Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.Verliebte und Galante Gedichte. Welch aug' ergetzt sich nicht an einer blauen welle?Von einer schwartzen grufft wird uns das hertze schwer. Jn blauen augen ist mehr feuer. Jn duncklen sternen sind beliebte strahlen theuer. 7. Schöne mütter, schöne kinder,Kein mohr erzieht ein weisses kind. Ein helden-vater zeugt nur lauter überwinder, Gleichwie der perlen-than nur aus den wolcken rinnt. Soll Venus erd und himmel grüßen, Muß sie die blaue see als ihre mutter küssen. 8. Geht nur hin, ihr schwartzen lichter!Die blauen gehen euch weit für. Jhr himmlisch feuer crönt die trefflichsten gesichter: Sie sind der redlichsten und klügsten geister zier. Und aus der Pallas blauen augen Weiß die gelehre welt die gröste krafft zu saugen. 9. Venus selbst kam aus den fluthenMit blauen augen auf die welt; Doch als Adonis sich zu tode muste bluten, So ward ihr alle freud' und alle lust vergällt: Drum ließ sie, um der wehmuth willen, Der blauen augen licht mit schwartzem flohr umhüllen. 10. Zörnet nicht, ihr schwartzen kertzen!Daß ich den blauen besser will. Genug, daß euer blitz in tausend andern hertzen Den hohen preiß gewinnt. Ein ieder hat sein ziel. Doch weit von mir, ihr schwartzen diebe! Es muß nichts schwartzes seyn, darein ich mich verliebe. 11. Perlen wachsen nicht in eßig:Wer sucht die sonn' in finstrer nacht? Jch
Verliebte und Galante Gedichte. Welch aug’ ergetzt ſich nicht an einer blauen welle?Von einer ſchwartzen grufft wird uns das hertze ſchwer. Jn blauen augen iſt mehr feuer. Jn duncklen ſternen ſind beliebte ſtrahlen theuer. 7. Schoͤne muͤtter, ſchoͤne kinder,Kein mohr erzieht ein weiſſes kind. Ein helden-vater zeugt nur lauter uͤberwinder, Gleichwie der perlen-than nur aus den wolcken rinnt. Soll Venus erd und himmel gruͤßen, Muß ſie die blaue ſee als ihre mutter kuͤſſen. 8. Geht nur hin, ihr ſchwartzen lichter!Die blauen gehen euch weit fuͤr. Jhr himmliſch feuer croͤnt die trefflichſten geſichter: Sie ſind der redlichſten und kluͤgſten geiſter zier. Und aus der Pallas blauen augen Weiß die gelehre welt die groͤſte krafft zu ſaugen. 9. Venus ſelbſt kam aus den fluthenMit blauen augen auf die welt; Doch als Adonis ſich zu tode muſte bluten, So ward ihr alle freud’ und alle luſt vergaͤllt: Drum ließ ſie, um der wehmuth willen, Der blauen augen licht mit ſchwartzem flohr umhuͤllen. 10. Zoͤrnet nicht, ihr ſchwartzen kertzen!Daß ich den blauen beſſer will. Genug, daß euer blitz in tauſend andern hertzen Den hohen preiß gewinnt. Ein ieder hat ſein ziel. Doch weit von mir, ihr ſchwartzen diebe! Es muß nichts ſchwartzes ſeyn, darein ich mich verliebe. 11. Perlen wachſen nicht in eßig:Wer ſucht die ſonn’ in finſtrer nacht? Jch
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="6"> <pb facs="#f0241" n="239"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verliebte und Galante Gedichte.</hi> </fw><lb/> <l>Welch aug’ ergetzt ſich nicht an einer blauen welle?</l><lb/> <l>Von einer ſchwartzen grufft wird uns das hertze ſchwer.</l><lb/> <l>Jn blauen augen iſt mehr feuer.</l><lb/> <l>Jn duncklen ſternen ſind beliebte ſtrahlen theuer.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <head> <hi rendition="#c">7.</hi> </head><lb/> <l>Schoͤne muͤtter, ſchoͤne kinder,</l><lb/> <l>Kein mohr erzieht ein weiſſes kind.</l><lb/> <l>Ein helden-vater zeugt nur lauter uͤberwinder,</l><lb/> <l>Gleichwie der perlen-than nur aus den wolcken rinnt.</l><lb/> <l>Soll Venus erd und himmel gruͤßen,</l><lb/> <l>Muß ſie die blaue ſee als ihre mutter kuͤſſen.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <head> <hi rendition="#c">8.</hi> </head><lb/> <l>Geht nur hin, ihr ſchwartzen lichter!</l><lb/> <l>Die blauen gehen euch weit fuͤr.</l><lb/> <l>Jhr himmliſch feuer croͤnt die trefflichſten geſichter:</l><lb/> <l>Sie ſind der redlichſten und kluͤgſten geiſter zier.</l><lb/> <l>Und aus der Pallas blauen augen</l><lb/> <l>Weiß die gelehre welt die groͤſte krafft zu ſaugen.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <head> <hi rendition="#c">9.</hi> </head><lb/> <l>Venus ſelbſt kam aus den fluthen</l><lb/> <l>Mit blauen augen auf die welt;</l><lb/> <l>Doch als Adonis ſich zu tode muſte bluten,</l><lb/> <l>So ward ihr alle freud’ und alle luſt vergaͤllt:</l><lb/> <l>Drum ließ ſie, um der wehmuth willen,</l><lb/> <l>Der blauen augen licht mit ſchwartzem flohr umhuͤllen.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <head> <hi rendition="#c">10.</hi> </head><lb/> <l>Zoͤrnet nicht, ihr ſchwartzen kertzen!</l><lb/> <l>Daß ich den blauen beſſer will.</l><lb/> <l>Genug, daß euer blitz in tauſend andern hertzen</l><lb/> <l>Den hohen preiß gewinnt. Ein ieder hat ſein ziel.</l><lb/> <l>Doch weit von mir, ihr ſchwartzen diebe!</l><lb/> <l>Es muß nichts ſchwartzes ſeyn, darein ich mich verliebe.</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <head> <hi rendition="#c">11.</hi> </head><lb/> <l>Perlen wachſen nicht in eßig:</l><lb/> <l>Wer ſucht die ſonn’ in finſtrer nacht?</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [239/0241]
Verliebte und Galante Gedichte.
Welch aug’ ergetzt ſich nicht an einer blauen welle?
Von einer ſchwartzen grufft wird uns das hertze ſchwer.
Jn blauen augen iſt mehr feuer.
Jn duncklen ſternen ſind beliebte ſtrahlen theuer.
7.
Schoͤne muͤtter, ſchoͤne kinder,
Kein mohr erzieht ein weiſſes kind.
Ein helden-vater zeugt nur lauter uͤberwinder,
Gleichwie der perlen-than nur aus den wolcken rinnt.
Soll Venus erd und himmel gruͤßen,
Muß ſie die blaue ſee als ihre mutter kuͤſſen.
8.
Geht nur hin, ihr ſchwartzen lichter!
Die blauen gehen euch weit fuͤr.
Jhr himmliſch feuer croͤnt die trefflichſten geſichter:
Sie ſind der redlichſten und kluͤgſten geiſter zier.
Und aus der Pallas blauen augen
Weiß die gelehre welt die groͤſte krafft zu ſaugen.
9.
Venus ſelbſt kam aus den fluthen
Mit blauen augen auf die welt;
Doch als Adonis ſich zu tode muſte bluten,
So ward ihr alle freud’ und alle luſt vergaͤllt:
Drum ließ ſie, um der wehmuth willen,
Der blauen augen licht mit ſchwartzem flohr umhuͤllen.
10.
Zoͤrnet nicht, ihr ſchwartzen kertzen!
Daß ich den blauen beſſer will.
Genug, daß euer blitz in tauſend andern hertzen
Den hohen preiß gewinnt. Ein ieder hat ſein ziel.
Doch weit von mir, ihr ſchwartzen diebe!
Es muß nichts ſchwartzes ſeyn, darein ich mich verliebe.
11.
Perlen wachſen nicht in eßig:
Wer ſucht die ſonn’ in finſtrer nacht?
Jch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |