Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Gedichte.
Drum nahm dich Philuree nach hingelegten schulen,
Als einen muntern Sohn mit beyden armen auf.
Verschlendert mancher thor allda die zeit mit buhlen.
So führte dich dein witz gantz einen andern lauf.
Doch als die Musen hier aus furcht des krieges wichen,
So muste Jena dir ein sichrer hafen seyn.
Wenn andre durch die stadt nach einem dorffe strichen,
So wuste sich dein geist mit lesen zu erfreun.
Du hast, was Förtsch gelehrt, Buddeus ausgeleget,
Und Lungershausens fleiß subtiles vorgebracht,
Bedächtig untersucht, wie ein gemüthe pfleget,
Das seine jahre nicht dem Schlendrian verpacht.
Wie die begierde nun, was gründliches zu wissen,
Sich nicht so binden läst, und offt noch weiter geht;
So eiltest du dahin, wo Elb und Elster fließen,
Und Luthers eifer noch auf der catheder steht.
Hier hast du deinen sleiß noch ferner spüren lassen:
Hier hat die wissenschafft ihr rechtes ziel erlangt.
Wir mühen uns umsonst dein lob hier abzufassen,
Nachdem dein haupt bereits mit frischen lorbeern prangt.
Aus lorbeern, welche dir die weisheit aufgesetzet,
Die weisheit, die den mund der spötter stopffen kan.
Drum zeigen wir allein, wie uns die ehr ergetzet,
Die dein verdienst belohnt, in diesen zeilen an.
Doch wünschen wir zugleich, daß trotz den schlimmen zeiten,
Dich GOttes segens-hand noch fernerweit erfreu,
Und daß der lorbeer-crantz, den Musen zubereiten,
Den spöttern zum verdruß noch stets in ehren sey!


Als
M 5
Vermiſchte Gedichte.
Drum nahm dich Philuree nach hingelegten ſchulen,
Als einen muntern Sohn mit beyden armen auf.
Verſchlendert mancher thor allda die zeit mit buhlen.
So fuͤhrte dich dein witz gantz einen andern lauf.
Doch als die Muſen hier aus furcht des krieges wichen,
So muſte Jena dir ein ſichrer hafen ſeyn.
Wenn andre durch die ſtadt nach einem dorffe ſtrichen,
So wuſte ſich dein geiſt mit leſen zu erfreun.
Du haſt, was Foͤrtſch gelehrt, Buddeus ausgeleget,
Und Lungershauſens fleiß ſubtiles vorgebracht,
Bedaͤchtig unterſucht, wie ein gemuͤthe pfleget,
Das ſeine jahre nicht dem Schlendrian verpacht.
Wie die begierde nun, was gruͤndliches zu wiſſen,
Sich nicht ſo binden laͤſt, und offt noch weiter geht;
So eilteſt du dahin, wo Elb und Elſter fließen,
Und Luthers eifer noch auf der catheder ſteht.
Hier haſt du deinen ſleiß noch ferner ſpuͤren laſſen:
Hier hat die wiſſenſchafft ihr rechtes ziel erlangt.
Wir muͤhen uns umſonſt dein lob hier abzufaſſen,
Nachdem dein haupt bereits mit friſchen lorbeern prangt.
Aus lorbeern, welche dir die weisheit aufgeſetzet,
Die weisheit, die den mund der ſpoͤtter ſtopffen kan.
Drum zeigen wir allein, wie uns die ehr ergetzet,
Die dein verdienſt belohnt, in dieſen zeilen an.
Doch wuͤnſchen wir zugleich, daß trotz den ſchlimmen zeiten,
Dich GOttes ſegens-hand noch fernerweit erfreu,
Und daß der lorbeer-crantz, den Muſen zubereiten,
Den ſpoͤttern zum verdruß noch ſtets in ehren ſey!


Als
M 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0187" n="185"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <lg n="13">
            <l>Drum nahm dich Philuree nach hingelegten &#x017F;chulen,</l><lb/>
            <l>Als einen muntern Sohn mit beyden armen auf.</l><lb/>
            <l>Ver&#x017F;chlendert mancher thor allda die zeit mit buhlen.</l><lb/>
            <l>So fu&#x0364;hrte dich dein witz gantz einen andern lauf.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="14">
            <l>Doch als die Mu&#x017F;en hier aus furcht des krieges wichen,</l><lb/>
            <l>So mu&#x017F;te Jena dir ein &#x017F;ichrer hafen &#x017F;eyn.</l><lb/>
            <l>Wenn andre durch die &#x017F;tadt nach einem dorffe &#x017F;trichen,</l><lb/>
            <l>So wu&#x017F;te &#x017F;ich dein gei&#x017F;t mit le&#x017F;en zu erfreun.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="15">
            <l>Du ha&#x017F;t, was Fo&#x0364;rt&#x017F;ch gelehrt, Buddeus ausgeleget,</l><lb/>
            <l>Und Lungershau&#x017F;ens fleiß &#x017F;ubtiles vorgebracht,</l><lb/>
            <l>Beda&#x0364;chtig unter&#x017F;ucht, wie ein gemu&#x0364;the pfleget,</l><lb/>
            <l>Das &#x017F;eine jahre nicht dem Schlendrian verpacht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="16">
            <l>Wie die begierde nun, was gru&#x0364;ndliches zu wi&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Sich nicht &#x017F;o binden la&#x0364;&#x017F;t, und offt noch weiter geht;</l><lb/>
            <l>So eilte&#x017F;t du dahin, wo Elb und El&#x017F;ter fließen,</l><lb/>
            <l>Und Luthers eifer noch auf der catheder &#x017F;teht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="17">
            <l>Hier ha&#x017F;t du deinen &#x017F;leiß noch ferner &#x017F;pu&#x0364;ren la&#x017F;&#x017F;en:</l><lb/>
            <l>Hier hat die wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafft ihr rechtes ziel erlangt.</l><lb/>
            <l>Wir mu&#x0364;hen uns um&#x017F;on&#x017F;t dein lob hier abzufa&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Nachdem dein haupt bereits mit fri&#x017F;chen lorbeern prangt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="18">
            <l>Aus lorbeern, welche dir die weisheit aufge&#x017F;etzet,</l><lb/>
            <l>Die weisheit, die den mund der &#x017F;po&#x0364;tter &#x017F;topffen kan.</l><lb/>
            <l>Drum zeigen wir allein, wie uns die ehr ergetzet,</l><lb/>
            <l>Die dein verdien&#x017F;t belohnt, in die&#x017F;en zeilen an.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="19">
            <l>Doch wu&#x0364;n&#x017F;chen wir zugleich, daß trotz den &#x017F;chlimmen zeiten,</l><lb/>
            <l>Dich GOttes &#x017F;egens-hand noch fernerweit erfreu,</l><lb/>
            <l>Und daß der lorbeer-crantz, den Mu&#x017F;en zubereiten,</l><lb/>
            <l>Den &#x017F;po&#x0364;ttern zum verdruß noch &#x017F;tets in ehren &#x017F;ey!</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#fr">M 5</hi> </fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Als</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[185/0187] Vermiſchte Gedichte. Drum nahm dich Philuree nach hingelegten ſchulen, Als einen muntern Sohn mit beyden armen auf. Verſchlendert mancher thor allda die zeit mit buhlen. So fuͤhrte dich dein witz gantz einen andern lauf. Doch als die Muſen hier aus furcht des krieges wichen, So muſte Jena dir ein ſichrer hafen ſeyn. Wenn andre durch die ſtadt nach einem dorffe ſtrichen, So wuſte ſich dein geiſt mit leſen zu erfreun. Du haſt, was Foͤrtſch gelehrt, Buddeus ausgeleget, Und Lungershauſens fleiß ſubtiles vorgebracht, Bedaͤchtig unterſucht, wie ein gemuͤthe pfleget, Das ſeine jahre nicht dem Schlendrian verpacht. Wie die begierde nun, was gruͤndliches zu wiſſen, Sich nicht ſo binden laͤſt, und offt noch weiter geht; So eilteſt du dahin, wo Elb und Elſter fließen, Und Luthers eifer noch auf der catheder ſteht. Hier haſt du deinen ſleiß noch ferner ſpuͤren laſſen: Hier hat die wiſſenſchafft ihr rechtes ziel erlangt. Wir muͤhen uns umſonſt dein lob hier abzufaſſen, Nachdem dein haupt bereits mit friſchen lorbeern prangt. Aus lorbeern, welche dir die weisheit aufgeſetzet, Die weisheit, die den mund der ſpoͤtter ſtopffen kan. Drum zeigen wir allein, wie uns die ehr ergetzet, Die dein verdienſt belohnt, in dieſen zeilen an. Doch wuͤnſchen wir zugleich, daß trotz den ſchlimmen zeiten, Dich GOttes ſegens-hand noch fernerweit erfreu, Und daß der lorbeer-crantz, den Muſen zubereiten, Den ſpoͤttern zum verdruß noch ſtets in ehren ſey! Als M 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/187
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/187>, abgerufen am 08.05.2024.