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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710.

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Begräbniß-Gedichte.
Wie durch erdachte list der nahe feind zu schwächen,
Wohin der fuß-knecht soll, und wo die reuterey
Jn guter ordnung gehn. Wie die armee zu stellen,
Was in erhitzter schlacht den besten vortheil giebt;
Wie im gewagten sturm an den beschloßnen wällen
Bescheid zu geben sey, was die soldaten übt,
Und in der strenge hält; Und andre krieges-wercke,
Die hattest du allhier als handwerck auserwehlt;
Doch kommen witz und muth zu der gewünschten stärcke,
Als Willjam endlich dich zu seinen helden zehlt.
So lang die Sambre wird ihr gelbes ufer küssen,
Wo sich die trübe Maas in ihre fluthen mischt,
Wird sie den helden-trieb der nach-welt sagen müssen,
Der unsern Wilhelm hier zu kriegen angefrischt.
Doch Ryßwick schencket uns den nun erstrittnen friede,
Der krieg bekommt ein loch, die helden gehn zur ruh.
Du aber, Tapffrer Printz! bist lange noch nicht müde,
Und zeuchst dir hier und da die arbeit selbsten zu,
Läst deine trouppen nicht in stiller muße lauren;
Es dient ein stilles thun vor gute krieger nicht.
Der Türcke trotzet noch in Belgrads festen mauren,
Ob ihm schon mancher sieg die rauhen kräffte bricht.
Hier woltst du muth und blut vor GOttes ehre wagen,
Wo der verfluchte feind in blindem eifer kämpfft,
Du woltest hier das schwerd vor unsre freyheit tragen,
Bis der gerechte GOtt das tolle heer gedämpfft.
Der große Leopold, so bald du nur erschienen,
Hat dir huld, lieb und hof nach würden aufgethan;
Du sahest überall des großen Käysers mienen,
Als einen morgen-schein voll göldner strahlen an.
Allein ein schnelles nun, ein unversehn geschicke,
Das uns der himmel gab, hemmt deiner waffen lauff,
Doch deine tugend nicht. Der friede zeigt die blicke,
Und giebt durch einen schluß die mürben fahnen auf.
Der himmel segnet dich: du woltest friede schaffen,
Doch eh du dich bemühst, ist schon der zweck erlangt.
Es bleibt der friede doch ein ziel getreuer waffen,
Der nach vollbrachtem streit in frischen palmen prangt.
Sich
Begraͤbniß-Gedichte.
Wie durch erdachte liſt der nahe feind zu ſchwaͤchen,
Wohin der fuß-knecht ſoll, und wo die reuterey
Jn guter ordnung gehn. Wie die armee zu ſtellen,
Was in erhitzter ſchlacht den beſten vortheil giebt;
Wie im gewagten ſturm an den beſchloßnen waͤllen
Beſcheid zu geben ſey, was die ſoldaten uͤbt,
Und in der ſtrenge haͤlt; Und andre krieges-wercke,
Die hatteſt du allhier als handwerck auserwehlt;
Doch kommen witz und muth zu der gewuͤnſchten ſtaͤrcke,
Als Willjam endlich dich zu ſeinen helden zehlt.
So lang die Sambre wird ihr gelbes ufer kuͤſſen,
Wo ſich die truͤbe Maas in ihre fluthen miſcht,
Wird ſie den helden-trieb der nach-welt ſagen muͤſſen,
Der unſern Wilhelm hier zu kriegen angefriſcht.
Doch Ryßwick ſchencket uns den nun erſtrittnen friede,
Der krieg bekommt ein loch, die helden gehn zur ruh.
Du aber, Tapffrer Printz! biſt lange noch nicht muͤde,
Und zeuchſt dir hier und da die arbeit ſelbſten zu,
Laͤſt deine trouppen nicht in ſtiller muße lauren;
Es dient ein ſtilles thun vor gute krieger nicht.
Der Tuͤrcke trotzet noch in Belgrads feſten mauren,
Ob ihm ſchon mancher ſieg die rauhen kraͤffte bricht.
Hier woltſt du muth und blut vor GOttes ehre wagen,
Wo der verfluchte feind in blindem eifer kaͤmpfft,
Du wolteſt hier das ſchwerd vor unſre freyheit tragen,
Bis der gerechte GOtt das tolle heer gedaͤmpfft.
Der große Leopold, ſo bald du nur erſchienen,
Hat dir huld, lieb und hof nach wuͤrden aufgethan;
Du ſaheſt uͤberall des großen Kaͤyſers mienen,
Als einen morgen-ſchein voll goͤldner ſtrahlen an.
Allein ein ſchnelles nun, ein unverſehn geſchicke,
Das uns der himmel gab, hemmt deiner waffen lauff,
Doch deine tugend nicht. Der friede zeigt die blicke,
Und giebt durch einen ſchluß die muͤrben fahnen auf.
Der himmel ſegnet dich: du wolteſt friede ſchaffen,
Doch eh du dich bemuͤhſt, iſt ſchon der zweck erlangt.
Es bleibt der friede doch ein ziel getreuer waffen,
Der nach vollbrachtem ſtreit in friſchen palmen prangt.
Sich
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[136/0138] Begraͤbniß-Gedichte. Wie durch erdachte liſt der nahe feind zu ſchwaͤchen, Wohin der fuß-knecht ſoll, und wo die reuterey Jn guter ordnung gehn. Wie die armee zu ſtellen, Was in erhitzter ſchlacht den beſten vortheil giebt; Wie im gewagten ſturm an den beſchloßnen waͤllen Beſcheid zu geben ſey, was die ſoldaten uͤbt, Und in der ſtrenge haͤlt; Und andre krieges-wercke, Die hatteſt du allhier als handwerck auserwehlt; Doch kommen witz und muth zu der gewuͤnſchten ſtaͤrcke, Als Willjam endlich dich zu ſeinen helden zehlt. So lang die Sambre wird ihr gelbes ufer kuͤſſen, Wo ſich die truͤbe Maas in ihre fluthen miſcht, Wird ſie den helden-trieb der nach-welt ſagen muͤſſen, Der unſern Wilhelm hier zu kriegen angefriſcht. Doch Ryßwick ſchencket uns den nun erſtrittnen friede, Der krieg bekommt ein loch, die helden gehn zur ruh. Du aber, Tapffrer Printz! biſt lange noch nicht muͤde, Und zeuchſt dir hier und da die arbeit ſelbſten zu, Laͤſt deine trouppen nicht in ſtiller muße lauren; Es dient ein ſtilles thun vor gute krieger nicht. Der Tuͤrcke trotzet noch in Belgrads feſten mauren, Ob ihm ſchon mancher ſieg die rauhen kraͤffte bricht. Hier woltſt du muth und blut vor GOttes ehre wagen, Wo der verfluchte feind in blindem eifer kaͤmpfft, Du wolteſt hier das ſchwerd vor unſre freyheit tragen, Bis der gerechte GOtt das tolle heer gedaͤmpfft. Der große Leopold, ſo bald du nur erſchienen, Hat dir huld, lieb und hof nach wuͤrden aufgethan; Du ſaheſt uͤberall des großen Kaͤyſers mienen, Als einen morgen-ſchein voll goͤldner ſtrahlen an. Allein ein ſchnelles nun, ein unverſehn geſchicke, Das uns der himmel gab, hemmt deiner waffen lauff, Doch deine tugend nicht. Der friede zeigt die blicke, Und giebt durch einen ſchluß die muͤrben fahnen auf. Der himmel ſegnet dich: du wolteſt friede ſchaffen, Doch eh du dich bemuͤhſt, iſt ſchon der zweck erlangt. Es bleibt der friede doch ein ziel getreuer waffen, Der nach vollbrachtem ſtreit in friſchen palmen prangt. Sich

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hofmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. Bd. 5. Leipzig, 1710, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte05_1710/138>, abgerufen am 06.05.2024.