Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.Hochzeit-Gedichte. Bey der Stryck-und Zangischen Vermählung. J. S. S. NJcht wundre dich vielleicht verwundrungs-wehrte frau! Daß ich mit kühner faust dir ehren-pforten bau/ Und sie bemühet bin nur auf papier zu setzen/ Da doch gantz Breßlau selbst/ das kleinod deutscher Welt Zum ehren-tempel dir sich heute dargestellt/ Und diesen tag gedenckt dem marmel einzuätzen. Jch kenne deine höh' und meine niedrigkeit/ Jch weiß/ daß dieses blat mit seiner dunckelheit Der hochzeit-kertzen glantz/ die heute um dich gleissen/ Und wie gestirne sind/ nicht wohl vertragen kan/ Doch blickstu nur geneigt die schlechten zeilen an/ So wird ihr schatten klar/ und ich entschuldigt heissen. Wer/ grosse gönnerinn/ von deinen tugenden Ein rechtes ebenbild sucht zu verfertigen/ Erkühnt sich einer that/ vor der die krafft verschwindet/ Deshalben schweiget auch mein ungeübter kiel/ Und schreibet nur/ daß/ wer die tugend schauen will/ Jn deinem hertzen sie/ als seiner heymaht findet. Drum hastu jederzeit so glücklich dich vermählt/ Und häupter haben dich zu ihrem schatz erwehlt/ Die deine vaterstadt stets ihren schatz genennet/ Dein Arzat/ der ihr wohl so gut erhalten hat/ Als sein geschickter fuß vor seinen Käyser trat/ Wird bey der nachwelt selbst vor ihren artzt erkennet. Nach
Hochzeit-Gedichte. Bey der Stryck-und Zangiſchen Vermaͤhlung. J. S. S. NJcht wundre dich vielleicht verwundrungs-wehrte frau! Daß ich mit kuͤhner fauſt dir ehren-pforten bau/ Und ſie bemuͤhet bin nur auf papier zu ſetzen/ Da doch gantz Breßlau ſelbſt/ das kleinod deutſcher Welt Zum ehren-tempel dir ſich heute dargeſtellt/ Und dieſen tag gedenckt dem marmel einzuaͤtzen. Jch kenne deine hoͤh’ und meine niedrigkeit/ Jch weiß/ daß dieſes blat mit ſeiner dunckelheit Der hochzeit-kertzen glantz/ die heute um dich gleiſſen/ Und wie geſtirne ſind/ nicht wohl vertragen kan/ Doch blickſtu nur geneigt die ſchlechten zeilen an/ So wird ihr ſchatten klar/ und ich entſchuldigt heiſſen. Wer/ groſſe goͤnnerinn/ von deinen tugenden Ein rechtes ebenbild ſucht zu verfertigen/ Erkuͤhnt ſich einer that/ vor der die krafft verſchwindet/ Deshalben ſchweiget auch mein ungeuͤbter kiel/ Und ſchreibet nur/ daß/ wer die tugend ſchauen will/ Jn deinem hertzen ſie/ als ſeiner heymaht findet. Drum haſtu jederzeit ſo gluͤcklich dich vermaͤhlt/ Und haͤupter haben dich zu ihrem ſchatz erwehlt/ Die deine vaterſtadt ſtets ihren ſchatz genennet/ Dein Arzat/ der ihr wohl ſo gut erhalten hat/ Als ſein geſchickter fuß vor ſeinen Kaͤyſer trat/ Wird bey der nachwelt ſelbſt vor ihren artzt erkennet. Nach
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J. S. S.
NJcht wundre dich vielleicht verwundrungs-wehrte
frau!
Daß ich mit kuͤhner fauſt dir ehren-pforten bau/
Und ſie bemuͤhet bin nur auf papier zu ſetzen/
Da doch gantz Breßlau ſelbſt/ das kleinod deutſcher
Welt
Zum ehren-tempel dir ſich heute dargeſtellt/
Und dieſen tag gedenckt dem marmel einzuaͤtzen.
Jch kenne deine hoͤh’ und meine niedrigkeit/
Jch weiß/ daß dieſes blat mit ſeiner dunckelheit
Der hochzeit-kertzen glantz/ die heute um dich gleiſſen/
Und wie geſtirne ſind/ nicht wohl vertragen kan/
Doch blickſtu nur geneigt die ſchlechten zeilen an/
So wird ihr ſchatten klar/ und ich entſchuldigt heiſſen.
Wer/ groſſe goͤnnerinn/ von deinen tugenden
Ein rechtes ebenbild ſucht zu verfertigen/
Erkuͤhnt ſich einer that/ vor der die krafft verſchwindet/
Deshalben ſchweiget auch mein ungeuͤbter kiel/
Und ſchreibet nur/ daß/ wer die tugend ſchauen will/
Jn deinem hertzen ſie/ als ſeiner heymaht findet.
Drum haſtu jederzeit ſo gluͤcklich dich vermaͤhlt/
Und haͤupter haben dich zu ihrem ſchatz erwehlt/
Die deine vaterſtadt ſtets ihren ſchatz genennet/
Dein Arzat/ der ihr wohl ſo gut erhalten hat/
Als ſein geſchickter fuß vor ſeinen Kaͤyſer trat/
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