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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Leanders aus Schlesien
Ja liesse sie es auch ein wenig bey ihr bleiben,
So sagte sie ihm doch nichts süsses in das ohr;
Jch will die sache nicht ausführlicher beschreiben,
Die schlaue Sylvia weiß alles längst zuvor.
Könnt' auch Leander schon den possen heimlich spielen:
Kennt' auch schon Sylvia hier meine liebe nicht;
So würd' ich dennoch nie den süssen zweck erzielen,
So lang es mir an kunst und auch an macht gebricht.
Es folget die natur nicht unsern fantasien:
Ja Sylvia weiß wohl, daß ich nicht hexen kan.
Cupido will sich selbst hierinnen nicht bemühen,
Er schauet deinen blitz nicht ohne zittern an.
Jch weiß dann, holdes kind! kein hündgen aufzubringen:
Jch bin nicht schlau genung, der strafe zu entgehn:
Jch sinne, wie ich will, so will kein fund gelingen:
Drum bin ich nur bereit, dein urthel auszustehn.
Der zorn verbietet dir ohn zweifel, zu verweilen:
Mich däucht, er liefert blitz und donner wider mich;
Allein du folgst ihm nicht, denn wer das übereilen
Aus übereilung straft, straft niemand mehr, als sich.


An Sylvien,
über die bey ihr verlohrne freyheit.
JCh habe nächst bey dir die freyheit eingebüßt,
Und möchte mir sie gerne wiederholen:
Denn deine schönheit hat mir sie gewiß gestohlen,
Jch weiß, daß sie die gröste diebin ist.
Drum kan ich nicht umhin, es hilfft kein schreyn noch fluchen;
Jch muß sie durch und durch besuchen.


Auf ihre blässe.
DEr blässe matter schein,
So Daphnens antlitz eingenommen,
Muß
Leanders aus Schleſien
Ja lieſſe ſie es auch ein wenig bey ihr bleiben,
So ſagte ſie ihm doch nichts ſuͤſſes in das ohr;
Jch will die ſache nicht ausfuͤhrlicher beſchreiben,
Die ſchlaue Sylvia weiß alles laͤngſt zuvor.
Koͤnnt’ auch Leander ſchon den poſſen heimlich ſpielen:
Kennt’ auch ſchon Sylvia hier meine liebe nicht;
So wuͤrd’ ich dennoch nie den ſuͤſſen zweck erzielen,
So lang es mir an kunſt und auch an macht gebricht.
Es folget die natur nicht unſern fantaſien:
Ja Sylvia weiß wohl, daß ich nicht hexen kan.
Cupido will ſich ſelbſt hierinnen nicht bemuͤhen,
Er ſchauet deinen blitz nicht ohne zittern an.
Jch weiß dann, holdes kind! kein huͤndgen aufzubringen:
Jch bin nicht ſchlau genung, der ſtrafe zu entgehn:
Jch ſinne, wie ich will, ſo will kein fund gelingen:
Drum bin ich nur bereit, dein urthel auszuſtehn.
Der zorn verbietet dir ohn zweifel, zu verweilen:
Mich daͤucht, er liefert blitz und donner wider mich;
Allein du folgſt ihm nicht, denn wer das uͤbereilen
Aus uͤbereilung ſtraft, ſtraft niemand mehr, als ſich.


An Sylvien,
uͤber die bey ihr verlohrne freyheit.
JCh habe naͤchſt bey dir die freyheit eingebuͤßt,
Und moͤchte mir ſie gerne wiederholen:
Denn deine ſchoͤnheit hat mir ſie gewiß geſtohlen,
Jch weiß, daß ſie die groͤſte diebin iſt.
Drum kan ich nicht umhin, es hilfft kein ſchreyn noch fluchen;
Jch muß ſie durch und durch beſuchen.


Auf ihre blaͤſſe.
DEr blaͤſſe matter ſchein,
So Daphnens antlitz eingenommen,
Muß
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[298/0322] Leanders aus Schleſien Ja lieſſe ſie es auch ein wenig bey ihr bleiben, So ſagte ſie ihm doch nichts ſuͤſſes in das ohr; Jch will die ſache nicht ausfuͤhrlicher beſchreiben, Die ſchlaue Sylvia weiß alles laͤngſt zuvor. Koͤnnt’ auch Leander ſchon den poſſen heimlich ſpielen: Kennt’ auch ſchon Sylvia hier meine liebe nicht; So wuͤrd’ ich dennoch nie den ſuͤſſen zweck erzielen, So lang es mir an kunſt und auch an macht gebricht. Es folget die natur nicht unſern fantaſien: Ja Sylvia weiß wohl, daß ich nicht hexen kan. Cupido will ſich ſelbſt hierinnen nicht bemuͤhen, Er ſchauet deinen blitz nicht ohne zittern an. Jch weiß dann, holdes kind! kein huͤndgen aufzubringen: Jch bin nicht ſchlau genung, der ſtrafe zu entgehn: Jch ſinne, wie ich will, ſo will kein fund gelingen: Drum bin ich nur bereit, dein urthel auszuſtehn. Der zorn verbietet dir ohn zweifel, zu verweilen: Mich daͤucht, er liefert blitz und donner wider mich; Allein du folgſt ihm nicht, denn wer das uͤbereilen Aus uͤbereilung ſtraft, ſtraft niemand mehr, als ſich. An Sylvien, uͤber die bey ihr verlohrne freyheit. JCh habe naͤchſt bey dir die freyheit eingebuͤßt, Und moͤchte mir ſie gerne wiederholen: Denn deine ſchoͤnheit hat mir ſie gewiß geſtohlen, Jch weiß, daß ſie die groͤſte diebin iſt. Drum kan ich nicht umhin, es hilfft kein ſchreyn noch fluchen; Jch muß ſie durch und durch beſuchen. Auf ihre blaͤſſe. DEr blaͤſſe matter ſchein, So Daphnens antlitz eingenommen, Muß

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/322>, abgerufen am 26.11.2024.