Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

Vermischte Gedichte.
Lycidas.
Jch muß dich/ wehrter freund/ in deiner rede stören:
Jch wolte länger dich von hertzen gerne hören/
Doch Damon rufft mir schon (wer weiß was's dorten setzt/)
Du hast mich sonsten sehr durch deine red ergötzt.
Jch wünschte mir bey dir den gantzen tag zu bleiben/
Und mit erzehlungen denselben zu vertreiben/
So aber schickt sich's nicht mit unser einem wohl/
Daß man mit müßig-gehn die zeit verschlendern soll.
Lebt beyde fein gesund und bleibet mir geneiget/
So lange noch ein schaf auf diese trifften steiget/
So lange noch Milen die deutschen lieder liebt/
So lange Saladin sich in den flöhten übt/
Lebt wohl!
Saladin.
Du auch mein freund!
Milen.
Geh hin ins Panes nahmen/
Und grüsse Melidorn mit seinem schäffer-saamen.
Lycidas.
Ja/ ja es soll geschehn.
Milen.
Sprich auch denn wieder ein.
Lycidas.
Wenn ich nur irgend nicht beschwerlich möchte seyn.



Die vertheidigten Juristen.
C. G. B.
WEn schmäht das schnöde volck noch mehr als Adpo-
caten?
Wer wird von neid und haß wol mehr als sie beschmitzt?
So gehts: so weit ist's mit der unschuld schon gerahten/
Ein

Vermiſchte Gedichte.
Lycidas.
Jch muß dich/ wehrter freund/ in deiner rede ſtoͤren:
Jch wolte laͤnger dich von hertzen gerne hoͤren/
Doch Damon rufft mir ſchon (wer weiß was’s dorten ſetzt/)
Du haſt mich ſonſten ſehr durch deine red ergoͤtzt.
Jch wuͤnſchte mir bey dir den gantzen tag zu bleiben/
Und mit erzehlungen denſelben zu vertreiben/
So aber ſchickt ſich’s nicht mit unſer einem wohl/
Daß man mit muͤßig-gehn die zeit verſchlendern ſoll.
Lebt beyde fein geſund und bleibet mir geneiget/
So lange noch ein ſchaf auf dieſe trifften ſteiget/
So lange noch Milen die deutſchen lieder liebt/
So lange Saladin ſich in den floͤhten uͤbt/
Lebt wohl!
Saladin.
Du auch mein freund!
Milen.
Geh hin ins Panes nahmen/
Und gruͤſſe Melidorn mit ſeinem ſchaͤffer-ſaamen.
Lycidas.
Ja/ ja es ſoll geſchehn.
Milen.
Sprich auch denn wieder ein.
Lycidas.
Wenn ich nur irgend nicht beſchwerlich moͤchte ſeyn.



Die vertheidigten Juriſten.
C. G. B.
WEn ſchmaͤht das ſchnoͤde volck noch mehr als Adpo-
caten?
Wer wird von neid und haß wol mehr als ſie beſchmitzt?
So gehts: ſo weit iſt’s mit der unſchuld ſchon gerahten/
Ein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg>
            <pb facs="#f0335" n="333"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Lycidas.</hi> </l><lb/>
            <l>Jch muß dich/ wehrter freund/ in deiner rede &#x017F;to&#x0364;ren:</l><lb/>
            <l>Jch wolte la&#x0364;nger dich von hertzen gerne ho&#x0364;ren/</l><lb/>
            <l>Doch Damon rufft mir &#x017F;chon (wer weiß was&#x2019;s dorten &#x017F;etzt/)</l><lb/>
            <l>Du ha&#x017F;t mich &#x017F;on&#x017F;ten &#x017F;ehr durch deine red ergo&#x0364;tzt.</l><lb/>
            <l>Jch wu&#x0364;n&#x017F;chte mir bey dir den gantzen tag zu bleiben/</l><lb/>
            <l>Und mit erzehlungen den&#x017F;elben zu vertreiben/</l><lb/>
            <l>So aber &#x017F;chickt &#x017F;ich&#x2019;s nicht mit un&#x017F;er einem wohl/</l><lb/>
            <l>Daß man mit mu&#x0364;ßig-gehn die zeit ver&#x017F;chlendern &#x017F;oll.</l><lb/>
            <l>Lebt beyde fein ge&#x017F;und und bleibet mir geneiget/</l><lb/>
            <l>So lange noch ein &#x017F;chaf auf die&#x017F;e trifften &#x017F;teiget/</l><lb/>
            <l>So lange noch Milen die deut&#x017F;chen lieder liebt/</l><lb/>
            <l>So lange Saladin &#x017F;ich in den flo&#x0364;hten u&#x0364;bt/</l><lb/>
            <l>Lebt wohl!</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Saladin.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Du auch mein freund!</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Milen.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Geh hin ins Panes nahmen/</hi> </l><lb/>
            <l>Und gru&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Melidorn mit &#x017F;einem &#x017F;cha&#x0364;ffer-&#x017F;aamen.</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Lycidas.</hi> </l><lb/>
            <l>Ja/ ja es &#x017F;oll ge&#x017F;chehn.</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Milen.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Sprich auch denn wieder ein.</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Lycidas.</hi> </l><lb/>
            <l>Wenn ich nur irgend nicht be&#x017F;chwerlich mo&#x0364;chte &#x017F;eyn.</l>
          </lg>
        </lg><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b">Die vertheidigten Juri&#x017F;ten.<lb/>
C. G. B.</hi> </head><lb/>
          <lg>
            <l><hi rendition="#in">W</hi>En &#x017F;chma&#x0364;ht das &#x017F;chno&#x0364;de volck noch mehr als Adpo-</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">caten?</hi> </l><lb/>
            <l>Wer wird von neid und haß wol mehr als &#x017F;ie be&#x017F;chmitzt?</l><lb/>
            <l>So gehts: &#x017F;o weit i&#x017F;t&#x2019;s mit der un&#x017F;chuld &#x017F;chon gerahten/</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Ein</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[333/0335] Vermiſchte Gedichte. Lycidas. Jch muß dich/ wehrter freund/ in deiner rede ſtoͤren: Jch wolte laͤnger dich von hertzen gerne hoͤren/ Doch Damon rufft mir ſchon (wer weiß was’s dorten ſetzt/) Du haſt mich ſonſten ſehr durch deine red ergoͤtzt. Jch wuͤnſchte mir bey dir den gantzen tag zu bleiben/ Und mit erzehlungen denſelben zu vertreiben/ So aber ſchickt ſich’s nicht mit unſer einem wohl/ Daß man mit muͤßig-gehn die zeit verſchlendern ſoll. Lebt beyde fein geſund und bleibet mir geneiget/ So lange noch ein ſchaf auf dieſe trifften ſteiget/ So lange noch Milen die deutſchen lieder liebt/ So lange Saladin ſich in den floͤhten uͤbt/ Lebt wohl! Saladin. Du auch mein freund! Milen. Geh hin ins Panes nahmen/ Und gruͤſſe Melidorn mit ſeinem ſchaͤffer-ſaamen. Lycidas. Ja/ ja es ſoll geſchehn. Milen. Sprich auch denn wieder ein. Lycidas. Wenn ich nur irgend nicht beſchwerlich moͤchte ſeyn. Die vertheidigten Juriſten. C. G. B. WEn ſchmaͤht das ſchnoͤde volck noch mehr als Adpo- caten? Wer wird von neid und haß wol mehr als ſie beſchmitzt? So gehts: ſo weit iſt’s mit der unſchuld ſchon gerahten/ Ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/335
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/335>, abgerufen am 13.05.2024.