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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Vermischte Gedichte.
Wenn diese spötter sich nicht vor den Musen schämen,
Und ihr entbrannter grimm sich an den lorbeern kühlt.

Du weist, Gelehrter Freund! wie man den crantz verhönet,
Womit der weisheit hand den klugen fleiß bedenckt.
Womit itzt Leucoris die werthen söhne erönet,
So ihre beste zeit der wissenschafft geschenckt.
Doch wie der sonnen licht wol ohne flecken bleibet,
Wenn ihr gleich jener thor mit tausend pfeilen dräut:
Ein wohlgepflantztes reis auch gar erwünscht bekleibet,
Wenn schon die spinn' ihr gifft an seine blätter speyt;
So wird der lorbeer-crantz wol unverwelcklich grünen,
Und vor der spötter blitz und donner sicher stehn,
Die weisheit pfleget ihn auf ihren ehren-bühnen,
Wenn Mom und Zoilus mit schimpff zu grunde gehn.
Gesetzt, daß manchmal auch das volck der idioten
Ein glied von ihrer zunfft auf den Parnassus bringt;
Hat man doch kindern offt gar Cronen angeboten,
Zu welchen sich nur sonst ein kluges alter schwingt.
Und dennoch bleibt der glantz der Maiestät in ehren.
Was kan in dieser welt ohn alle fehler seyn?
Die spötter, die das gras im felde wachsen hören,
Wird die vollkommenheit wol schwehrlich ie erfreun.
Genung, daß Deutschland noch sehr viel Magister kennet,
Die ihren lorbeer-crantz durch ihren witz verdient.
Genung, daß Leucoris viel solche männer nennet,
Die keiner mit vernunfft zu tadeln sich erkühnt.
Genung, daß wir an dir ein solches muster finden,
Gelehrt- und kluger Rühr! das ieder loben muß.
Wer seinen ehren-bau so fest, als du, kan gründen,
Trägt den magister-hut den spöttern zum verdruß.
Dein Vater hatte dich vernünfftig auferzogen,
Und dir den ersten weg zur weisheit kund gethan.
Du bist dem Vater auch bald rühmlich nachgeflogen,
An dem sich Dreßden itzt nach wunsch erbauen kan.
Drum

Vermiſchte Gedichte.
Wenn dieſe ſpoͤtter ſich nicht vor den Muſen ſchaͤmen,
Und ihr entbrannter grimm ſich an den lorbeern kuͤhlt.

Du weiſt, Gelehrter Freund! wie man den crantz verhoͤnet,
Womit der weisheit hand den klugen fleiß bedenckt.
Womit itzt Leucoris die werthen ſoͤhne eroͤnet,
So ihre beſte zeit der wiſſenſchafft geſchenckt.
Doch wie der ſonnen licht wol ohne flecken bleibet,
Wenn ihr gleich jener thor mit tauſend pfeilen draͤut:
Ein wohlgepflantztes reis auch gar erwuͤnſcht bekleibet,
Wenn ſchon die ſpinn’ ihr gifft an ſeine blaͤtter ſpeyt;
So wird der lorbeer-crantz wol unverwelcklich gruͤnen,
Und vor der ſpoͤtter blitz und donner ſicher ſtehn,
Die weisheit pfleget ihn auf ihren ehren-buͤhnen,
Wenn Mom und Zoilus mit ſchimpff zu grunde gehn.
Geſetzt, daß manchmal auch das volck der idioten
Ein glied von ihrer zunfft auf den Parnaſſus bringt;
Hat man doch kindern offt gar Cronen angeboten,
Zu welchen ſich nur ſonſt ein kluges alter ſchwingt.
Und dennoch bleibt der glantz der Maieſtaͤt in ehren.
Was kan in dieſer welt ohn alle fehler ſeyn?
Die ſpoͤtter, die das gras im felde wachſen hoͤren,
Wird die vollkommenheit wol ſchwehrlich ie erfreun.
Genung, daß Deutſchland noch ſehr viel Magiſter kennet,
Die ihren lorbeer-crantz durch ihren witz verdient.
Genung, daß Leucoris viel ſolche maͤnner nennet,
Die keiner mit vernunfft zu tadeln ſich erkuͤhnt.
Genung, daß wir an dir ein ſolches muſter finden,
Gelehrt- und kluger Ruͤhr! das ieder loben muß.
Wer ſeinen ehren-bau ſo feſt, als du, kan gruͤnden,
Traͤgt den magiſter-hut den ſpoͤttern zum verdruß.
Dein Vater hatte dich vernuͤnfftig auferzogen,
Und dir den erſten weg zur weisheit kund gethan.
Du biſt dem Vater auch bald ruͤhmlich nachgeflogen,
An dem ſich Dreßden itzt nach wunſch erbauen kan.
Drum
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[184/0186] Vermiſchte Gedichte. Wenn dieſe ſpoͤtter ſich nicht vor den Muſen ſchaͤmen, Und ihr entbrannter grimm ſich an den lorbeern kuͤhlt. Du weiſt, Gelehrter Freund! wie man den crantz verhoͤnet, Womit der weisheit hand den klugen fleiß bedenckt. Womit itzt Leucoris die werthen ſoͤhne eroͤnet, So ihre beſte zeit der wiſſenſchafft geſchenckt. Doch wie der ſonnen licht wol ohne flecken bleibet, Wenn ihr gleich jener thor mit tauſend pfeilen draͤut: Ein wohlgepflantztes reis auch gar erwuͤnſcht bekleibet, Wenn ſchon die ſpinn’ ihr gifft an ſeine blaͤtter ſpeyt; So wird der lorbeer-crantz wol unverwelcklich gruͤnen, Und vor der ſpoͤtter blitz und donner ſicher ſtehn, Die weisheit pfleget ihn auf ihren ehren-buͤhnen, Wenn Mom und Zoilus mit ſchimpff zu grunde gehn. Geſetzt, daß manchmal auch das volck der idioten Ein glied von ihrer zunfft auf den Parnaſſus bringt; Hat man doch kindern offt gar Cronen angeboten, Zu welchen ſich nur ſonſt ein kluges alter ſchwingt. Und dennoch bleibt der glantz der Maieſtaͤt in ehren. Was kan in dieſer welt ohn alle fehler ſeyn? Die ſpoͤtter, die das gras im felde wachſen hoͤren, Wird die vollkommenheit wol ſchwehrlich ie erfreun. Genung, daß Deutſchland noch ſehr viel Magiſter kennet, Die ihren lorbeer-crantz durch ihren witz verdient. Genung, daß Leucoris viel ſolche maͤnner nennet, Die keiner mit vernunfft zu tadeln ſich erkuͤhnt. Genung, daß wir an dir ein ſolches muſter finden, Gelehrt- und kluger Ruͤhr! das ieder loben muß. Wer ſeinen ehren-bau ſo feſt, als du, kan gruͤnden, Traͤgt den magiſter-hut den ſpoͤttern zum verdruß. Dein Vater hatte dich vernuͤnfftig auferzogen, Und dir den erſten weg zur weisheit kund gethan. Du biſt dem Vater auch bald ruͤhmlich nachgeflogen, An dem ſich Dreßden itzt nach wunſch erbauen kan. Drum

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/186>, abgerufen am 23.11.2024.