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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Hochzeit-Getichte.

Alle in man gab ihr hier nicht allzuholde blicke:
Die liebe, die hier wohnt, heist wucher und gewinn.
So will ich dann, sprach sie, nach Norden übergehen,
Wer weiß, wo gluth und muth mir wird zu dienste stehen.



Ach! aber was vor gluth traff sie in Hollstein an!
Da man auf Tönningen mit lauter blitzen spielte,
Und häuser, thurm und wall der erden gleiche wühlte:
Jst niemand, seufftzte sie, der dieses leschen kan?
Jn Schweden sahe sie zwar hohe liebe keimen;
Die doch der krieges-gluth bald muß die stelle räumen.


"Nach Polen komm ich nicht: Diß war der liebe schluß;
"Augustus und sein volck mag sich vor Riga regen:
"Nach Moscau will ich nicht, weil ich doch allerwegen,
"Krieg, feuer, dampf und schwerd zur losung hören muß;
"Mag doch das schwartze meer mit rothem blute fliessen;
"Mars muß entwaffnet seyn, will er die liebe küssen.


"Dir, dir, Germanien! vermeld ich meinen gruß!
"Weil dich, du treues land! des adlers flügel decket,

"Hab ich dir mein panier zu ehren aufgestecket.
"Jhr flügel, schwinget euch! und rüste dich, mein fuß!
"Daß ich bald höchst-vergnügt auf diesen grentzen stehe,
"Und bey der frühlings-lust auf lauter rosen gehe.


Kaum war es ausgeredt, als sie sich durch die lufft
Mit schneller flüchtigkeit nach Teutschlands boden wandte,
Bald fand sie einen ort, wo gluth und liebe brannte.
Beglücktes Brandenburg! wo diese stimme rufft:
"Des Brennus grosser stamm soll mit durchlauchten zweigen
"Auch in der Hessen land biß an den himmel steigen.


Hier goß die liebe nun den stärcksten balsam zu:
Sie legte gluth zu gluth, und ketten zu den ketten:
Sie

Hochzeit-Getichte.

Alle in man gab ihr hier nicht allzuholde blicke:
Die liebe, die hier wohnt, heiſt wucher und gewinn.
So will ich dann, ſprach ſie, nach Norden uͤbergehen,
Wer weiß, wo gluth und muth mir wird zu dienſte ſtehen.



Ach! aber was vor gluth traff ſie in Hollſtein an!
Da man auf Toͤnningen mit lauter blitzen ſpielte,
Und haͤuſer, thurm und wall der erden gleiche wuͤhlte:
Jſt niemand, ſeufftzte ſie, der dieſes leſchen kan?
Jn Schweden ſahe ſie zwar hohe liebe keimen;
Die doch der krieges-gluth bald muß die ſtelle raͤumen.


“Nach Polen komm ich nicht: Diß war der liebe ſchluß;
„Auguſtus und ſein volck mag ſich vor Riga regen:
„Nach Moſcau will ich nicht, weil ich doch allerwegen,
„Krieg, feuer, dampf und ſchwerd zur loſung hoͤren muß;
„Mag doch das ſchwartze meer mit rothem blute flieſſen;
„Mars muß entwaffnet ſeyn, will er die liebe kuͤſſen.


“Dir, dir, Germanien! vermeld ich meinen gruß!
„Weil dich, du treues land! des adlers fluͤgel decket,

„Hab ich dir mein panier zu ehren aufgeſtecket.
„Jhr fluͤgel, ſchwinget euch! und ruͤſte dich, mein fuß!
„Daß ich bald hoͤchſt-vergnuͤgt auf dieſen grentzen ſtehe,
„Und bey der fruͤhlings-luſt auf lauter roſen gehe.


Kaum war es ausgeredt, als ſie ſich durch die lufft
Mit ſchneller fluͤchtigkeit nach Teutſchlands boden wandte,
Bald fand ſie einen ort, wo gluth und liebe brannte.
Begluͤcktes Brandenburg! wo dieſe ſtimme rufft:
“Des Brennus groſſer ſtamm ſoll mit durchlauchten zweigen
„Auch in der Heſſen land biß an den himmel ſteigen.


Hier goß die liebe nun den ſtaͤrckſten balſam zu:
Sie legte gluth zu gluth, und ketten zu den ketten:
Sie
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[138/0162] Hochzeit-Getichte. Alle in man gab ihr hier nicht allzuholde blicke: Die liebe, die hier wohnt, heiſt wucher und gewinn. So will ich dann, ſprach ſie, nach Norden uͤbergehen, Wer weiß, wo gluth und muth mir wird zu dienſte ſtehen. Ach! aber was vor gluth traff ſie in Hollſtein an! Da man auf Toͤnningen mit lauter blitzen ſpielte, Und haͤuſer, thurm und wall der erden gleiche wuͤhlte: Jſt niemand, ſeufftzte ſie, der dieſes leſchen kan? Jn Schweden ſahe ſie zwar hohe liebe keimen; Die doch der krieges-gluth bald muß die ſtelle raͤumen. “Nach Polen komm ich nicht: Diß war der liebe ſchluß; „Auguſtus und ſein volck mag ſich vor Riga regen: „Nach Moſcau will ich nicht, weil ich doch allerwegen, „Krieg, feuer, dampf und ſchwerd zur loſung hoͤren muß; „Mag doch das ſchwartze meer mit rothem blute flieſſen; „Mars muß entwaffnet ſeyn, will er die liebe kuͤſſen. “Dir, dir, Germanien! vermeld ich meinen gruß! „Weil dich, du treues land! des adlers fluͤgel decket, „Hab ich dir mein panier zu ehren aufgeſtecket. „Jhr fluͤgel, ſchwinget euch! und ruͤſte dich, mein fuß! „Daß ich bald hoͤchſt-vergnuͤgt auf dieſen grentzen ſtehe, „Und bey der fruͤhlings-luſt auf lauter roſen gehe. Kaum war es ausgeredt, als ſie ſich durch die lufft Mit ſchneller fluͤchtigkeit nach Teutſchlands boden wandte, Bald fand ſie einen ort, wo gluth und liebe brannte. Begluͤcktes Brandenburg! wo dieſe ſtimme rufft: “Des Brennus groſſer ſtamm ſoll mit durchlauchten zweigen „Auch in der Heſſen land biß an den himmel ſteigen. Hier goß die liebe nun den ſtaͤrckſten balſam zu: Sie legte gluth zu gluth, und ketten zu den ketten: Sie

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/162>, abgerufen am 24.11.2024.