Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.Galante und Jch hab' auch nicht gefehlt. Ach allerliebstes thier.Wie bistu immermehr zu diesem schaden kommen? Wie ists um dich mir leid! ich fühle schon in mir Daß auch dein schmertz bereits mein hertz' hat eingenommen. Das aug' ist ja so groß als wie auch sonsten zwey/ Du winselst/ und ich kan es leichtlich auch gedencken/ Daß dir nicht allzuwohl dabey zu muthe sey/ Und daß du dich fast gar zu tode möchtest kräncken. Es scheint/ als marterte dich ein gesaltzner fluß: Wo hastu denn so viel gesaltznes auffgelecket? Daß dein gesichte nun davor so büssen muß/ Daß dir die wollust-kost dergleichen pein erwecket. Was aber fochte dich/ du armes hündgen/ an? Da du die speise magst von schönen lippen hohlen/ Daß du dich anderwerts darnach hast umgethan/ Und etwas weg geleckt/ daß dir niemand befohlen. Du bist ja Cleliens ihr Schatz und zeitvertreib/ Jhr allergröste lust/ ihr possenspiel/ ihr leben/ Jhr mann und bester trost/ und freygelaßner leib/ Die wird dir schon die kost/ die auch nicht schadet/ geben. Ach! wär ich so beglückt/ wie du/ geliebtes thier! Wie gerne wolt ich doch den liebes-schlag erleiden/ Wie blieb ich allezeit in ihrem lust-revier/ Und wolte niemahls nicht aus ihren augen scheiden. Jch wolte so wie du zu ihren füssen tuhn/ Jch wollt' auch ihren mund fast unauffhörlich küssen/ Jch lernt' in kurtzer zeit/ mit ihr/ wie du/ zu thun/ Daß mich ihr mund fast selbst auch würde loben müssen. O nehme dich/ L' Amour, doch diese kranckheit hin! Jch weiß es gantz gewiß/ ich erbte deine stelle/ Und da ich nur itzund dein neben-buhler bin/ So würd' ich denn der herr in dieser liebes-zelle. Aus danck so solte denn ein warmer leichenstein/ Auff deiner hundes-grufft zum angedencken rauchen/ Vor dich/ als hund/ wird der auch gut genung schon seyn/ Weil deines gleichen sonst dergleichen gar nicht brauchen. So stirb nun immerhin/ es schickt ohn dem sich nicht/ Daß
Galante und Jch hab’ auch nicht gefehlt. Ach allerliebſtes thier.Wie biſtu immermehr zu dieſem ſchaden kommen? Wie iſts um dich mir leid! ich fuͤhle ſchon in mir Daß auch dein ſchmertz bereits mein hertz’ hat eingenommen. Das aug’ iſt ja ſo groß als wie auch ſonſten zwey/ Du winſelſt/ und ich kan es leichtlich auch gedencken/ Daß dir nicht allzuwohl dabey zu muthe ſey/ Und daß du dich faſt gar zu tode moͤchteſt kraͤncken. Es ſcheint/ als marterte dich ein geſaltzner fluß: Wo haſtu denn ſo viel geſaltznes auffgelecket? Daß dein geſichte nun davor ſo buͤſſen muß/ Daß dir die wolluſt-koſt dergleichen pein erwecket. Was aber fochte dich/ du armes huͤndgen/ an? Da du die ſpeiſe magſt von ſchoͤnen lippen hohlen/ Daß du dich anderwerts darnach haſt umgethan/ Und etwas weg geleckt/ daß dir niemand befohlen. Du biſt ja Cleliens ihr Schatz und zeitvertreib/ Jhr allergroͤſte luſt/ ihr poſſenſpiel/ ihr leben/ Jhr mann und beſter troſt/ und freygelaßner leib/ Die wird dir ſchon die koſt/ die auch nicht ſchadet/ geben. Ach! waͤr ich ſo begluͤckt/ wie du/ geliebtes thier! Wie gerne wolt ich doch den liebes-ſchlag erleiden/ Wie blieb ich allezeit in ihrem luſt-revier/ Und wolte niemahls nicht aus ihren augen ſcheiden. Jch wolte ſo wie du zu ihren fuͤſſen tuhn/ Jch wollt’ auch ihren mund faſt unauffhoͤrlich kuͤſſen/ Jch lernt’ in kurtzer zeit/ mit ihr/ wie du/ zu thun/ Daß mich ihr mund faſt ſelbſt auch wuͤrde loben muͤſſen. O nehme dich/ L’ Amour, doch dieſe kranckheit hin! Jch weiß es gantz gewiß/ ich erbte deine ſtelle/ Und da ich nur itzund dein neben-buhler bin/ So wuͤrd’ ich denn der herr in dieſer liebes-zelle. Aus danck ſo ſolte denn ein warmer leichenſtein/ Auff deiner hundes-grufft zum angedencken rauchen/ Vor dich/ als hund/ wird der auch gut genung ſchon ſeyn/ Weil deines gleichen ſonſt dergleichen gar nicht brauchen. So ſtirb nun immerhin/ es ſchickt ohn dem ſich nicht/ Daß
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Galante und
Jch hab’ auch nicht gefehlt. Ach allerliebſtes thier.
Wie biſtu immermehr zu dieſem ſchaden kommen?
Wie iſts um dich mir leid! ich fuͤhle ſchon in mir
Daß auch dein ſchmertz bereits mein hertz’ hat eingenommen.
Das aug’ iſt ja ſo groß als wie auch ſonſten zwey/
Du winſelſt/ und ich kan es leichtlich auch gedencken/
Daß dir nicht allzuwohl dabey zu muthe ſey/
Und daß du dich faſt gar zu tode moͤchteſt kraͤncken.
Es ſcheint/ als marterte dich ein geſaltzner fluß:
Wo haſtu denn ſo viel geſaltznes auffgelecket?
Daß dein geſichte nun davor ſo buͤſſen muß/
Daß dir die wolluſt-koſt dergleichen pein erwecket.
Was aber fochte dich/ du armes huͤndgen/ an?
Da du die ſpeiſe magſt von ſchoͤnen lippen hohlen/
Daß du dich anderwerts darnach haſt umgethan/
Und etwas weg geleckt/ daß dir niemand befohlen.
Du biſt ja Cleliens ihr Schatz und zeitvertreib/
Jhr allergroͤſte luſt/ ihr poſſenſpiel/ ihr leben/
Jhr mann und beſter troſt/ und freygelaßner leib/
Die wird dir ſchon die koſt/ die auch nicht ſchadet/ geben.
Ach! waͤr ich ſo begluͤckt/ wie du/ geliebtes thier!
Wie gerne wolt ich doch den liebes-ſchlag erleiden/
Wie blieb ich allezeit in ihrem luſt-revier/
Und wolte niemahls nicht aus ihren augen ſcheiden.
Jch wolte ſo wie du zu ihren fuͤſſen tuhn/
Jch wollt’ auch ihren mund faſt unauffhoͤrlich kuͤſſen/
Jch lernt’ in kurtzer zeit/ mit ihr/ wie du/ zu thun/
Daß mich ihr mund faſt ſelbſt auch wuͤrde loben muͤſſen.
O nehme dich/ L’ Amour, doch dieſe kranckheit hin!
Jch weiß es gantz gewiß/ ich erbte deine ſtelle/
Und da ich nur itzund dein neben-buhler bin/
So wuͤrd’ ich denn der herr in dieſer liebes-zelle.
Aus danck ſo ſolte denn ein warmer leichenſtein/
Auff deiner hundes-grufft zum angedencken rauchen/
Vor dich/ als hund/ wird der auch gut genung ſchon ſeyn/
Weil deines gleichen ſonſt dergleichen gar nicht brauchen.
So ſtirb nun immerhin/ es ſchickt ohn dem ſich nicht/
Daß
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