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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Verliebte und
Das kauff-geld, das ich dir vor deine lieb' erlege,
Soll seyn mein bester schatz, mein hertz', an diesem ist
Dis treue schrot und korn, du selbst bist das gepräge,
Jch weiß, daß du mit nichts sonst zu erkauffen bist.
Dir aber wird ja müntz, auf der dein bild steht, gelten,
Ob dich, unschätzbare, kein schatz gleich zahlen kan.
Nicht sorge, daß ein mensch wird deine liebe schelten,
Man nimmt mit fug in dienst verstoßne diener an.
Es mag auch alle welt, wie ich dich liebe, wissen,
Denn heimlich buhlen ist zwar süsse, selten rein.
Mein vorsatz hat in sich ein redliches entschlüssen,
Das auch der kirche selbst nicht kan verdammlich seyn.
Kein häßlich rabe zeucht an meinem liebes-wagen,
Die schwanen keuscher lust ziehn meinen geist zu dir,
Von reinen lilgen soll dein haupt den braut-krantz tragen,
Mit hochzeit-fackeln uns die tugend leuchten für.
Die hand des priesters soll dir selbst den trau-ring geben,
Weil freylich du zu hoch für eine Hagar bist.
Kurtz: keine raupe soll an unsern myrthen kleben,
Die deiner ehr' abbricht, und unsern nachruhm frist.
Kommt dir diß seltsam für, vermählten sich vermählen,
Weil keine Sara mehr den mann zu andern weist,
Wo wehrts der himmel uns, zwey seelen zu erwehlen,
Bevor wenn eine selbst das band in stücke reist?
Was täglich nicht geschicht, ist nicht bald zu verdammen.
Zu dem, der gröste theil der menschen spricht es recht:
Die vorwelt labte sich bey zwey und mehrern flammen:
Ein fürst ist auch nicht stracks gemeiner ordnung knecht.
Kein eyfrend auge wird dir scheele blicke geben,
Weil, die ihr hertz entfernt, sich selbst zu trennen sinnt,
Mich wirst du durch ein ja ins paradieß erheben,
Darinnen aber auch vor dich was süsses rinnt.
An meine lincke hand wird man dich zwar nur trauen;
Solch kummer aber fällt, wenn sie, mein schatz! versteht,
Daß man mit mehrer pracht der rechten pflegt zu freyen,
Doch daß die lincke nur von treuem hertzen geht.
Der
Verliebte und
Das kauff-geld, das ich dir vor deine lieb’ erlege,
Soll ſeyn mein beſter ſchatz, mein hertz’, an dieſem iſt
Dis treue ſchrot und korn, du ſelbſt biſt das gepraͤge,
Jch weiß, daß du mit nichts ſonſt zu erkauffen biſt.
Dir aber wird ja muͤntz, auf der dein bild ſteht, gelten,
Ob dich, unſchaͤtzbare, kein ſchatz gleich zahlen kan.
Nicht ſorge, daß ein menſch wird deine liebe ſchelten,
Man nimmt mit fug in dienſt verſtoßne diener an.
Es mag auch alle welt, wie ich dich liebe, wiſſen,
Denn heimlich buhlen iſt zwar ſuͤſſe, ſelten rein.
Mein vorſatz hat in ſich ein redliches entſchluͤſſen,
Das auch der kirche ſelbſt nicht kan verdammlich ſeyn.
Kein haͤßlich rabe zeucht an meinem liebes-wagen,
Die ſchwanen keuſcher luſt ziehn meinen geiſt zu dir,
Von reinen lilgen ſoll dein haupt den braut-krantz tragen,
Mit hochzeit-fackeln uns die tugend leuchten fuͤr.
Die hand des prieſters ſoll dir ſelbſt den trau-ring geben,
Weil freylich du zu hoch fuͤr eine Hagar biſt.
Kurtz: keine raupe ſoll an unſern myrthen kleben,
Die deiner ehr’ abbricht, und unſern nachruhm friſt.
Kommt dir diß ſeltſam fuͤr, vermaͤhlten ſich vermaͤhlen,
Weil keine Sara mehr den mann zu andern weiſt,
Wo wehrts der himmel uns, zwey ſeelen zu erwehlen,
Bevor wenn eine ſelbſt das band in ſtuͤcke reiſt?
Was taͤglich nicht geſchicht, iſt nicht bald zu verdammen.
Zu dem, der groͤſte theil der menſchen ſpricht es recht:
Die vorwelt labte ſich bey zwey und mehrern flammen:
Ein fuͤrſt iſt auch nicht ſtracks gemeiner ordnung knecht.
Kein eyfrend auge wird dir ſcheele blicke geben,
Weil, die ihr hertz entfernt, ſich ſelbſt zu trennen ſinnt,
Mich wirſt du durch ein ja ins paradieß erheben,
Darinnen aber auch vor dich was ſuͤſſes rinnt.
An meine lincke hand wird man dich zwar nur trauen;
Solch kummer aber faͤllt, wenn ſie, mein ſchatz! verſteht,
Daß man mit mehrer pracht der rechten pflegt zu freyen,
Doch daß die lincke nur von treuem hertzen geht.
Der
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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/30>, abgerufen am 28.03.2024.