Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.Begräbniß-Gedichte. So wird, Jan Wilhelm! dir dein GOtt zu einer klippe!Und führt dich unverletzt den festen klippen zu, Ob schon der rauhe sturm, das mürbe schiff-gerippe Jn tausend stücke schlägt, du findst an klippen ruh. Arion fällt ins meer, doch reichen ihm delphinen Zu seiner rettung noch den breiten rücken dar; Dir ist, o Theurer Printz! auch hülff und trost erschienen, Als der gebrochne mast noch deine brücke war. Es sah dich Hernösand an harten felsen schweben, Und ließ ein frisches boot zu deinem ufer gehn. Stockholm erblicket dich in dem verneuten leben, Und läst nach deiner angst die freuden-zeichen sehn. Jndessen lieff die post in dein getreues Sachsen, Es that die danckbarkeit ein treues opffer ab; Wir wünschten, daß dein heyl noch ferner möchte wachsen, Da uns des Höchsten gunst der liebe proben gab. Die sehnsucht wartet auf, dich selber anzuschauen, Da unsre demuth dir schon palmen-kräntze flicht. Wir hoffen, du wirst einst hier deine ruhe bauen, Weil auch ein langer schweiß des Herculs kräffte bricht. Du kömmst, wir sehen dich, doch die gewünschte freuden Verfallen, rosen gleich, in wenig stunden hin, So will des tages-licht, des abends abzuscheiden, Der welt zu kurtzem trost aus seinem morgen ziehn. Du kommst; doch lässet dich dein helden-geist nicht rasten; Das vaterland wird doch im lande nicht beschützt: Die schultern sind gewohnt, sie tragen schwere lasten, Worunter manches blut in bangen sorgen schwitzt, Zu ihrer sondern lust. Der große Joseph höret Der großen thaten ruff. Hat dich einst Leopold Nach stand und nach verdienst, Durchlauchtster Printz! geehret, So ahmt ihm Joseph nach und zeigt dir gleiche hold. Dein ruhm durchschallt die welt, und Hollands Staat wird in- nen, Wie deine tapffre faust manch großes werck verübt. Der Britten Königin kömmt noch zu danckbarn sinnen, Daß William einsten dich vor andern printzen liebt. Die
Begraͤbniß-Gedichte. So wird, Jan Wilhelm! dir dein GOtt zu einer klippe!Und fuͤhrt dich unverletzt den feſten klippen zu, Ob ſchon der rauhe ſturm, das muͤrbe ſchiff-gerippe Jn tauſend ſtuͤcke ſchlaͤgt, du findſt an klippen ruh. Arion faͤllt ins meer, doch reichen ihm delphinen Zu ſeiner rettung noch den breiten ruͤcken dar; Dir iſt, o Theurer Printz! auch huͤlff und troſt erſchienen, Als der gebrochne maſt noch deine bruͤcke war. Es ſah dich Hernoͤſand an harten felſen ſchweben, Und ließ ein friſches boot zu deinem ufer gehn. Stockholm erblicket dich in dem verneuten leben, Und laͤſt nach deiner angſt die freuden-zeichen ſehn. Jndeſſen lieff die poſt in dein getreues Sachſen, Es that die danckbarkeit ein treues opffer ab; Wir wuͤnſchten, daß dein heyl noch ferner moͤchte wachſen, Da uns des Hoͤchſten gunſt der liebe proben gab. Die ſehnſucht wartet auf, dich ſelber anzuſchauen, Da unſre demuth dir ſchon palmen-kraͤntze flicht. Wir hoffen, du wirſt einſt hier deine ruhe bauen, Weil auch ein langer ſchweiß des Herculs kraͤffte bricht. Du koͤmmſt, wir ſehen dich, doch die gewuͤnſchte freuden Verfallen, roſen gleich, in wenig ſtunden hin, So will des tages-licht, des abends abzuſcheiden, Der welt zu kurtzem troſt aus ſeinem morgen ziehn. Du kommſt; doch laͤſſet dich dein helden-geiſt nicht raſten; Das vaterland wird doch im lande nicht beſchuͤtzt: Die ſchultern ſind gewohnt, ſie tragen ſchwere laſten, Worunter manches blut in bangen ſorgen ſchwitzt, Zu ihrer ſondern luſt. Der große Joſeph hoͤret Der großen thaten ruff. Hat dich einſt Leopold Nach ſtand und nach verdienſt, Durchlauchtſter Printz! geehret, So ahmt ihm Joſeph nach und zeigt dir gleiche hold. Dein ruhm durchſchallt die welt, und Hollands Staat wird in- nen, Wie deine tapffre fauſt manch großes werck veruͤbt. Der Britten Koͤnigin koͤmmt noch zu danckbarn ſinnen, Daß William einſten dich vor andern printzen liebt. Die
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Begraͤbniß-Gedichte.
So wird, Jan Wilhelm! dir dein GOtt zu einer klippe!
Und fuͤhrt dich unverletzt den feſten klippen zu,
Ob ſchon der rauhe ſturm, das muͤrbe ſchiff-gerippe
Jn tauſend ſtuͤcke ſchlaͤgt, du findſt an klippen ruh.
Arion faͤllt ins meer, doch reichen ihm delphinen
Zu ſeiner rettung noch den breiten ruͤcken dar;
Dir iſt, o Theurer Printz! auch huͤlff und troſt erſchienen,
Als der gebrochne maſt noch deine bruͤcke war.
Es ſah dich Hernoͤſand an harten felſen ſchweben,
Und ließ ein friſches boot zu deinem ufer gehn.
Stockholm erblicket dich in dem verneuten leben,
Und laͤſt nach deiner angſt die freuden-zeichen ſehn.
Jndeſſen lieff die poſt in dein getreues Sachſen,
Es that die danckbarkeit ein treues opffer ab;
Wir wuͤnſchten, daß dein heyl noch ferner moͤchte wachſen,
Da uns des Hoͤchſten gunſt der liebe proben gab.
Die ſehnſucht wartet auf, dich ſelber anzuſchauen,
Da unſre demuth dir ſchon palmen-kraͤntze flicht.
Wir hoffen, du wirſt einſt hier deine ruhe bauen,
Weil auch ein langer ſchweiß des Herculs kraͤffte bricht.
Du koͤmmſt, wir ſehen dich, doch die gewuͤnſchte freuden
Verfallen, roſen gleich, in wenig ſtunden hin,
So will des tages-licht, des abends abzuſcheiden,
Der welt zu kurtzem troſt aus ſeinem morgen ziehn.
Du kommſt; doch laͤſſet dich dein helden-geiſt nicht raſten;
Das vaterland wird doch im lande nicht beſchuͤtzt:
Die ſchultern ſind gewohnt, ſie tragen ſchwere laſten,
Worunter manches blut in bangen ſorgen ſchwitzt,
Zu ihrer ſondern luſt. Der große Joſeph hoͤret
Der großen thaten ruff. Hat dich einſt Leopold
Nach ſtand und nach verdienſt, Durchlauchtſter Printz! geehret,
So ahmt ihm Joſeph nach und zeigt dir gleiche hold.
Dein ruhm durchſchallt die welt, und Hollands Staat wird in-
nen,
Wie deine tapffre fauſt manch großes werck veruͤbt.
Der Britten Koͤnigin koͤmmt noch zu danckbarn ſinnen,
Daß William einſten dich vor andern printzen liebt.
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