Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite
Sinn-Gedichte.
Die Jungfern.
C. H.
MAn saget insgemein:
Die jungfern sind ein ander Paradieß;
(Allwo der Adam sich von Even fangen ließ.)
Und wenn ich soll das kind beym rechten nahmen nennen/
So muß ich selbst bekennen/
Er treffe ziemlich ein.
Durch jenes kamen wir ja in die gröste noth/
Und spielten all' in Adam banqverot;
Nun darff man sich nicht lange hier bemühen
Die ähnligkeit heraus zuziehen.
Den nahmen haben sie vorher schon im gebrauch;
Und itzt beweiß ich auch/
Daß sie mit dem auch dessen unarth angenommen;
Weil so viel jünglinge durch sie zu falle kommen.


Das wie ein Schlaff-Rock gemachte
Braut-Hemde.
C. H.
DJe welt wird doch von tag zu tage klüger:
Und sonderlich in liebes-sachen
Will sie es immer besser machen/
Und es gelingt ihr auch.
Bey unsern lieben alten
Da muste ja die liebe fast erkalten/
Eh alles auffgenestelt war;
Die jungen sind itzund von gar viel anderm haar.
Des bräutgams hemde braucht itzund nicht so viel mühe/
Daß man es lange ziehe/
Es
R 4
Sinn-Gedichte.
Die Jungfern.
C. H.
MAn ſaget insgemein:
Die jungfern ſind ein ander Paradieß;
(Allwo der Adam ſich von Even fangen ließ.)
Und wenn ich ſoll das kind beym rechten nahmen nennen/
So muß ich ſelbſt bekennen/
Er treffe ziemlich ein.
Durch jenes kamen wir ja in die groͤſte noth/
Und ſpielten all’ in Adam banqverot;
Nun darff man ſich nicht lange hier bemuͤhen
Die aͤhnligkeit heraus zuziehen.
Den nahmen haben ſie vorher ſchon im gebrauch;
Und itzt beweiß ich auch/
Daß ſie mit dem auch deſſen unarth angenommen;
Weil ſo viel juͤnglinge durch ſie zu falle kommen.


Das wie ein Schlaff-Rock gemachte
Braut-Hemde.
C. H.
DJe welt wird doch von tag zu tage kluͤger:
Und ſonderlich in liebes-ſachen
Will ſie es immer beſſer machen/
Und es gelingt ihr auch.
Bey unſern lieben alten
Da muſte ja die liebe faſt erkalten/
Eh alles auffgeneſtelt war;
Die jungen ſind itzund von gar viel anderm haar.
Des braͤutgams hemde braucht itzund nicht ſo viel muͤhe/
Daß man es lange ziehe/
Es
R 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0265" n="263"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinn-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">Die Jungfern.<lb/>
C. H.</hi> </head><lb/>
            <lg>
              <l><hi rendition="#in">M</hi>An &#x017F;aget insgemein:</l><lb/>
              <l>Die jungfern &#x017F;ind ein ander Paradieß;</l><lb/>
              <l>(Allwo der Adam &#x017F;ich von Even fangen ließ.)</l><lb/>
              <l>Und wenn ich &#x017F;oll das kind beym rechten nahmen nennen/</l><lb/>
              <l>So muß ich &#x017F;elb&#x017F;t bekennen/</l><lb/>
              <l>Er treffe ziemlich ein.</l><lb/>
              <l>Durch jenes kamen wir ja in die gro&#x0364;&#x017F;te noth/</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;pielten all&#x2019; in Adam banqverot;</l><lb/>
              <l>Nun darff man &#x017F;ich nicht lange hier bemu&#x0364;hen</l><lb/>
              <l>Die a&#x0364;hnligkeit heraus zuziehen.</l><lb/>
              <l>Den nahmen haben &#x017F;ie vorher &#x017F;chon im gebrauch;</l><lb/>
              <l>Und itzt beweiß ich auch/</l><lb/>
              <l>Daß &#x017F;ie mit dem auch de&#x017F;&#x017F;en unarth angenommen;</l><lb/>
              <l>Weil &#x017F;o viel ju&#x0364;nglinge durch &#x017F;ie zu falle kommen.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">Das wie ein Schlaff-Rock gemachte<lb/>
Braut-Hemde.<lb/>
C. H.</hi> </head><lb/>
            <lg>
              <l><hi rendition="#in">D</hi>Je welt wird doch von tag zu tage klu&#x0364;ger:</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;onderlich in liebes-&#x017F;achen</l><lb/>
              <l>Will &#x017F;ie es immer be&#x017F;&#x017F;er machen/</l><lb/>
              <l>Und es gelingt ihr auch.</l><lb/>
              <l>Bey un&#x017F;ern lieben alten</l><lb/>
              <l>Da mu&#x017F;te ja die liebe fa&#x017F;t erkalten/</l><lb/>
              <l>Eh alles auffgene&#x017F;telt war;</l><lb/>
              <l>Die jungen &#x017F;ind itzund von gar viel anderm haar.</l><lb/>
              <l>Des bra&#x0364;utgams hemde braucht itzund nicht &#x017F;o viel mu&#x0364;he/</l><lb/>
              <l>Daß man es lange ziehe/</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">R 4</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[263/0265] Sinn-Gedichte. Die Jungfern. C. H. MAn ſaget insgemein: Die jungfern ſind ein ander Paradieß; (Allwo der Adam ſich von Even fangen ließ.) Und wenn ich ſoll das kind beym rechten nahmen nennen/ So muß ich ſelbſt bekennen/ Er treffe ziemlich ein. Durch jenes kamen wir ja in die groͤſte noth/ Und ſpielten all’ in Adam banqverot; Nun darff man ſich nicht lange hier bemuͤhen Die aͤhnligkeit heraus zuziehen. Den nahmen haben ſie vorher ſchon im gebrauch; Und itzt beweiß ich auch/ Daß ſie mit dem auch deſſen unarth angenommen; Weil ſo viel juͤnglinge durch ſie zu falle kommen. Das wie ein Schlaff-Rock gemachte Braut-Hemde. C. H. DJe welt wird doch von tag zu tage kluͤger: Und ſonderlich in liebes-ſachen Will ſie es immer beſſer machen/ Und es gelingt ihr auch. Bey unſern lieben alten Da muſte ja die liebe faſt erkalten/ Eh alles auffgeneſtelt war; Die jungen ſind itzund von gar viel anderm haar. Des braͤutgams hemde braucht itzund nicht ſo viel muͤhe/ Daß man es lange ziehe/ Es R 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/265
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/265>, abgerufen am 11.05.2024.