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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Hochzeit-Gedichte.
Da wird so mann als frau durch diese that vergnüget,
Die frau darum, daß sonst niemand, als nur ihr mann,
Den vogel auf den peltz so artig treffen kan;
Der mann, daß er hierdurch die andern hat besieget.
Jch weiß, daß öffters da manch frauenzimmer denckt:
Ach würde mancher pfeil doch auch nach mir geleuckt!
Und zwar ein pfeil, der sich zu solchen vögeln schicket,
Die meines gleichen sind, ich hätte größre lust,
Und es vergnügte sich auch mehr des schützens brust,
Als wenn er da ein holtz auf einer stang erblicket.
So lustig dieses spiel sich nun beschauen läst;
So artig ist es auch um euer hochzeit-fest,
Verliebte, die ein band itzt hat vergnügt verbunden!
Meynt ihr, es reime sich hieher nicht allzuwohl?
So höret, was dis blat euch ferner sagen soll,
Und wo es einen schutz vor diesen spruch gefunden.
Doch ehe noch mein mund vergleichet dieses spiel,
So gebt mir erstlich zu, was ich hier haben will.
Des vogels stelle soll die Jungfer Braut vertreten,
Die gruben, welche vor der vogel-stange seyn,
Und wo man trägt die kost vor die verliebten ein,
Die hat der Bräutigam allein ihm ausgebeten.
Und dieser bleibet auch der schütze hier bestellt,
Weil längsten seiner brust vor andern wohlgefällt,
Wenn er geschütz und pfeil soll mit der hand regieren:
Sein bogen ist gewiß, daß auch die folge-zeit,
Was er vor späne hat vom vogel abgestreut,
Ein wahres zeugniß wird von seinem schießen führen.
Die pfeile, welche nur verliebten brauchbar sind,
Die ladung, welche man nur bey verliebten findt,
Die will mein kiel aus furcht nicht allzudeutlich sagen;
Doch wer es noch nicht weiß, und dennoch wissen will,
Der kan, wann vor vorbey der hochzeit lustig spiel,
Den Herren Bräutigam und auch die gäste fragen.
Du, fruchtbares Dobin! bist das beglückte feld,
Wo diß verbundne paar sein vogel-schießen hält:
Die gäste sind, die hier die lust vergnügter machen:
Löst irgend heut' iemand vor ein' ein zeichen ein,
Kan
Hochzeit-Gedichte.
Da wird ſo mann als frau durch dieſe that vergnuͤget,
Die frau darum, daß ſonſt niemand, als nur ihr mann,
Den vogel auf den peltz ſo artig treffen kan;
Der mann, daß er hierdurch die andern hat beſieget.
Jch weiß, daß oͤffters da manch frauenzimmer denckt:
Ach wuͤrde mancher pfeil doch auch nach mir geleuckt!
Und zwar ein pfeil, der ſich zu ſolchen voͤgeln ſchicket,
Die meines gleichen ſind, ich haͤtte groͤßre luſt,
Und es vergnuͤgte ſich auch mehr des ſchuͤtzens bruſt,
Als wenn er da ein holtz auf einer ſtang erblicket.
So luſtig dieſes ſpiel ſich nun beſchauen laͤſt;
So artig iſt es auch um euer hochzeit-feſt,
Verliebte, die ein band itzt hat vergnuͤgt verbunden!
Meynt ihr, es reime ſich hieher nicht allzuwohl?
So hoͤret, was dis blat euch ferner ſagen ſoll,
Und wo es einen ſchutz vor dieſen ſpruch gefunden.
Doch ehe noch mein mund vergleichet dieſes ſpiel,
So gebt mir erſtlich zu, was ich hier haben will.
Des vogels ſtelle ſoll die Jungfer Braut vertreten,
Die gruben, welche vor der vogel-ſtange ſeyn,
Und wo man traͤgt die koſt vor die verliebten ein,
Die hat der Braͤutigam allein ihm ausgebeten.
Und dieſer bleibet auch der ſchuͤtze hier beſtellt,
Weil laͤngſten ſeiner bruſt vor andern wohlgefaͤllt,
Wenn er geſchuͤtz und pfeil ſoll mit der hand regieren:
Sein bogen iſt gewiß, daß auch die folge-zeit,
Was er vor ſpaͤne hat vom vogel abgeſtreut,
Ein wahres zeugniß wird von ſeinem ſchießen fuͤhren.
Die pfeile, welche nur verliebten brauchbar ſind,
Die ladung, welche man nur bey verliebten findt,
Die will mein kiel aus furcht nicht allzudeutlich ſagen;
Doch wer es noch nicht weiß, und dennoch wiſſen will,
Der kan, wann vor vorbey der hochzeit luſtig ſpiel,
Den Herren Braͤutigam und auch die gaͤſte fragen.
Du, fruchtbares Dobin! biſt das begluͤckte feld,
Wo diß verbundne paar ſein vogel-ſchießen haͤlt:
Die gaͤſte ſind, die hier die luſt vergnuͤgter machen:
Loͤſt irgend heut’ iemand vor ein’ ein zeichen ein,
Kan
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[82/0084] Hochzeit-Gedichte. Da wird ſo mann als frau durch dieſe that vergnuͤget, Die frau darum, daß ſonſt niemand, als nur ihr mann, Den vogel auf den peltz ſo artig treffen kan; Der mann, daß er hierdurch die andern hat beſieget. Jch weiß, daß oͤffters da manch frauenzimmer denckt: Ach wuͤrde mancher pfeil doch auch nach mir geleuckt! Und zwar ein pfeil, der ſich zu ſolchen voͤgeln ſchicket, Die meines gleichen ſind, ich haͤtte groͤßre luſt, Und es vergnuͤgte ſich auch mehr des ſchuͤtzens bruſt, Als wenn er da ein holtz auf einer ſtang erblicket. So luſtig dieſes ſpiel ſich nun beſchauen laͤſt; So artig iſt es auch um euer hochzeit-feſt, Verliebte, die ein band itzt hat vergnuͤgt verbunden! Meynt ihr, es reime ſich hieher nicht allzuwohl? So hoͤret, was dis blat euch ferner ſagen ſoll, Und wo es einen ſchutz vor dieſen ſpruch gefunden. Doch ehe noch mein mund vergleichet dieſes ſpiel, So gebt mir erſtlich zu, was ich hier haben will. Des vogels ſtelle ſoll die Jungfer Braut vertreten, Die gruben, welche vor der vogel-ſtange ſeyn, Und wo man traͤgt die koſt vor die verliebten ein, Die hat der Braͤutigam allein ihm ausgebeten. Und dieſer bleibet auch der ſchuͤtze hier beſtellt, Weil laͤngſten ſeiner bruſt vor andern wohlgefaͤllt, Wenn er geſchuͤtz und pfeil ſoll mit der hand regieren: Sein bogen iſt gewiß, daß auch die folge-zeit, Was er vor ſpaͤne hat vom vogel abgeſtreut, Ein wahres zeugniß wird von ſeinem ſchießen fuͤhren. Die pfeile, welche nur verliebten brauchbar ſind, Die ladung, welche man nur bey verliebten findt, Die will mein kiel aus furcht nicht allzudeutlich ſagen; Doch wer es noch nicht weiß, und dennoch wiſſen will, Der kan, wann vor vorbey der hochzeit luſtig ſpiel, Den Herren Braͤutigam und auch die gaͤſte fragen. Du, fruchtbares Dobin! biſt das begluͤckte feld, Wo diß verbundne paar ſein vogel-ſchießen haͤlt: Die gaͤſte ſind, die hier die luſt vergnuͤgter machen: Loͤſt irgend heut’ iemand vor ein’ ein zeichen ein, Kan

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/84>, abgerufen am 03.05.2024.