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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Sinn-Gedichte.
Ein - - - - - beut seine tochter aus,
Zur mitaifft will er ihr zweytausend thaler geben.
Und welchem sie gefällt,
Dem giebt er überdiß auch geld,
Daß er noch länger kan auf hohen schulen leben.
Das mägdgen ist auch gut genug,
Und weiß sich artig auffzuführen;
Wie sie der männer hertz soll rühren,
Dazu ist sie auch ziemlich klug.
Allein bey allen diesen gaben,
Mag ich gleichwol die kuh nicht mit dem kalbe haben:
Ein schon gedrucktes pferd
Jst keines frischen reuters werth.


An Cratinen.
J. G. M.
CRatine! deiner schönheit macht
Hat mich zu deiner liebe bracht,
Daß ich mich nur darein muß geben,
Und künfftig hin als dein gefangner leben:
Jch will auch gerne deine seyn,
Nur setze keinen weiter ein.


Das verliebte mägdgen.


ES bleibt dabey,
Daß jeder mensch verliebet sey:
Will diß das frauen-volck gleich offters nicht gestehn,
Und schweret stein und bein,
Es treffe diß bey ihnen doch nicht ein,
So zeigt sichs doch denn in der that,
Ob diß ihr wort viel auf sich hat,
Wenn ihrer zehen sich um einen mann offt schlagen,
Der noch dazu sich muß mit einer krücke tragen.
Drum
Sinn-Gedichte.
Ein ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ beut ſeine tochter aus,
Zur mitaifft will er ihr zweytauſend thaler geben.
Und welchem ſie gefaͤllt,
Dem giebt er uͤberdiß auch geld,
Daß er noch laͤnger kan auf hohen ſchulen leben.
Das maͤgdgen iſt auch gut genug,
Und weiß ſich artig auffzufuͤhren;
Wie ſie der maͤnner hertz ſoll ruͤhren,
Dazu iſt ſie auch ziemlich klug.
Allein bey allen dieſen gaben,
Mag ich gleichwol die kuh nicht mit dem kalbe haben:
Ein ſchon gedrucktes pferd
Jſt keines friſchen reuters werth.


An Cratinen.
J. G. M.
CRatine! deiner ſchoͤnheit macht
Hat mich zu deiner liebe bracht,
Daß ich mich nur darein muß geben,
Und kuͤnfftig hin als dein gefangner leben:
Jch will auch gerne deine ſeyn,
Nur ſetze keinen weiter ein.


Das verliebte maͤgdgen.


ES bleibt dabey,
Daß jeder menſch verliebet ſey:
Will diß das frauen-volck gleich offters nicht geſtehn,
Und ſchweret ſtein und bein,
Es treffe diß bey ihnen doch nicht ein,
So zeigt ſichs doch denn in der that,
Ob diß ihr wort viel auf ſich hat,
Wenn ihrer zehen ſich um einen mann offt ſchlagen,
Der noch dazu ſich muß mit einer kruͤcke tragen.
Drum
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[43/0045] Sinn-Gedichte. Ein ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ beut ſeine tochter aus, Zur mitaifft will er ihr zweytauſend thaler geben. Und welchem ſie gefaͤllt, Dem giebt er uͤberdiß auch geld, Daß er noch laͤnger kan auf hohen ſchulen leben. Das maͤgdgen iſt auch gut genug, Und weiß ſich artig auffzufuͤhren; Wie ſie der maͤnner hertz ſoll ruͤhren, Dazu iſt ſie auch ziemlich klug. Allein bey allen dieſen gaben, Mag ich gleichwol die kuh nicht mit dem kalbe haben: Ein ſchon gedrucktes pferd Jſt keines friſchen reuters werth. An Cratinen. J. G. M. CRatine! deiner ſchoͤnheit macht Hat mich zu deiner liebe bracht, Daß ich mich nur darein muß geben, Und kuͤnfftig hin als dein gefangner leben: Jch will auch gerne deine ſeyn, Nur ſetze keinen weiter ein. Das verliebte maͤgdgen. ES bleibt dabey, Daß jeder menſch verliebet ſey: Will diß das frauen-volck gleich offters nicht geſtehn, Und ſchweret ſtein und bein, Es treffe diß bey ihnen doch nicht ein, So zeigt ſichs doch denn in der that, Ob diß ihr wort viel auf ſich hat, Wenn ihrer zehen ſich um einen mann offt ſchlagen, Der noch dazu ſich muß mit einer kruͤcke tragen. Drum

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/45>, abgerufen am 28.03.2024.