Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.Vermischte Arien. Ein ander halt auf geld und guth;Jch liebe kunst und freyen muth. 9. Wenn mir der Höchste das nur giebet,Was mir zu leben nöthig ist, Und eine seele, die mich liebet, Und mich vor allen auserkiest; So lieb' ich über geld und guth, Sie, und die künst' und freyen muth. Aria wider die neider. 1. JCh muß mich endlich noch verschliessen,Jhr neider! kommt und sperrt mich ein; So darff es euch nicht mehr verdrießen, Daß mir die leute günstig seyn: So sitz ich dann in guter ruh, Und höre euren possen zu. 2. Jhr wisset alle meine thaten:Jch darff nicht auf die gasse gehn, So bin ich schon bey euch verrathen, Und muß im zeddul oben stehn. Das macht, der wächter ist bestellt, Der mich in steter hut behält. 3. Allein ihr mercket nicht die tücke;Die wächter sind euch nicht getreu: Sie bringen euch manch falsches stücke, Und manche derbe lügen bey. Denn was mein tage nicht geschehn, Das haben sie von mir gesehn. 4. Bald
Vermiſchte Arien. Ein ander halt auf geld und guth;Jch liebe kunſt und freyen muth. 9. Wenn mir der Hoͤchſte das nur giebet,Was mir zu leben noͤthig iſt, Und eine ſeele, die mich liebet, Und mich vor allen auserkieſt; So lieb’ ich uͤber geld und guth, Sie, und die kuͤnſt’ und freyen muth. Aria wider die neider. 1. JCh muß mich endlich noch verſchlieſſen,Jhr neider! kommt und ſperrt mich ein; So darff es euch nicht mehr verdrießen, Daß mir die leute guͤnſtig ſeyn: So ſitz ich dann in guter ruh, Und hoͤre euren poſſen zu. 2. Jhr wiſſet alle meine thaten:Jch darff nicht auf die gaſſe gehn, So bin ich ſchon bey euch verrathen, Und muß im zeddul oben ſtehn. Das macht, der waͤchter iſt beſtellt, Der mich in ſteter hut behaͤlt. 3. Allein ihr mercket nicht die tuͤcke;Die waͤchter ſind euch nicht getreu: Sie bringen euch manch falſches ſtuͤcke, Und manche derbe luͤgen bey. Denn was mein tage nicht geſchehn, Das haben ſie von mir geſehn. 4. Bald
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg n="8"> <pb facs="#f0222" n="220"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermiſchte Arien.</hi> </fw><lb/> <l>Ein ander halt auf geld und guth;</l><lb/> <l>Jch liebe kunſt und freyen muth.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <head> <hi rendition="#c">9.</hi> </head><lb/> <l>Wenn mir der Hoͤchſte das nur giebet,</l><lb/> <l>Was mir zu leben noͤthig iſt,</l><lb/> <l>Und eine ſeele, die mich liebet,</l><lb/> <l>Und mich vor allen auserkieſt;</l><lb/> <l>So lieb’ ich uͤber geld und guth,</l><lb/> <l>Sie, und die kuͤnſt’ und freyen muth.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Aria wider die neider.</hi> </hi> </head><lb/> <lg n="1"> <head> <hi rendition="#c">1.</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">J</hi>Ch muß mich endlich noch verſchlieſſen,</l><lb/> <l>Jhr neider! kommt und ſperrt mich ein;</l><lb/> <l>So darff es euch nicht mehr verdrießen,</l><lb/> <l>Daß mir die leute guͤnſtig ſeyn:</l><lb/> <l>So ſitz ich dann in guter ruh,</l><lb/> <l>Und hoͤre euren poſſen zu.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <head> <hi rendition="#c">2.</hi> </head><lb/> <l>Jhr wiſſet alle meine thaten:</l><lb/> <l>Jch darff nicht auf die gaſſe gehn,</l><lb/> <l>So bin ich ſchon bey euch verrathen,</l><lb/> <l>Und muß im zeddul oben ſtehn.</l><lb/> <l>Das macht, der waͤchter iſt beſtellt,</l><lb/> <l>Der mich in ſteter hut behaͤlt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <head> <hi rendition="#c">3.</hi> </head><lb/> <l>Allein ihr mercket nicht die tuͤcke;</l><lb/> <l>Die waͤchter ſind euch nicht getreu:</l><lb/> <l>Sie bringen euch manch falſches ſtuͤcke,</l><lb/> <l>Und manche derbe luͤgen bey.</l><lb/> <l>Denn was mein tage nicht geſchehn,</l><lb/> <l>Das haben ſie von mir geſehn.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">4. Bald</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [220/0222]
Vermiſchte Arien.
Ein ander halt auf geld und guth;
Jch liebe kunſt und freyen muth.
9.
Wenn mir der Hoͤchſte das nur giebet,
Was mir zu leben noͤthig iſt,
Und eine ſeele, die mich liebet,
Und mich vor allen auserkieſt;
So lieb’ ich uͤber geld und guth,
Sie, und die kuͤnſt’ und freyen muth.
Aria wider die neider.
1.
JCh muß mich endlich noch verſchlieſſen,
Jhr neider! kommt und ſperrt mich ein;
So darff es euch nicht mehr verdrießen,
Daß mir die leute guͤnſtig ſeyn:
So ſitz ich dann in guter ruh,
Und hoͤre euren poſſen zu.
2.
Jhr wiſſet alle meine thaten:
Jch darff nicht auf die gaſſe gehn,
So bin ich ſchon bey euch verrathen,
Und muß im zeddul oben ſtehn.
Das macht, der waͤchter iſt beſtellt,
Der mich in ſteter hut behaͤlt.
3.
Allein ihr mercket nicht die tuͤcke;
Die waͤchter ſind euch nicht getreu:
Sie bringen euch manch falſches ſtuͤcke,
Und manche derbe luͤgen bey.
Denn was mein tage nicht geſchehn,
Das haben ſie von mir geſehn.
4. Bald
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |