Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

Sinn-Gedichte.
Jndem es fast auff allen gassen
Die weiber über sich muß stand-recht halten lassen.
Da heist's: die wird wohl auch nicht lange jungfer seyn/
Es vettern sich bey ihr schon die studenten ein/
Wo diese gäste hingerochen/
Da wird gar bald der keuschheit thamm durchstochen.
Die kluge weibrigen/ die haben's selbst erfahren
Jn ihren jungfer-jahren/
Drum wissen sie's so gut/
Was man im liebeln thut.
Und weil sie's itzt nicht mehr so haben können/
So wollen sie es auch nicht diesen mädgen gönnen.



Studenten-Liebe.
C. H.
STudenten sind nicht faul/
Wo's was zu naschen setzet;
Doch wenn sie sich genung ergötzet/
So wischen sie das maul/
Und gehen ihrer wege.
Jst einer denn was beygebracht/
So mag sie seyn bedacht/
Wie sie es selbst verpflege.
Den ursprung geben sie zwar gerne her/
Doch um den nahmen und die nahrung hält es schwer.
Wiewohl sie drum nicht zu verdencken/
Weil diese menscher sich an gar zu viele hencken.
Und theilte man das kind nach deren anzahl ein/
So müsten ziemlich viel der portionen seyn/
Und wolt' ich mich was ehrliches verwetten/
Daß ihrer viere kaum ein pfund davon zu hoffen hätten.
Sylvia
R 3

Sinn-Gedichte.
Jndem es faſt auff allen gaſſen
Die weiber uͤber ſich muß ſtand-recht halten laſſen.
Da heiſt’s: die wird wohl auch nicht lange jungfer ſeyn/
Es vettern ſich bey ihr ſchon die ſtudenten ein/
Wo dieſe gaͤſte hingerochen/
Da wird gar bald der keuſchheit thamm durchſtochen.
Die kluge weibrigen/ die haben’s ſelbſt erfahren
Jn ihren jungfer-jahren/
Drum wiſſen ſie’s ſo gut/
Was man im liebeln thut.
Und weil ſie’s itzt nicht mehr ſo haben koͤnnen/
So wollen ſie es auch nicht dieſen maͤdgen goͤnnen.



Studenten-Liebe.
C. H.
STudenten ſind nicht faul/
Wo’s was zu naſchen ſetzet;
Doch wenn ſie ſich genung ergoͤtzet/
So wiſchen ſie das maul/
Und gehen ihrer wege.
Jſt einer denn was beygebracht/
So mag ſie ſeyn bedacht/
Wie ſie es ſelbſt verpflege.
Den urſprung geben ſie zwar gerne her/
Doch um den nahmen und die nahrung haͤlt es ſchwer.
Wiewohl ſie drum nicht zu verdencken/
Weil dieſe menſcher ſich an gar zu viele hencken.
Und theilte man das kind nach deren anzahl ein/
So muͤſten ziemlich viel der portionen ſeyn/
Und wolt’ ich mich was ehrliches verwetten/
Daß ihrer viere kaum ein pfund davon zu hoffen haͤtten.
Sylvia
R 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg type="poem">
            <lg>
              <pb facs="#f0263" n="261"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sinn-Gedichte.</hi> </fw><lb/>
              <l>Jndem es fa&#x017F;t auff allen ga&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
              <l>Die weiber u&#x0364;ber &#x017F;ich muß &#x017F;tand-recht halten la&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
              <l>Da hei&#x017F;t&#x2019;s: die wird wohl auch nicht lange jungfer &#x017F;eyn/</l><lb/>
              <l>Es vettern &#x017F;ich bey ihr &#x017F;chon die &#x017F;tudenten ein/</l><lb/>
              <l>Wo die&#x017F;e ga&#x0364;&#x017F;te hingerochen/</l><lb/>
              <l>Da wird gar bald der keu&#x017F;chheit thamm durch&#x017F;tochen.</l><lb/>
              <l>Die kluge weibrigen/ die haben&#x2019;s &#x017F;elb&#x017F;t erfahren</l><lb/>
              <l>Jn ihren jungfer-jahren/</l><lb/>
              <l>Drum wi&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie&#x2019;s &#x017F;o gut/</l><lb/>
              <l>Was man im liebeln thut.</l><lb/>
              <l>Und weil &#x017F;ie&#x2019;s itzt nicht mehr &#x017F;o haben ko&#x0364;nnen/</l><lb/>
              <l>So wollen &#x017F;ie es auch nicht die&#x017F;en ma&#x0364;dgen go&#x0364;nnen.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">Studenten-Liebe.<lb/>
C. H.</hi> </head><lb/>
            <lg>
              <l><hi rendition="#in">S</hi>Tudenten &#x017F;ind nicht faul/</l><lb/>
              <l>Wo&#x2019;s was zu na&#x017F;chen &#x017F;etzet;</l><lb/>
              <l>Doch wenn &#x017F;ie &#x017F;ich genung ergo&#x0364;tzet/</l><lb/>
              <l>So wi&#x017F;chen &#x017F;ie das maul/</l><lb/>
              <l>Und gehen ihrer wege.</l><lb/>
              <l>J&#x017F;t einer denn was beygebracht/</l><lb/>
              <l>So mag &#x017F;ie &#x017F;eyn bedacht/</l><lb/>
              <l>Wie &#x017F;ie es &#x017F;elb&#x017F;t verpflege.</l><lb/>
              <l>Den ur&#x017F;prung geben &#x017F;ie zwar gerne her/</l><lb/>
              <l>Doch um den nahmen und die nahrung ha&#x0364;lt es &#x017F;chwer.</l><lb/>
              <l>Wiewohl &#x017F;ie drum nicht zu verdencken/</l><lb/>
              <l>Weil die&#x017F;e men&#x017F;cher &#x017F;ich an gar zu viele hencken.</l><lb/>
              <l>Und theilte man das kind nach deren anzahl ein/</l><lb/>
              <l>So mu&#x0364;&#x017F;ten ziemlich viel der <hi rendition="#aq">portionen</hi> &#x017F;eyn/</l><lb/>
              <l>Und wolt&#x2019; ich mich was ehrliches verwetten/</l><lb/>
              <l>Daß ihrer viere kaum ein pfund davon zu hoffen ha&#x0364;tten.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#b">R 3</hi> </fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Sylvia</hi> </fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[261/0263] Sinn-Gedichte. Jndem es faſt auff allen gaſſen Die weiber uͤber ſich muß ſtand-recht halten laſſen. Da heiſt’s: die wird wohl auch nicht lange jungfer ſeyn/ Es vettern ſich bey ihr ſchon die ſtudenten ein/ Wo dieſe gaͤſte hingerochen/ Da wird gar bald der keuſchheit thamm durchſtochen. Die kluge weibrigen/ die haben’s ſelbſt erfahren Jn ihren jungfer-jahren/ Drum wiſſen ſie’s ſo gut/ Was man im liebeln thut. Und weil ſie’s itzt nicht mehr ſo haben koͤnnen/ So wollen ſie es auch nicht dieſen maͤdgen goͤnnen. Studenten-Liebe. C. H. STudenten ſind nicht faul/ Wo’s was zu naſchen ſetzet; Doch wenn ſie ſich genung ergoͤtzet/ So wiſchen ſie das maul/ Und gehen ihrer wege. Jſt einer denn was beygebracht/ So mag ſie ſeyn bedacht/ Wie ſie es ſelbſt verpflege. Den urſprung geben ſie zwar gerne her/ Doch um den nahmen und die nahrung haͤlt es ſchwer. Wiewohl ſie drum nicht zu verdencken/ Weil dieſe menſcher ſich an gar zu viele hencken. Und theilte man das kind nach deren anzahl ein/ So muͤſten ziemlich viel der portionen ſeyn/ Und wolt’ ich mich was ehrliches verwetten/ Daß ihrer viere kaum ein pfund davon zu hoffen haͤtten. Sylvia R 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/263
Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/263>, abgerufen am 11.05.2024.