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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709.

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Hochzeit-Getichte.

Was werd ich, fragte sie, bey diesen tygern stifften?
Darauf sie ihren weg auch zu den insuln nahm;
Doch kein Canarien ließ solchen zucker schmecken,
Dabey sie willens war, die tafel aufzudecken.



Glück zu! du edles land! der länder paradieß!
So rief sie freudig aus, als sie Europam sahe;
"Jtzt bin ich, fuhr sie fort, den schönen grentzen nahe:
"Diß ist mein Colchis hier, hier liegt mein goldnes vließ.
"Weg mit der neuen welt mit gold- und silber-küsten;
"Auf diesem schau-platz will ich meinen bogen rüsten.


Bald setzte sie den fuß bey Hereuls-säulen aus,
Ulyssens schöne stadt bekam die ersten blicke;
Allein hier dachte man noch an den tod zurücke,
Es deckte noch der boy das königliche haus:
Don Petro hatte nur die einsamkeit erwehlet,
Weil seine königin dem tode sich vermählet.


Drum gieng die liebe fort, und grüssete Madrit:
Auch hier war schlechte lust, weil des monarchen leben
Der steten todes-furcht durch kranckheit übergeben:
Nein, sprach sie, wo der tod, da geht die liebe quitt,
Jch seegle nach Pariß, wo sich vor meinen blicken
Der grosse Ludewig muß selber niederbücken.


Doch ihre hoffnung ward zu wasser und zu wind,
Weil man nur lauter streit allhier im sinne führte,
Und den Maroccer-printz mit einem korbe zierte.
Sie schwamm in Engeland, und fand ein labyrinth,
Wo zwietracht ihren sitz im Parlament genommen,
Und Wilhelms tapferkeit noch manchen feind bekommen.


Wo wend ich, dachte sie, nun meine deichsel hin?
Die wellen trugen sie nach Amsterdam zurücke;
Allein
J 5

Hochzeit-Getichte.

Was werd ich, fragte ſie, bey dieſen tygern ſtifften?
Darauf ſie ihren weg auch zu den inſuln nahm;
Doch kein Canarien ließ ſolchen zucker ſchmecken,
Dabey ſie willens war, die tafel aufzudecken.



Gluͤck zu! du edles land! der laͤnder paradieß!
So rief ſie freudig aus, als ſie Europam ſahe;
“Jtzt bin ich, fuhr ſie fort, den ſchoͤnen grentzen nahe:
„Diß iſt mein Colchis hier, hier liegt mein goldnes vließ.
„Weg mit der neuen welt mit gold- und ſilber-kuͤſten;
„Auf dieſem ſchau-platz will ich meinen bogen ruͤſten.


Bald ſetzte ſie den fuß bey Hereuls-ſaͤulen aus,
Ulyſſens ſchoͤne ſtadt bekam die erſten blicke;
Allein hier dachte man noch an den tod zuruͤcke,
Es deckte noch der boy das koͤnigliche haus:
Don Petro hatte nur die einſamkeit erwehlet,
Weil ſeine koͤnigin dem tode ſich vermaͤhlet.


Drum gieng die liebe fort, und gruͤſſete Madrit:
Auch hier war ſchlechte luſt, weil des monarchen leben
Der ſteten todes-furcht durch kranckheit uͤbergeben:
Nein, ſprach ſie, wo der tod, da geht die liebe quitt,
Jch ſeegle nach Pariß, wo ſich vor meinen blicken
Der groſſe Ludewig muß ſelber niederbuͤcken.


Doch ihre hoffnung ward zu waſſer und zu wind,
Weil man nur lauter ſtreit allhier im ſinne fuͤhrte,
Und den Maroccer-printz mit einem korbe zierte.
Sie ſchwamm in Engeland, und fand ein labyrinth,
Wo zwietracht ihren ſitz im Parlament genommen,
Und Wilhelms tapferkeit noch manchen feind bekommen.


Wo wend ich, dachte ſie, nun meine deichſel hin?
Die wellen trugen ſie nach Amſterdam zuruͤcke;
Allein
J 5
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[137/0161] Hochzeit-Getichte. Was werd ich, fragte ſie, bey dieſen tygern ſtifften? Darauf ſie ihren weg auch zu den inſuln nahm; Doch kein Canarien ließ ſolchen zucker ſchmecken, Dabey ſie willens war, die tafel aufzudecken. Gluͤck zu! du edles land! der laͤnder paradieß! So rief ſie freudig aus, als ſie Europam ſahe; “Jtzt bin ich, fuhr ſie fort, den ſchoͤnen grentzen nahe: „Diß iſt mein Colchis hier, hier liegt mein goldnes vließ. „Weg mit der neuen welt mit gold- und ſilber-kuͤſten; „Auf dieſem ſchau-platz will ich meinen bogen ruͤſten. Bald ſetzte ſie den fuß bey Hereuls-ſaͤulen aus, Ulyſſens ſchoͤne ſtadt bekam die erſten blicke; Allein hier dachte man noch an den tod zuruͤcke, Es deckte noch der boy das koͤnigliche haus: Don Petro hatte nur die einſamkeit erwehlet, Weil ſeine koͤnigin dem tode ſich vermaͤhlet. Drum gieng die liebe fort, und gruͤſſete Madrit: Auch hier war ſchlechte luſt, weil des monarchen leben Der ſteten todes-furcht durch kranckheit uͤbergeben: Nein, ſprach ſie, wo der tod, da geht die liebe quitt, Jch ſeegle nach Pariß, wo ſich vor meinen blicken Der groſſe Ludewig muß ſelber niederbuͤcken. Doch ihre hoffnung ward zu waſſer und zu wind, Weil man nur lauter ſtreit allhier im ſinne fuͤhrte, Und den Maroccer-printz mit einem korbe zierte. Sie ſchwamm in Engeland, und fand ein labyrinth, Wo zwietracht ihren ſitz im Parlament genommen, Und Wilhelms tapferkeit noch manchen feind bekommen. Wo wend ich, dachte ſie, nun meine deichſel hin? Die wellen trugen ſie nach Amſterdam zuruͤcke; Allein J 5

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 6. Leipzig, 1709, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte06_1709/161>, abgerufen am 24.11.2024.