Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.
Jch will vor ihre blumen-wangen Bey allen winden bürge seyn, Daß nicht ihr rosen-lichter schein Woll' ihnen zum gespötte prangen, Damit sich selbe nicht bemühn, Den purpur ihnen abzuziehn, Noch ihre blumen zu entblättern; Die andern blumen, gras und laub Nehmt, o ihr wind'! als euren raub; Hier aber schont mit harten wettern! O unerbittliches geschicke! Laß ja dem wunsch ein gnügen thun! Sonst kan ich nicht im grabe ruhn, Und komm aus jener welt zurücke; Wiewohl, wo ich vorm tode darff, Und dessen satzung nicht zu scharff, Wird ohnedem mein leichter schatten Aufsuchen dieses schöne kind, Um sich, so bald er es nur findt, Mit seiner fleischlichkeit zu gatten. Vergleichung der liebe mit den bienen. DJe bienen sind zwar klein;T. T. Jhr kleiner biß macht dennoch grosse pein: Und was ist kleiner als die liebe? Sie geht durch enge strassen ein, Und kan in engem auch verborgen seyn. Sehr offt verhalten sich derselben scharffe triebe Jm schatten derer augenlieder, Bald in den schönen haaren wieder, Bald
Jch will vor ihre blumen-wangen Bey allen winden buͤrge ſeyn, Daß nicht ihr roſen-lichter ſchein Woll’ ihnen zum geſpoͤtte prangen, Damit ſich ſelbe nicht bemuͤhn, Den purpur ihnen abzuziehn, Noch ihre blumen zu entblaͤttern; Die andern blumen, gras und laub Nehmt, o ihr wind’! als euren raub; Hier aber ſchont mit harten wettern! O unerbittliches geſchicke! Laß ja dem wunſch ein gnuͤgen thun! Sonſt kan ich nicht im grabe ruhn, Und komm aus jener welt zuruͤcke; Wiewohl, wo ich vorm tode darff, Und deſſen ſatzung nicht zu ſcharff, Wird ohnedem mein leichter ſchatten Aufſuchen dieſes ſchoͤne kind, Um ſich, ſo bald er es nur findt, Mit ſeiner fleiſchlichkeit zu gatten. Vergleichung der liebe mit den bienen. DJe bienen ſind zwar klein;T. T. Jhr kleiner biß macht dennoch groſſe pein: Und was iſt kleiner als die liebe? Sie geht durch enge ſtraſſen ein, Und kan in engem auch verborgen ſeyn. Sehr offt verhalten ſich derſelben ſcharffe triebe Jm ſchatten derer augenlieder, Bald in den ſchoͤnen haaren wieder, Bald
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Verliebte und
Mich faſt zu tode hier muß kraͤncken,
Jch doch um ihres leibes wohl,
Und was ſie ſonſt vergnuͤgen ſoll,
Zum himmel will die augen lencken.
Jch will vor ihre blumen-wangen
Bey allen winden buͤrge ſeyn,
Daß nicht ihr roſen-lichter ſchein
Woll’ ihnen zum geſpoͤtte prangen,
Damit ſich ſelbe nicht bemuͤhn,
Den purpur ihnen abzuziehn,
Noch ihre blumen zu entblaͤttern;
Die andern blumen, gras und laub
Nehmt, o ihr wind’! als euren raub;
Hier aber ſchont mit harten wettern!
O unerbittliches geſchicke!
Laß ja dem wunſch ein gnuͤgen thun!
Sonſt kan ich nicht im grabe ruhn,
Und komm aus jener welt zuruͤcke;
Wiewohl, wo ich vorm tode darff,
Und deſſen ſatzung nicht zu ſcharff,
Wird ohnedem mein leichter ſchatten
Aufſuchen dieſes ſchoͤne kind,
Um ſich, ſo bald er es nur findt,
Mit ſeiner fleiſchlichkeit zu gatten.
Vergleichung der liebe mit den bienen.
T. T.
DJe bienen ſind zwar klein;
Jhr kleiner biß macht dennoch groſſe pein:
Und was iſt kleiner als die liebe?
Sie geht durch enge ſtraſſen ein,
Und kan in engem auch verborgen ſeyn.
Sehr offt verhalten ſich derſelben ſcharffe triebe
Jm ſchatten derer augenlieder,
Bald in den ſchoͤnen haaren wieder,
Bald
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