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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Galante und
Eh noch/ des hertzens krafft/ wie flüchtig saltz/ verraucht.
Der himmel weinet auch aus liebe zu der erden/
Doch trocknet er ihm bald die augen wieder ab/
Wilstu/ sein engel/ denn zum mammelucken werden?
Er pflantzt dir blumen ein/ und du bestellst dein grab?
Dein auge schicket sich ja nicht zur todten-bahre/
Wie wilstu denn darauff zur grufft getragen seyn?
Dem tode geben wir nicht gerne graue haare/
Und du wilst ihm den schmuck der schönen jugend weihn?
Begrabe deine noth/ wenn du ja must begraben/
Jch wil mit dir beym sarg im ersten paare gehn/
Den boy um meinen leib/ im auge thränen haben/
Und bey der grufft verblast wie ein betrübter stehn.
Verstopffe qvell und brunn dem brennenden gewässer/
Das meine liebe mehr/ als deine freud entzündt/
Und glaub es ist vor dich und tausend seelen besser/
Wenn man dich selber als dein grab voll blumen find.



Als sie ihn einen Mohr ge-
heissen.
C. H.
VErschlagne Clelie! weistu's? ich habe noch
Mit dir von neulich her ein hünchen abzupflucken
Gedenckstu noch daran? veränderstu dich doch
Und meinst/ ich woll' auff dich/ ohn dein verschulden/ hucken.
Nein/ schönster engel/ nein/ ich denck itzund daran/
Da mich dein lichter mund nechst einen schwartzen nannte/
Dergleichen Mohren-land alleine zeigen kan/
Und mir dasselbige zur heymath zuerkannte.
Dies hab ich/ als du's wohl am wenigsten vermeint/
Mir deutsch und leserlich hier hinters ohr geschrieben/
Und find es itzt nun da; doch muß ich/ wie es scheint/
Die gantze sache dir wohl ins gewissen schieben.
Denn

Galante und
Eh noch/ des hertzens krafft/ wie fluͤchtig ſaltz/ verraucht.
Der himmel weinet auch aus liebe zu der erden/
Doch trocknet er ihm bald die augen wieder ab/
Wilſtu/ ſein engel/ denn zum mammelucken werden?
Er pflantzt dir blumen ein/ und du beſtellſt dein grab?
Dein auge ſchicket ſich ja nicht zur todten-bahre/
Wie wilſtu denn darauff zur grufft getragen ſeyn?
Dem tode geben wir nicht gerne graue haare/
Und du wilſt ihm den ſchmuck der ſchoͤnen jugend weihn?
Begrabe deine noth/ wenn du ja muſt begraben/
Jch wil mit dir beym ſarg im erſten paare gehn/
Den boy um meinen leib/ im auge thraͤnen haben/
Und bey der grufft verblaſt wie ein betruͤbter ſtehn.
Verſtopffe qvell und brunn dem brennenden gewaͤſſer/
Das meine liebe mehr/ als deine freud entzuͤndt/
Und glaub es iſt vor dich und tauſend ſeelen beſſer/
Wenn man dich ſelber als dein grab voll blumen find.



Als ſie ihn einen Mohr ge-
heiſſen.
C. H.
VErſchlagne Clelie! weiſtu’s? ich habe noch
Mit dir von neulich her ein huͤnchen abzupflucken
Gedenckſtu noch daran? veraͤnderſtu dich doch
Und meinſt/ ich woll’ auff dich/ ohn dein verſchulden/ hucken.
Nein/ ſchoͤnſter engel/ nein/ ich denck itzund daran/
Da mich dein lichter mund nechſt einen ſchwartzen nannte/
Dergleichen Mohren-land alleine zeigen kan/
Und mir daſſelbige zur heymath zuerkannte.
Dies hab ich/ als du’s wohl am wenigſten vermeint/
Mir deutſch und leſerlich hier hinters ohr geſchrieben/
Und find es itzt nun da; doch muß ich/ wie es ſcheint/
Die gantze ſache dir wohl ins gewiſſen ſchieben.
Denn
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[30/0032] Galante und Eh noch/ des hertzens krafft/ wie fluͤchtig ſaltz/ verraucht. Der himmel weinet auch aus liebe zu der erden/ Doch trocknet er ihm bald die augen wieder ab/ Wilſtu/ ſein engel/ denn zum mammelucken werden? Er pflantzt dir blumen ein/ und du beſtellſt dein grab? Dein auge ſchicket ſich ja nicht zur todten-bahre/ Wie wilſtu denn darauff zur grufft getragen ſeyn? Dem tode geben wir nicht gerne graue haare/ Und du wilſt ihm den ſchmuck der ſchoͤnen jugend weihn? Begrabe deine noth/ wenn du ja muſt begraben/ Jch wil mit dir beym ſarg im erſten paare gehn/ Den boy um meinen leib/ im auge thraͤnen haben/ Und bey der grufft verblaſt wie ein betruͤbter ſtehn. Verſtopffe qvell und brunn dem brennenden gewaͤſſer/ Das meine liebe mehr/ als deine freud entzuͤndt/ Und glaub es iſt vor dich und tauſend ſeelen beſſer/ Wenn man dich ſelber als dein grab voll blumen find. Als ſie ihn einen Mohr ge- heiſſen. C. H. VErſchlagne Clelie! weiſtu’s? ich habe noch Mit dir von neulich her ein huͤnchen abzupflucken Gedenckſtu noch daran? veraͤnderſtu dich doch Und meinſt/ ich woll’ auff dich/ ohn dein verſchulden/ hucken. Nein/ ſchoͤnſter engel/ nein/ ich denck itzund daran/ Da mich dein lichter mund nechſt einen ſchwartzen nannte/ Dergleichen Mohren-land alleine zeigen kan/ Und mir daſſelbige zur heymath zuerkannte. Dies hab ich/ als du’s wohl am wenigſten vermeint/ Mir deutſch und leſerlich hier hinters ohr geſchrieben/ Und find es itzt nun da; doch muß ich/ wie es ſcheint/ Die gantze ſache dir wohl ins gewiſſen ſchieben. Denn

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/32>, abgerufen am 28.03.2024.