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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Hochzeit-Gedichte.
Er weide dich auf einer rosen-bahn,
Wo lauter segens-thau den grund befeuchtet,
Und allezeit die anmuths-sonne leuchtet.
Es strahlen dich nicht schwartze wolcken an!
Mit kurtzem: Lebe wohl! daß beyder lieb und treu
Die allerschönsten rosen brechen;
So kan ich mirzugleich versprechen,
Daß dein erlangtes guth auch meine wohlfahrt sey.



Der winter im sommer,
oder
Die unverlöschliche flamme der liebe,
Bey dem Raderischen hochzeit-feste,

an. 1687.
DJe nacht besiegte kaum den starcken sonnenschein,
Die sterne waren nur am himmel aufgestiegen;
Da wolte mich der schlaf schon mit gedancken wiegen,
Und prägte durch den traum mir diese fabel ein:
Jch sah den großen saal der götter offen stehn;
Hier blitzte Jupiter mit scharffen donner-keilen;
Dort letzte Mavors sich an schweren krieges-pfeilen,
Und ließ den trommel-klang durch alle wolcken gehn.
Nicht weit von diesem ab saß Venus und Vulcan,
Und konten ohne scheu sich mit einander küssen;
Doch gleich als Pallas kam den engen kreiß zu schliessen,
Kam Eris auch zugleich mit ihrem apffel an.
Sie warff ihn unverhofft in himmels-circkel ein,
Und rieff vor großer lust und freuden-vollen lachen:
Wer, götter! kan von euch im winter sommer machen,
Deß soll dis theure gold und dieser apffel seyn.
Mir, mir! schrie Jupiter, mir steht der apffel zu!
Was kan wol hitziger als meine keile blitzen?
Muß nicht der winter selbst vor meinem donner schwitzen?
Stört nicht mein wetter-sturm auch Zemblens kalte ruh?
Welch
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Hochzeit-Gedichte.
Er weide dich auf einer roſen-bahn,
Wo lauter ſegens-thau den grund befeuchtet,
Und allezeit die anmuths-ſonne leuchtet.
Es ſtrahlen dich nicht ſchwartze wolcken an!
Mit kurtzem: Lebe wohl! daß beyder lieb und treu
Die allerſchoͤnſten roſen brechen;
So kan ich mirzugleich verſprechen,
Daß dein erlangtes guth auch meine wohlfahrt ſey.



Der winter im ſommer,
oder
Die unverloͤſchliche flamme der liebe,
Bey dem Radeꝛiſchen hochzeit-feſte,

an. 1687.
DJe nacht beſiegte kaum den ſtarcken ſonnenſchein,
Die ſterne waren nur am himmel aufgeſtiegen;
Da wolte mich der ſchlaf ſchon mit gedancken wiegen,
Und praͤgte durch den traum mir dieſe fabel ein:
Jch ſah den großen ſaal der goͤtter offen ſtehn;
Hier blitzte Jupiter mit ſcharffen donner-keilen;
Dort letzte Mavors ſich an ſchweren krieges-pfeilen,
Und ließ den trommel-klang durch alle wolcken gehn.
Nicht weit von dieſem ab ſaß Venus und Vulcan,
Und konten ohne ſcheu ſich mit einander kuͤſſen;
Doch gleich als Pallas kam den engen kreiß zu ſchlieſſen,
Kam Eris auch zugleich mit ihrem apffel an.
Sie warff ihn unverhofft in himmels-circkel ein,
Und rieff vor großer luſt und freuden-vollen lachen:
Wer, goͤtter! kan von euch im winter ſommer machen,
Deß ſoll dis theure gold und dieſer apffel ſeyn.
Mir, mir! ſchrie Jupiter, mir ſteht der apffel zu!
Was kan wol hitziger als meine keile blitzen?
Muß nicht der winter ſelbſt vor meinem donner ſchwitzen?
Stoͤrt nicht mein wetter-ſturm auch Zemblens kalte ruh?
Welch
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[85/0087] Hochzeit-Gedichte. Er weide dich auf einer roſen-bahn, Wo lauter ſegens-thau den grund befeuchtet, Und allezeit die anmuths-ſonne leuchtet. Es ſtrahlen dich nicht ſchwartze wolcken an! Mit kurtzem: Lebe wohl! daß beyder lieb und treu Die allerſchoͤnſten roſen brechen; So kan ich mirzugleich verſprechen, Daß dein erlangtes guth auch meine wohlfahrt ſey. Der winter im ſommer, oder Die unverloͤſchliche flamme der liebe, Bey dem Radeꝛiſchen hochzeit-feſte, an. 1687. DJe nacht beſiegte kaum den ſtarcken ſonnenſchein, Die ſterne waren nur am himmel aufgeſtiegen; Da wolte mich der ſchlaf ſchon mit gedancken wiegen, Und praͤgte durch den traum mir dieſe fabel ein: Jch ſah den großen ſaal der goͤtter offen ſtehn; Hier blitzte Jupiter mit ſcharffen donner-keilen; Dort letzte Mavors ſich an ſchweren krieges-pfeilen, Und ließ den trommel-klang durch alle wolcken gehn. Nicht weit von dieſem ab ſaß Venus und Vulcan, Und konten ohne ſcheu ſich mit einander kuͤſſen; Doch gleich als Pallas kam den engen kreiß zu ſchlieſſen, Kam Eris auch zugleich mit ihrem apffel an. Sie warff ihn unverhofft in himmels-circkel ein, Und rieff vor großer luſt und freuden-vollen lachen: Wer, goͤtter! kan von euch im winter ſommer machen, Deß ſoll dis theure gold und dieſer apffel ſeyn. Mir, mir! ſchrie Jupiter, mir ſteht der apffel zu! Was kan wol hitziger als meine keile blitzen? Muß nicht der winter ſelbſt vor meinem donner ſchwitzen? Stoͤrt nicht mein wetter-ſturm auch Zemblens kalte ruh? Welch F 3

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/87>, abgerufen am 21.11.2024.