Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
verliebte Gedichte.
Jhr aber habt ihm selbst den zaum der gunst gegeben,
Durch eure freundlichkeit wird er so keck geführt,
Der gnaden-flügel paar kan ihn vom staub erheben,
Durch eurer schönheit farb ist er genug geziert;
Drauf halt ich unverzagt huld und auch schuld zusammen,
Dem feuer-glaß ist die, der sonnen jene gleich:
Die schuld fängt von der huld die mitgetheilten flammen,
Wird wie Vefuvius und Aetna feuer-reich.
Hier zündet nun der danck auf eurem zucht-altare,
Das opffer freudig an, so von dem hertzen kömmt,
Er braucht zu solchem fest kein kraut noch räucher-waare,
Sein weyrauch ist ein wunsch der für euch nymfen glimmt.
Theil, himmel! meinen rauch in hundert tausend stücke,
Nimm durch geklärte lufft auch jedes stäubgen an,
Schick aber glückes-blick ohn alle tück zurücke,
Und schwing um diese zwo die rothe freuden-fahn.
Laß fix-und irre-stern: Es leben beyde! ruffen,
Wirff ihnen roßmarin und bisam-blumen zu,
Lust sey der beyden kost, vergnügung beyder hoffen,
Und ihrer schätze schatz, o himmel! bleibe du!
Mein opffer ist verricht, die asch ist noch zu sehen,
Daraus des wunsches ziel als phönix werden soll,
Jch weiß, GOtt selbst wird geist und athen in ihn wehen;
Wo so der wunsch bekleibt, so lebt, ihr schwestern, wohl.


Als er sie an einem ufer schlafen
fand.

C. H.
JHr lieblich rauschenden, ihr spiegel-gleiche sluthen!
An deren ufer hier fast wider mein vermuthen,
Die müde Celie im schlafe träumend liegt,
Und, wie ein schiff von euch, von selbem wird gewiegt;
Euch rath ich, schaut nicht her zu dem entblösten beine,
Jhr bleibt sonst stille stehn, und würdet gar zu steine,
Wie euch, ihr wist es noch, schon einmal ist geschehn,
Da ihr, gesteht es nur, etwas zu weit gesehn.
Flieft,
A 2
verliebte Gedichte.
Jhr aber habt ihm ſelbſt den zaum der gunſt gegeben,
Durch eure freundlichkeit wird er ſo keck gefuͤhrt,
Der gnaden-fluͤgel paar kan ihn vom ſtaub erheben,
Durch eurer ſchoͤnheit farb iſt er genug geziert;
Drauf halt ich unverzagt huld und auch ſchuld zuſammen,
Dem feuer-glaß iſt die, der ſonnen jene gleich:
Die ſchuld faͤngt von der huld die mitgetheilten flammen,
Wird wie Vefuvius und Aetna feuer-reich.
Hier zuͤndet nun der danck auf eurem zucht-altare,
Das opffer freudig an, ſo von dem hertzen koͤmmt,
Er braucht zu ſolchem feſt kein kraut noch raͤucher-waare,
Sein weyrauch iſt ein wunſch der fuͤr euch nymfen glimmt.
Theil, himmel! meinen rauch in hundert tauſend ſtuͤcke,
Nimm durch geklaͤrte lufft auch jedes ſtaͤubgen an,
Schick aber gluͤckes-blick ohn alle tuͤck zuruͤcke,
Und ſchwing um dieſe zwo die rothe freuden-fahn.
Laß fix-und irre-ſtern: Es leben beyde! ruffen,
Wirff ihnen roßmarin und biſam-blumen zu,
Luſt ſey der beyden koſt, vergnuͤgung beyder hoffen,
Und ihrer ſchaͤtze ſchatz, o himmel! bleibe du!
Mein opffer iſt verricht, die aſch iſt noch zu ſehen,
Daraus des wunſches ziel als phoͤnix werden ſoll,
Jch weiß, GOtt ſelbſt wird geiſt und athen in ihn wehen;
Wo ſo der wunſch bekleibt, ſo lebt, ihr ſchweſtern, wohl.


Als er ſie an einem ufer ſchlafen
fand.

C. H.
JHr lieblich rauſchenden, ihr ſpiegel-gleiche ſluthen!
An deren ufer hier faſt wider mein vermuthen,
Die muͤde Celie im ſchlafe traͤumend liegt,
Und, wie ein ſchiff von euch, von ſelbem wird gewiegt;
Euch rath ich, ſchaut nicht her zu dem entbloͤſten beine,
Jhr bleibt ſonſt ſtille ſtehn, und wuͤrdet gar zu ſteine,
Wie euch, ihr wiſt es noch, ſchon einmal iſt geſchehn,
Da ihr, geſteht es nur, etwas zu weit geſehn.
Flieft,
A 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0005" n="3"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">verliebte Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <l>Jhr aber habt ihm &#x017F;elb&#x017F;t den zaum der gun&#x017F;t gegeben,</l><lb/>
          <l>Durch eure freundlichkeit wird er &#x017F;o keck gefu&#x0364;hrt,</l><lb/>
          <l>Der gnaden-flu&#x0364;gel paar kan ihn vom &#x017F;taub erheben,</l><lb/>
          <l>Durch eurer &#x017F;cho&#x0364;nheit farb i&#x017F;t er genug geziert;</l><lb/>
          <l>Drauf halt ich unverzagt huld und auch &#x017F;chuld zu&#x017F;ammen,</l><lb/>
          <l>Dem feuer-glaß i&#x017F;t die, der &#x017F;onnen jene gleich:</l><lb/>
          <l>Die &#x017F;chuld fa&#x0364;ngt von der huld die mitgetheilten flammen,</l><lb/>
          <l>Wird wie Vefuvius und Aetna feuer-reich.</l><lb/>
          <l>Hier zu&#x0364;ndet nun der danck auf eurem zucht-altare,</l><lb/>
          <l>Das opffer freudig an, &#x017F;o von dem hertzen ko&#x0364;mmt,</l><lb/>
          <l>Er braucht zu &#x017F;olchem fe&#x017F;t kein kraut noch ra&#x0364;ucher-waare,</l><lb/>
          <l>Sein weyrauch i&#x017F;t ein wun&#x017F;ch der fu&#x0364;r euch nymfen glimmt.</l><lb/>
          <l>Theil, himmel! meinen rauch in hundert tau&#x017F;end &#x017F;tu&#x0364;cke,</l><lb/>
          <l>Nimm durch gekla&#x0364;rte lufft auch jedes &#x017F;ta&#x0364;ubgen an,</l><lb/>
          <l>Schick aber glu&#x0364;ckes-blick ohn alle tu&#x0364;ck zuru&#x0364;cke,</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;chwing um die&#x017F;e zwo die rothe freuden-fahn.</l><lb/>
          <l>Laß fix-und irre-&#x017F;tern: Es leben beyde! ruffen,</l><lb/>
          <l>Wirff ihnen roßmarin und bi&#x017F;am-blumen zu,</l><lb/>
          <l>Lu&#x017F;t &#x017F;ey der beyden ko&#x017F;t, vergnu&#x0364;gung beyder hoffen,</l><lb/>
          <l>Und ihrer &#x017F;cha&#x0364;tze &#x017F;chatz, o himmel! bleibe du!</l><lb/>
          <l>Mein opffer i&#x017F;t verricht, die a&#x017F;ch i&#x017F;t noch zu &#x017F;ehen,</l><lb/>
          <l>Daraus des wun&#x017F;ches ziel als pho&#x0364;nix werden &#x017F;oll,</l><lb/>
          <l>Jch weiß, GOtt &#x017F;elb&#x017F;t wird gei&#x017F;t und athen in ihn wehen;</l><lb/>
          <l>Wo &#x017F;o der wun&#x017F;ch bekleibt, &#x017F;o lebt, ihr &#x017F;chwe&#x017F;tern, wohl.</l>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Als er &#x017F;ie an einem ufer &#x017F;chlafen<lb/>
fand.</hi><lb/>
C. H.</hi> </head><lb/>
          <l><hi rendition="#in">J</hi>Hr lieblich rau&#x017F;chenden, ihr &#x017F;piegel-gleiche &#x017F;luthen!</l><lb/>
          <l>An deren ufer hier fa&#x017F;t wider mein vermuthen,</l><lb/>
          <l>Die mu&#x0364;de Celie im &#x017F;chlafe tra&#x0364;umend liegt,</l><lb/>
          <l>Und, wie ein &#x017F;chiff von euch, von &#x017F;elbem wird gewiegt;</l><lb/>
          <l>Euch rath ich, &#x017F;chaut nicht her zu dem entblo&#x0364;&#x017F;ten beine,</l><lb/>
          <l>Jhr bleibt &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;tille &#x017F;tehn, und wu&#x0364;rdet gar zu &#x017F;teine,</l><lb/>
          <l>Wie euch, ihr wi&#x017F;t es noch, &#x017F;chon einmal i&#x017F;t ge&#x017F;chehn,</l><lb/>
          <l>Da ihr, ge&#x017F;teht es nur, etwas zu weit ge&#x017F;ehn.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">A 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Flieft,</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0005] verliebte Gedichte. Jhr aber habt ihm ſelbſt den zaum der gunſt gegeben, Durch eure freundlichkeit wird er ſo keck gefuͤhrt, Der gnaden-fluͤgel paar kan ihn vom ſtaub erheben, Durch eurer ſchoͤnheit farb iſt er genug geziert; Drauf halt ich unverzagt huld und auch ſchuld zuſammen, Dem feuer-glaß iſt die, der ſonnen jene gleich: Die ſchuld faͤngt von der huld die mitgetheilten flammen, Wird wie Vefuvius und Aetna feuer-reich. Hier zuͤndet nun der danck auf eurem zucht-altare, Das opffer freudig an, ſo von dem hertzen koͤmmt, Er braucht zu ſolchem feſt kein kraut noch raͤucher-waare, Sein weyrauch iſt ein wunſch der fuͤr euch nymfen glimmt. Theil, himmel! meinen rauch in hundert tauſend ſtuͤcke, Nimm durch geklaͤrte lufft auch jedes ſtaͤubgen an, Schick aber gluͤckes-blick ohn alle tuͤck zuruͤcke, Und ſchwing um dieſe zwo die rothe freuden-fahn. Laß fix-und irre-ſtern: Es leben beyde! ruffen, Wirff ihnen roßmarin und biſam-blumen zu, Luſt ſey der beyden koſt, vergnuͤgung beyder hoffen, Und ihrer ſchaͤtze ſchatz, o himmel! bleibe du! Mein opffer iſt verricht, die aſch iſt noch zu ſehen, Daraus des wunſches ziel als phoͤnix werden ſoll, Jch weiß, GOtt ſelbſt wird geiſt und athen in ihn wehen; Wo ſo der wunſch bekleibt, ſo lebt, ihr ſchweſtern, wohl. Als er ſie an einem ufer ſchlafen fand. C. H. JHr lieblich rauſchenden, ihr ſpiegel-gleiche ſluthen! An deren ufer hier faſt wider mein vermuthen, Die muͤde Celie im ſchlafe traͤumend liegt, Und, wie ein ſchiff von euch, von ſelbem wird gewiegt; Euch rath ich, ſchaut nicht her zu dem entbloͤſten beine, Jhr bleibt ſonſt ſtille ſtehn, und wuͤrdet gar zu ſteine, Wie euch, ihr wiſt es noch, ſchon einmal iſt geſchehn, Da ihr, geſteht es nur, etwas zu weit geſehn. Flieft, A 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/5
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/5>, abgerufen am 18.12.2024.