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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Galante und
Fliest, sag ich, fliesset fort, geht, wo ihr hingehöret,
Denn wo die liebe hier den lauff der fluthen störet,
So ists um euch geschehn; ihr wist es ja noch wohl,
Daß eure nässe sich vorm feuer hüten soll.
Die ufer mögt ihr wohl nach eurer wollust küssen,
Auch um das schilff und rohr nach eigner regung fließen,
Ja auf die buhlerey zu fremden flüssen gehn,
Nur last mir meine bahn unangetastet stehn.
Jch kan, ich schwer es hier, ich kan es nicht vertragen,
Daß sich ein kahler fluß will an die göttin wagen,
Die fast, wo ihr nicht fromm, die hier so nasse bahn
Durch ihrer blicke macht in grund vertrocknen kan.
Rauscht, rauscht ihr wogen fort, und macht hier nicht viel wesen,
Sonst muß ich hefftiger euch das capitel lesen,
Ja gar durch Celien euch denn zur strafe ziehn,
Der ihr, wofern ihr folgt, noch itzund könt entfliehn.
Nun, es ist euch gesund, daß ihr euch lassen rathen,
Und eure wellen heist an andre ufer wathen,
So bleibt ihr schaden-frey, und seyd weit mehr vergnügt,
Als einer der, wie ich, in liebes fesseln liegt.
Du aber, schönstes bein! vergönne, daß ich wache,
Damit nicht sonst sich was an deinen marmel mache,
Ja gar was anders thu, als ich noch nicht gethan,
Wer ists, der allemal der gluth entgehen kan?
Doch laß mir dieses zu, daß ich dich mag beschauen,
Und hier ein freuden-schloß vor mein gesichte bauen,
Du bist vorher meist bloß, drum kost es wenig müh,
Daß ich das übrige von dir herunter zieh.
Mein zweck geht dahinaus die adern zu befühlen,
Und werd ich gleich etwas auch mit den waden spielen,
So macht doch dirs nicht viel, es ist ja menschen-fleisch,
Als wie das meine ist, ich bleibe doch wohl keusch.
Der seidne scharlach-strumpff der hält mir ziemlich feste,
Doch seh ich allbereit der rosen-ader äste,
Und inseln, die sie macht; wie sie zun zehen fliest,
Und da den purpur-safft in alle zweiglein giest.
Doch pflegt auch wohl der fluß mir irgend zuzusehen?
Weiß er vielleicht nicht mehr, was ihm vorher geschehen?
Jhr
Galante und
Flieſt, ſag ich, flieſſet fort, geht, wo ihr hingehoͤret,
Denn wo die liebe hier den lauff der fluthen ſtoͤret,
So iſts um euch geſchehn; ihr wiſt es ja noch wohl,
Daß eure naͤſſe ſich vorm feuer huͤten ſoll.
Die ufer moͤgt ihr wohl nach eurer wolluſt kuͤſſen,
Auch um das ſchilff und rohr nach eigner regung fließen,
Ja auf die buhlerey zu fremden fluͤſſen gehn,
Nur laſt mir meine bahn unangetaſtet ſtehn.
Jch kan, ich ſchwer es hier, ich kan es nicht vertragen,
Daß ſich ein kahler fluß will an die goͤttin wagen,
Die faſt, wo ihr nicht fromm, die hier ſo naſſe bahn
Durch ihrer blicke macht in grund vertrocknen kan.
Rauſcht, rauſcht ihr wogen fort, und macht hier nicht viel weſen,
Sonſt muß ich hefftiger euch das capitel leſen,
Ja gar durch Celien euch denn zur ſtrafe ziehn,
Der ihr, wofern ihr folgt, noch itzund koͤnt entfliehn.
Nun, es iſt euch geſund, daß ihr euch laſſen rathen,
Und eure wellen heiſt an andre ufer wathen,
So bleibt ihr ſchaden-frey, und ſeyd weit mehr vergnuͤgt,
Als einer der, wie ich, in liebes feſſeln liegt.
Du aber, ſchoͤnſtes bein! vergoͤnne, daß ich wache,
Damit nicht ſonſt ſich was an deinen marmel mache,
Ja gar was anders thu, als ich noch nicht gethan,
Wer iſts, der allemal der gluth entgehen kan?
Doch laß mir dieſes zu, daß ich dich mag beſchauen,
Und hier ein freuden-ſchloß vor mein geſichte bauen,
Du biſt vorher meiſt bloß, drum koſt es wenig muͤh,
Daß ich das uͤbrige von dir herunter zieh.
Mein zweck geht dahinaus die adern zu befuͤhlen,
Und werd ich gleich etwas auch mit den waden ſpielen,
So macht doch dirs nicht viel, es iſt ja menſchen-fleiſch,
Als wie das meine iſt, ich bleibe doch wohl keuſch.
Der ſeidne ſcharlach-ſtrumpff der haͤlt mir ziemlich feſte,
Doch ſeh ich allbereit der roſen-ader aͤſte,
Und inſeln, die ſie macht; wie ſie zun zehen flieſt,
Und da den purpur-ſafft in alle zweiglein gieſt.
Doch pflegt auch wohl der fluß mir irgend zuzuſehen?
Weiß er vielleicht nicht mehr, was ihm vorher geſchehen?
Jhr
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[4/0006] Galante und Flieſt, ſag ich, flieſſet fort, geht, wo ihr hingehoͤret, Denn wo die liebe hier den lauff der fluthen ſtoͤret, So iſts um euch geſchehn; ihr wiſt es ja noch wohl, Daß eure naͤſſe ſich vorm feuer huͤten ſoll. Die ufer moͤgt ihr wohl nach eurer wolluſt kuͤſſen, Auch um das ſchilff und rohr nach eigner regung fließen, Ja auf die buhlerey zu fremden fluͤſſen gehn, Nur laſt mir meine bahn unangetaſtet ſtehn. Jch kan, ich ſchwer es hier, ich kan es nicht vertragen, Daß ſich ein kahler fluß will an die goͤttin wagen, Die faſt, wo ihr nicht fromm, die hier ſo naſſe bahn Durch ihrer blicke macht in grund vertrocknen kan. Rauſcht, rauſcht ihr wogen fort, und macht hier nicht viel weſen, Sonſt muß ich hefftiger euch das capitel leſen, Ja gar durch Celien euch denn zur ſtrafe ziehn, Der ihr, wofern ihr folgt, noch itzund koͤnt entfliehn. Nun, es iſt euch geſund, daß ihr euch laſſen rathen, Und eure wellen heiſt an andre ufer wathen, So bleibt ihr ſchaden-frey, und ſeyd weit mehr vergnuͤgt, Als einer der, wie ich, in liebes feſſeln liegt. Du aber, ſchoͤnſtes bein! vergoͤnne, daß ich wache, Damit nicht ſonſt ſich was an deinen marmel mache, Ja gar was anders thu, als ich noch nicht gethan, Wer iſts, der allemal der gluth entgehen kan? Doch laß mir dieſes zu, daß ich dich mag beſchauen, Und hier ein freuden-ſchloß vor mein geſichte bauen, Du biſt vorher meiſt bloß, drum koſt es wenig muͤh, Daß ich das uͤbrige von dir herunter zieh. Mein zweck geht dahinaus die adern zu befuͤhlen, Und werd ich gleich etwas auch mit den waden ſpielen, So macht doch dirs nicht viel, es iſt ja menſchen-fleiſch, Als wie das meine iſt, ich bleibe doch wohl keuſch. Der ſeidne ſcharlach-ſtrumpff der haͤlt mir ziemlich feſte, Doch ſeh ich allbereit der roſen-ader aͤſte, Und inſeln, die ſie macht; wie ſie zun zehen flieſt, Und da den purpur-ſafft in alle zweiglein gieſt. Doch pflegt auch wohl der fluß mir irgend zuzuſehen? Weiß er vielleicht nicht mehr, was ihm vorher geſchehen? Jhr

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/6>, abgerufen am 18.12.2024.