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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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verliebte Gedichte.
Jch fürchte weder sturm/ noch die erbosten wellen/
Nicht meines vaters zorn/ nicht schande/ spott und hohn.
Nur in die freyheit dich/ mein Severin/ zu stellen/
Wir strichen durch die see und kamen in gefahr/
Wenn uns das wilde meer offt zu verschlingen dräute;
Bis daß Sicilien nicht allzuferne war/
Und uns von aller furcht durch seinen port befreyte.
Hier dacht ich bin ich nun in sicherheit gebracht:
Hier wird nun meine lust in voller blühte stehen:
Ach aber! als ich kaum den süssen schluß gemacht/
So muß mein liebes-schiff im hafen untergehen.
Es kam dir Mardi ein/ du wilst sie wieder sehn/
Du suchest überall/ und denckest sie zu finden;
Trapani lässet dir auch diesen wunsch geschehn/
Mir aber allen trost durch diesen fall verschwinden.
Trapani schmertzens-ort/ du feindinn meiner ruh/
Ach! daß ich dich gesehn/ und nicht im meer' ertruncken;
So wär mein unglücks-thor mit meinen augen zu/
Und dörfft ich in mein blut itzt nicht die hände tuncken.
Schau Severino schau! was du mir angericht;
Jch habe vaterland und eltern nur verlassen/
Weil meine liebe sich zu deinem wohl verpflicht;
Jch habe dich erlöst; ich habe zorn und hassen
Der meinigen um dich vor lauter nichts geschätzt;
Jch bin durch noht und tod durch wind und wellen
gangen/
Jch habe meinen Gott/ gewissen/ treu verletzt/
Nur dich/ mein theuer Printz/ zum liebsten zu erlan-
gen.
Du hast auch meine gunst am ersten nicht veracht/
Und allezeit mit mir/ als deiner braut/ gelebet/
Allein als dir dein wunsch die Mardi wiederbracht.
Hat diese mir den zeug zum ungelück gewebet.
Du liebest sie allein/ du sitzest stets bey ihr;
Jch aber muß mich gantz von dir verstossen wissen;
Gedenck es Severin/ ob meine schmertzen hier
Sich wohl von der vernunfft in schrancken lassen schliessen.

Nein!

verliebte Gedichte.
Jch fuͤrchte weder ſturm/ noch die erboſten wellen/
Nicht meines vaters zorn/ nicht ſchande/ ſpott und hohn.
Nur in die freyheit dich/ mein Severin/ zu ſtellen/
Wir ſtrichen durch die ſee und kamen in gefahr/
Wenn uns das wilde meer offt zu verſchlingen draͤute;
Bis daß Sicilien nicht allzuferne war/
Und uns von aller furcht durch ſeinen port befreyte.
Hier dacht ich bin ich nun in ſicherheit gebracht:
Hier wird nun meine luſt in voller bluͤhte ſtehen:
Ach aber! als ich kaum den ſuͤſſen ſchluß gemacht/
So muß mein liebes-ſchiff im hafen untergehen.
Es kam dir Mardi ein/ du wilſt ſie wieder ſehn/
Du ſucheſt uͤberall/ und denckeſt ſie zu finden;
Trapani laͤſſet dir auch dieſen wunſch geſchehn/
Mir aber allen troſt durch dieſen fall verſchwinden.
Trapani ſchmertzens-ort/ du feindinn meiner ruh/
Ach! daß ich dich geſehn/ und nicht im meer’ ertruncken;
So waͤr mein ungluͤcks-thor mit meinen augen zu/
Und doͤrfft ich in mein blut itzt nicht die haͤnde tuncken.
Schau Severino ſchau! was du mir angericht;
Jch habe vaterland und eltern nur verlaſſen/
Weil meine liebe ſich zu deinem wohl verpflicht;
Jch habe dich erloͤſt; ich habe zorn und haſſen
Der meinigen um dich vor lauter nichts geſchaͤtzt;
Jch bin durch noht und tod durch wind und wellen
gangen/
Jch habe meinen Gott/ gewiſſen/ treu verletzt/
Nur dich/ mein theuer Printz/ zum liebſten zu erlan-
gen.
Du haſt auch meine gunſt am erſten nicht veracht/
Und allezeit mit mir/ als deiner braut/ gelebet/
Allein als dir dein wunſch die Mardi wiederbracht.
Hat dieſe mir den zeug zum ungeluͤck gewebet.
Du liebeſt ſie allein/ du ſitzeſt ſtets bey ihr;
Jch aber muß mich gantz von dir verſtoſſen wiſſen;
Gedenck es Severin/ ob meine ſchmertzen hier
Sich wohl von der vernunfft in ſchrancken laſſen ſchlieſſen.

Nein!
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[79/0081] verliebte Gedichte. Jch fuͤrchte weder ſturm/ noch die erboſten wellen/ Nicht meines vaters zorn/ nicht ſchande/ ſpott und hohn. Nur in die freyheit dich/ mein Severin/ zu ſtellen/ Wir ſtrichen durch die ſee und kamen in gefahr/ Wenn uns das wilde meer offt zu verſchlingen draͤute; Bis daß Sicilien nicht allzuferne war/ Und uns von aller furcht durch ſeinen port befreyte. Hier dacht ich bin ich nun in ſicherheit gebracht: Hier wird nun meine luſt in voller bluͤhte ſtehen: Ach aber! als ich kaum den ſuͤſſen ſchluß gemacht/ So muß mein liebes-ſchiff im hafen untergehen. Es kam dir Mardi ein/ du wilſt ſie wieder ſehn/ Du ſucheſt uͤberall/ und denckeſt ſie zu finden; Trapani laͤſſet dir auch dieſen wunſch geſchehn/ Mir aber allen troſt durch dieſen fall verſchwinden. Trapani ſchmertzens-ort/ du feindinn meiner ruh/ Ach! daß ich dich geſehn/ und nicht im meer’ ertruncken; So waͤr mein ungluͤcks-thor mit meinen augen zu/ Und doͤrfft ich in mein blut itzt nicht die haͤnde tuncken. Schau Severino ſchau! was du mir angericht; Jch habe vaterland und eltern nur verlaſſen/ Weil meine liebe ſich zu deinem wohl verpflicht; Jch habe dich erloͤſt; ich habe zorn und haſſen Der meinigen um dich vor lauter nichts geſchaͤtzt; Jch bin durch noht und tod durch wind und wellen gangen/ Jch habe meinen Gott/ gewiſſen/ treu verletzt/ Nur dich/ mein theuer Printz/ zum liebſten zu erlan- gen. Du haſt auch meine gunſt am erſten nicht veracht/ Und allezeit mit mir/ als deiner braut/ gelebet/ Allein als dir dein wunſch die Mardi wiederbracht. Hat dieſe mir den zeug zum ungeluͤck gewebet. Du liebeſt ſie allein/ du ſitzeſt ſtets bey ihr; Jch aber muß mich gantz von dir verſtoſſen wiſſen; Gedenck es Severin/ ob meine ſchmertzen hier Sich wohl von der vernunfft in ſchrancken laſſen ſchlieſſen. Nein!

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/81>, abgerufen am 23.11.2024.