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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Verliebte und Galante Getichte.
Allein bedenckst du auch, was dir der winter dräuet,
Der aller gärten pracht in seinem grimm zerstreuet,
Biß auf den blumen-schmuck, den deine schönheit weist?
Florett'! entwehne dich dergleichen lecker-bissen;
Sonst wirst du, wenn die zeit dir diese kost entreist,
Aus harter hungers-noth dich selbst verzehren müssen.


Er vergleicht sich mit einer uhr.
Aus dem Welschen des Petrazzi.
ES mag Florette lachen!
So will der himmel doch ein uhrwerck aus mir machen,
Wo der gedancken lauff an statt der räder ist.
Mein ängstig sehnen bleibt zur unruh auserkiest,
Weil jenes sich, wie dieses stets, beweget:
Mein hertze soll das glöckgen seyn,
Auf dem der liebe strahl und deiner blicke schein
Die stunden und minuten schläget.
Du aber, süsser glantz! der mich gebunden führt,
Und meine sonne ziert,
Nach der ich so viel seusstzer sende,
Du bist der mittel-punct, um welchen ich mich wende.


Als sie vor ihm weinte.
Aus dem Welschen des Marini.
ES ist wohl wahr, Lisette weinet;
Doch darum wunder ich mich nicht,
Weil die gelinde bach, so aus den augen bricht,
Ein fremdes quell zu haben scheinet.
Drum bilde dir nicht ein: Leander sey betrogen;
Er kennt die sonnen wohl, womit Lisette blitzt:
Die sind es, so die fluth, so meine seele schwitzt,
Aus meiner augen brunn in den crystall gezogen.
Und also ist es falsch, daß mich Lisette liebt;
Jst sie gleich gegen mich mitleidend und betrübt,
So
T 2
Verliebte und Galante Getichte.
Allein bedenckſt du auch, was dir der winter draͤuet,
Der aller gaͤrten pracht in ſeinem grimm zerſtreuet,
Biß auf den blumen-ſchmuck, den deine ſchoͤnheit weiſt?
Florett’! entwehne dich dergleichen lecker-biſſen;
Sonſt wirſt du, wenn die zeit dir dieſe koſt entreiſt,
Aus harter hungers-noth dich ſelbſt verzehren muͤſſen.


Er vergleicht ſich mit einer uhr.
Aus dem Welſchen des Petrazzi.
ES mag Florette lachen!
So will der himmel doch ein uhrwerck aus mir machen,
Wo der gedancken lauff an ſtatt der raͤder iſt.
Mein aͤngſtig ſehnen bleibt zur unruh auserkieſt,
Weil jenes ſich, wie dieſes ſtets, beweget:
Mein hertze ſoll das gloͤckgen ſeyn,
Auf dem der liebe ſtrahl und deiner blicke ſchein
Die ſtunden und minuten ſchlaͤget.
Du aber, ſuͤſſer glantz! der mich gebunden fuͤhrt,
Und meine ſonne ziert,
Nach der ich ſo viel ſeuſſtzer ſende,
Du biſt der mittel-punct, um welchen ich mich wende.


Als ſie vor ihm weinte.
Aus dem Welſchen des Marini.
ES iſt wohl wahr, Liſette weinet;
Doch darum wunder ich mich nicht,
Weil die gelinde bach, ſo aus den augen bricht,
Ein fremdes quell zu haben ſcheinet.
Drum bilde dir nicht ein: Leander ſey betrogen;
Er kennt die ſonnen wohl, womit Liſette blitzt:
Die ſind es, ſo die fluth, ſo meine ſeele ſchwitzt,
Aus meiner augen brunn in den cryſtall gezogen.
Und alſo iſt es falſch, daß mich Liſette liebt;
Jſt ſie gleich gegen mich mitleidend und betruͤbt,
So
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[291/0315] Verliebte und Galante Getichte. Allein bedenckſt du auch, was dir der winter draͤuet, Der aller gaͤrten pracht in ſeinem grimm zerſtreuet, Biß auf den blumen-ſchmuck, den deine ſchoͤnheit weiſt? Florett’! entwehne dich dergleichen lecker-biſſen; Sonſt wirſt du, wenn die zeit dir dieſe koſt entreiſt, Aus harter hungers-noth dich ſelbſt verzehren muͤſſen. Er vergleicht ſich mit einer uhr. Aus dem Welſchen des Petrazzi. ES mag Florette lachen! So will der himmel doch ein uhrwerck aus mir machen, Wo der gedancken lauff an ſtatt der raͤder iſt. Mein aͤngſtig ſehnen bleibt zur unruh auserkieſt, Weil jenes ſich, wie dieſes ſtets, beweget: Mein hertze ſoll das gloͤckgen ſeyn, Auf dem der liebe ſtrahl und deiner blicke ſchein Die ſtunden und minuten ſchlaͤget. Du aber, ſuͤſſer glantz! der mich gebunden fuͤhrt, Und meine ſonne ziert, Nach der ich ſo viel ſeuſſtzer ſende, Du biſt der mittel-punct, um welchen ich mich wende. Als ſie vor ihm weinte. Aus dem Welſchen des Marini. ES iſt wohl wahr, Liſette weinet; Doch darum wunder ich mich nicht, Weil die gelinde bach, ſo aus den augen bricht, Ein fremdes quell zu haben ſcheinet. Drum bilde dir nicht ein: Leander ſey betrogen; Er kennt die ſonnen wohl, womit Liſette blitzt: Die ſind es, ſo die fluth, ſo meine ſeele ſchwitzt, Aus meiner augen brunn in den cryſtall gezogen. Und alſo iſt es falſch, daß mich Liſette liebt; Jſt ſie gleich gegen mich mitleidend und betruͤbt, So T 2

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/315>, abgerufen am 27.11.2024.