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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Verliebte und Galante Gedichte.
Auf die unempfindliche Daphne.
GEliebtes Licht, doch allzukaltes Kind!
Du gleichest recht den diamanten steinen,
Die in der glut fast zu verbrennen scheinen,
Und dennoch kalt und unempfindlich sind.


Auf das grab Johannis Secundi,
Hagiensis.
HJer liegt die kluge faust, so Julien geschnitzt:
Das, was Neärens kuß erqvicket und erhitzt,
Muß hier den kalten stanb der schweren erde küßen.
Ach, Leser! weine doch, und küße dessen grab,
Der lauter honig ließ aus seiner feder fließen,
Und der gelehrten welt so süße küße gab.


Abriß eines ehrerbietigen liebha-
bers. Aus dem
Ariosti.
EIn geist, der brünstig liebt, und doch nichts wagen will,
Hofft wenig, fordert nichts, wünscht aber trefflich viel.


Als ihn Lisette ungnädig anblickte.
ES lebt die gantze welt durch zweyer augen krafft,
Durch zweyer augen blitz wird Damon hingerafft.


Auf den in sich verliebten Narcissus.
NArcissus flieht die lieb, und wird in sich verliebt,
Als ihm ein heller brunn sein bild zu schauen giebt:
Wird ihm Diana nun den spiegel nicht entrücken,
So muß er zweiffels-ohn in glut und flut ersticken.
Er
Hofm. w. V. Th. Q
Verliebte und Galante Gedichte.
Auf die unempfindliche Daphne.
GEliebtes Licht, doch allzukaltes Kind!
Du gleicheſt recht den diamanten ſteinen,
Die in der glut faſt zu verbrennen ſcheinen,
Und dennoch kalt und unempfindlich ſind.


Auf das grab Johannis Secundi,
Hagienſis.
HJer liegt die kluge fauſt, ſo Julien geſchnitzt:
Das, was Neaͤrens kuß erqvicket und erhitzt,
Muß hier den kalten ſtanb der ſchweren erde kuͤßen.
Ach, Leſer! weine doch, und kuͤße deſſen grab,
Der lauter honig ließ aus ſeiner feder fließen,
Und der gelehrten welt ſo ſuͤße kuͤße gab.


Abriß eines ehrerbietigen liebha-
bers. Aus dem
Arioſti.
EIn geiſt, der bruͤnſtig liebt, und doch nichts wagen will,
Hofft wenig, fordert nichts, wuͤnſcht aber trefflich viel.


Als ihn Liſette ungnaͤdig anblickte.
ES lebt die gantze welt durch zweyer augen krafft,
Durch zweyer augen blitz wird Damon hingerafft.


Auf den in ſich verliebten Naꝛciſſus.
NArciſſus flieht die lieb, und wird in ſich verliebt,
Als ihm ein heller brunn ſein bild zu ſchauen giebt:
Wird ihm Diana nun den ſpiegel nicht entruͤcken,
So muß er zweiffels-ohn in glut und flut erſticken.
Er
Hofm. w. V. Th. Q
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[241/0243] Verliebte und Galante Gedichte. Auf die unempfindliche Daphne. GEliebtes Licht, doch allzukaltes Kind! Du gleicheſt recht den diamanten ſteinen, Die in der glut faſt zu verbrennen ſcheinen, Und dennoch kalt und unempfindlich ſind. Auf das grab Johannis Secundi, Hagienſis. HJer liegt die kluge fauſt, ſo Julien geſchnitzt: Das, was Neaͤrens kuß erqvicket und erhitzt, Muß hier den kalten ſtanb der ſchweren erde kuͤßen. Ach, Leſer! weine doch, und kuͤße deſſen grab, Der lauter honig ließ aus ſeiner feder fließen, Und der gelehrten welt ſo ſuͤße kuͤße gab. Abriß eines ehrerbietigen liebha- bers. Aus dem Arioſti. EIn geiſt, der bruͤnſtig liebt, und doch nichts wagen will, Hofft wenig, fordert nichts, wuͤnſcht aber trefflich viel. Als ihn Liſette ungnaͤdig anblickte. ES lebt die gantze welt durch zweyer augen krafft, Durch zweyer augen blitz wird Damon hingerafft. Auf den in ſich verliebten Naꝛciſſus. NArciſſus flieht die lieb, und wird in ſich verliebt, Als ihm ein heller brunn ſein bild zu ſchauen giebt: Wird ihm Diana nun den ſpiegel nicht entruͤcken, So muß er zweiffels-ohn in glut und flut erſticken. Er Hofm. w. V. Th. Q

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/243>, abgerufen am 23.11.2024.