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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Vermischte Gedichte.
So ist sie selbst ein kind. Kommt denn die jünglingschafft,
So tantzet die vernunfft nach schnöder lüste willen.
Jm alter plaget sie den kopff mit sorg und grillen,
Und endlich wird sie noch vor uns hinweggerafft.


* *
ES schmeckt nach eigensinn, nicht aber nach verstande,
Wenn man die thoren nicht vor augen leiden kan.
Ein Pharisäer nimmt zwar keinen sünder an:
Wer nicht so denckt, wie er, den wünscht er aus dem lande;
Doch wer verständig ist, flieht ihren umgang nicht,
So können sie von ihm, er auch von ihnen lernen.
Wer von den thoren sich beständig will entfernen,
Der seh' erst, daß er sich vor seiner selbst entbricht.


* *
WEr seine lebens-zeit zu keinem menschen kommen:
Die jahre dem Homer' und Priscian geschenckt:
Jrrt, wenn er in der welt so fortzukommen denckt.
Wer hat an seinen hof pedanten aufgenommen?
Ein ignorante zeigt: (wenn er zu leben weiß)
Der umgang mit der welt mit etwas witz und glimpffe
Behalte, dem Latein und Griechischen zum schimpffe,
Was glück und nutz betrifft, noch allezeit den preiß.


* *
DRum bleib, Orbilius! wo du bisher gewesen,
Und wage dich ja nicht in die galante welt:
Du redest nicht was ihr, sie nicht, was dir gefällt.
Was suchest du ihr denn was schönes vorzulesen.
Was jener Frantzmann sagt, ist wol ein wahres wort:
Gelehrte, welche nie aus ihrer kammer weichen,
Sind (füchse! merckt es doch!) gespenstern zu vergleichen.
Wo diese spücken gehn, da rennet alles fort.
Der
Vermiſchte Gedichte.
So iſt ſie ſelbſt ein kind. Kommt denn die juͤnglingſchafft,
So tantzet die vernunfft nach ſchnoͤder luͤſte willen.
Jm alter plaget ſie den kopff mit ſorg und grillen,
Und endlich wird ſie noch vor uns hinweggerafft.


* *
ES ſchmeckt nach eigenſinn, nicht aber nach verſtande,
Wenn man die thoren nicht vor augen leiden kan.
Ein Phariſaͤer nimmt zwar keinen ſuͤnder an:
Wer nicht ſo denckt, wie er, den wuͤnſcht er aus dem lande;
Doch wer verſtaͤndig iſt, flieht ihren umgang nicht,
So koͤnnen ſie von ihm, er auch von ihnen lernen.
Wer von den thoren ſich beſtaͤndig will entfernen,
Der ſeh’ erſt, daß er ſich vor ſeiner ſelbſt entbricht.


* *
WEr ſeine lebens-zeit zu keinem menſchen kommen:
Die jahre dem Homer’ und Priſcian geſchenckt:
Jrrt, wenn er in der welt ſo fortzukommen denckt.
Wer hat an ſeinen hof pedanten aufgenommen?
Ein ignorante zeigt: (wenn er zu leben weiß)
Der umgang mit der welt mit etwas witz und glimpffe
Behalte, dem Latein und Griechiſchen zum ſchimpffe,
Was gluͤck und nutz betrifft, noch allezeit den preiß.


* *
DRum bleib, Orbilius! wo du bisher geweſen,
Und wage dich ja nicht in die galante welt:
Du redeſt nicht was ihr, ſie nicht, was dir gefaͤllt.
Was ſucheſt du ihr denn was ſchoͤnes vorzuleſen.
Was jener Frantzmann ſagt, iſt wol ein wahres wort:
Gelehrte, welche nie aus ihrer kammer weichen,
Sind (fuͤchſe! merckt es doch!) geſpenſtern zu vergleichen.
Wo dieſe ſpuͤcken gehn, da rennet alles fort.
Der
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[301/0303] Vermiſchte Gedichte. So iſt ſie ſelbſt ein kind. Kommt denn die juͤnglingſchafft, So tantzet die vernunfft nach ſchnoͤder luͤſte willen. Jm alter plaget ſie den kopff mit ſorg und grillen, Und endlich wird ſie noch vor uns hinweggerafft. * * ES ſchmeckt nach eigenſinn, nicht aber nach verſtande, Wenn man die thoren nicht vor augen leiden kan. Ein Phariſaͤer nimmt zwar keinen ſuͤnder an: Wer nicht ſo denckt, wie er, den wuͤnſcht er aus dem lande; Doch wer verſtaͤndig iſt, flieht ihren umgang nicht, So koͤnnen ſie von ihm, er auch von ihnen lernen. Wer von den thoren ſich beſtaͤndig will entfernen, Der ſeh’ erſt, daß er ſich vor ſeiner ſelbſt entbricht. * * WEr ſeine lebens-zeit zu keinem menſchen kommen: Die jahre dem Homer’ und Priſcian geſchenckt: Jrrt, wenn er in der welt ſo fortzukommen denckt. Wer hat an ſeinen hof pedanten aufgenommen? Ein ignorante zeigt: (wenn er zu leben weiß) Der umgang mit der welt mit etwas witz und glimpffe Behalte, dem Latein und Griechiſchen zum ſchimpffe, Was gluͤck und nutz betrifft, noch allezeit den preiß. * * DRum bleib, Orbilius! wo du bisher geweſen, Und wage dich ja nicht in die galante welt: Du redeſt nicht was ihr, ſie nicht, was dir gefaͤllt. Was ſucheſt du ihr denn was ſchoͤnes vorzuleſen. Was jener Frantzmann ſagt, iſt wol ein wahres wort: Gelehrte, welche nie aus ihrer kammer weichen, Sind (fuͤchſe! merckt es doch!) geſpenſtern zu vergleichen. Wo dieſe ſpuͤcken gehn, da rennet alles fort. Der

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/303>, abgerufen am 23.11.2024.