſonne mir will unter wolcken gehn?</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Als ſie zoͤrnete, daß er ihre bruſt<lb/> beruͤhret.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i"><hi rendition="#g">ARIA.</hi></hi></hi></hi> </head><lb/> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">E</hi>Rbarmeſt du dich nicht?</l><lb/> <l>O ſtrenge raͤcherin der ſuͤnden!</l><lb/> <l>Kanſt du in dem nur kuͤhlung finden,</l><lb/> <l>Wenn mir dein grimm das urtheil ſpricht,</l><lb/> <l>Und dein ſo zornig angeſichte</l><lb/> <l>Den aͤrmſten Seladon ſtellt vor ſein blut-gerichte?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Was dich ſo ſehr geruͤhrt,</l><lb/> <l>War nur ein griff nach deinem hertzen;</l><lb/> <l>Jndeſſen muß ich es verſchmertzen,</l><lb/> <l>Daß du mein hertze gar entfuͤhrt:</l><lb/> <l>Wie haſt denn du nun zoͤrnen ſollen?</l><lb/> <l>Jſt nicht entfuͤhren mehr, als nur entfuͤhren wollen?</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ach! iſt dein hertze ſtein,</l><lb/> <l>Das ſich nur diamanten gleichet,</l><lb/> <l>Das kein erbarmend trieb erweichet?</l><lb/> <l>So reime mir es dannoch ein!</l><lb/> <l>Jch will es als ein altar brauchen;</l><lb/> <l>Laß, ſtrenge goͤttin! nur darauf mein hertze rauchen!</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Der ſtein wird endlich weich,</l><lb/> <l>Wenn ihn nur tropffen offt begieſſen.</l><lb/> <l>Auf dein hertz laß ich ſtroͤhnte flieſſen;<lb/> <fw place="bottom" type="sig">C 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Du</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [39/0063]
Galante Getichte.
Er weinete, als ſie in das gebuͤrge zog.
A. C. T.
WEnn erd und himmel lacht, ſo muß die ſonne ſcheinen:
Wenn dieſe ſich verliert, muß volck und himmel weinen
Wie ſoll mein auge nicht voll thraͤnen-regen ſtehn,
Wenn meine ſonne mir will unter wolcken gehn?
Als ſie zoͤrnete, daß er ihre bruſt
beruͤhret.
ARIA.
ERbarmeſt du dich nicht?
O ſtrenge raͤcherin der ſuͤnden!
Kanſt du in dem nur kuͤhlung finden,
Wenn mir dein grimm das urtheil ſpricht,
Und dein ſo zornig angeſichte
Den aͤrmſten Seladon ſtellt vor ſein blut-gerichte?
Was dich ſo ſehr geruͤhrt,
War nur ein griff nach deinem hertzen;
Jndeſſen muß ich es verſchmertzen,
Daß du mein hertze gar entfuͤhrt:
Wie haſt denn du nun zoͤrnen ſollen?
Jſt nicht entfuͤhren mehr, als nur entfuͤhren wollen?
Ach! iſt dein hertze ſtein,
Das ſich nur diamanten gleichet,
Das kein erbarmend trieb erweichet?
So reime mir es dannoch ein!
Jch will es als ein altar brauchen;
Laß, ſtrenge goͤttin! nur darauf mein hertze rauchen!
Der ſtein wird endlich weich,
Wenn ihn nur tropffen offt begieſſen.
Auf dein hertz laß ich ſtroͤhnte flieſſen;
Du
C 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |