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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Verliebte und
Mein wünschen soll das rad des wagens rückwärts ziehn,
Den pferden will ich was an ihre füsse machen;
Ja ich will eher nicht alsdenn zu frieden seyn,
Biß dich, o Clelie! dein abschied wird gereun.


Sonnet.
Auf ihren mund.
* * T.
DEr purpur, Flavia! der deinen mund bedecket,
Kommt (ich gesteh es zu,) von keiner farbe her:
Nein, blitze kommen nicht aus firniß ohngefähr,
Und in der schnecken blut wird keine gluth gehecket.
Was aber hast du sonst vor wunder hier verstecket?
Dir eckelt vor der lieb, und bist vom feuer leer;
Und dennoch führt dein mund der Venus ihr gewehr,
Das tausend männer trifft, und steten brand erwecket.
Jst eiß und winter hier bey rosen und bey gluth?
Blühn blumen, da der frost den gantzen stock verderbet?
Doch ja: Jch sehe schon, was deine lippen färbet;
Jhr bunter purpur kommt von dem erhitzten blut,
Das dein bezaubrend aug' aus männer-hertzen ziehet:
Was wunder, daß dein mund von röth und feuer glühet?


Als sie sich abmahlen ließ.
* * T.
FLorette! trauest du dem albern mahler zu,
Daß er dein englisch bild in farben könne treffen?
Ach laß dich, schönste! nicht den blöden künstler äsfen,
Weil keiner farben glantz so strahlen kan wie du.
Wo nun mein treuer rath bey dir, Florette! gilt,
So laß die Venus dir dein blut zur farbe rühren,
Und deinen Seladon auf dich den pinsel führen;
So schauest du alsdenn dein wahres ebenbild.
Er
Verliebte und
Mein wuͤnſchen ſoll das rad des wagens ruͤckwaͤrts ziehn,
Den pferden will ich was an ihre fuͤſſe machen;
Ja ich will eher nicht alsdenn zu frieden ſeyn,
Biß dich, o Clelie! dein abſchied wird gereun.


Sonnet.
Auf ihren mund.
* * T.
DEr purpur, Flavia! der deinen mund bedecket,
Kommt (ich geſteh es zu,) von keiner farbe her:
Nein, blitze kommen nicht aus firniß ohngefaͤhr,
Und in der ſchnecken blut wird keine gluth gehecket.
Was aber haſt du ſonſt vor wunder hier verſtecket?
Dir eckelt vor der lieb, und biſt vom feuer leer;
Und dennoch fuͤhrt dein mund der Venus ihr gewehr,
Das tauſend maͤnner trifft, und ſteten brand erwecket.
Jſt eiß und winter hier bey roſen und bey gluth?
Bluͤhn blumen, da der froſt den gantzen ſtock verderbet?
Doch ja: Jch ſehe ſchon, was deine lippen faͤrbet;
Jhr bunter purpur kommt von dem erhitzten blut,
Das dein bezaubrend aug’ aus maͤnner-hertzen ziehet:
Was wunder, daß dein mund von roͤth und feuer gluͤhet?


Als ſie ſich abmahlen ließ.
* * T.
FLorette! traueſt du dem albern mahler zu,
Daß er dein engliſch bild in farben koͤnne treffen?
Ach laß dich, ſchoͤnſte! nicht den bloͤden kuͤnſtler aͤſfen,
Weil keiner farben glantz ſo ſtrahlen kan wie du.
Wo nun mein treuer rath bey dir, Florette! gilt,
So laß die Venus dir dein blut zur farbe ruͤhren,
Und deinen Seladon auf dich den pinſel fuͤhren;
So ſchaueſt du alsdenn dein wahres ebenbild.
Er
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[38/0062] Verliebte und Mein wuͤnſchen ſoll das rad des wagens ruͤckwaͤrts ziehn, Den pferden will ich was an ihre fuͤſſe machen; Ja ich will eher nicht alsdenn zu frieden ſeyn, Biß dich, o Clelie! dein abſchied wird gereun. Sonnet. Auf ihren mund. * * T. DEr purpur, Flavia! der deinen mund bedecket, Kommt (ich geſteh es zu,) von keiner farbe her: Nein, blitze kommen nicht aus firniß ohngefaͤhr, Und in der ſchnecken blut wird keine gluth gehecket. Was aber haſt du ſonſt vor wunder hier verſtecket? Dir eckelt vor der lieb, und biſt vom feuer leer; Und dennoch fuͤhrt dein mund der Venus ihr gewehr, Das tauſend maͤnner trifft, und ſteten brand erwecket. Jſt eiß und winter hier bey roſen und bey gluth? Bluͤhn blumen, da der froſt den gantzen ſtock verderbet? Doch ja: Jch ſehe ſchon, was deine lippen faͤrbet; Jhr bunter purpur kommt von dem erhitzten blut, Das dein bezaubrend aug’ aus maͤnner-hertzen ziehet: Was wunder, daß dein mund von roͤth und feuer gluͤhet? Als ſie ſich abmahlen ließ. * * T. FLorette! traueſt du dem albern mahler zu, Daß er dein engliſch bild in farben koͤnne treffen? Ach laß dich, ſchoͤnſte! nicht den bloͤden kuͤnſtler aͤſfen, Weil keiner farben glantz ſo ſtrahlen kan wie du. Wo nun mein treuer rath bey dir, Florette! gilt, So laß die Venus dir dein blut zur farbe ruͤhren, Und deinen Seladon auf dich den pinſel fuͤhren; So ſchaueſt du alsdenn dein wahres ebenbild. Er

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/62>, abgerufen am 24.11.2024.