Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.Galante und So stelle dich verblümt/ und sprich: ich kenn ihn nicht/Biß einst die einsamkeit uns sicherheit verspricht. An Lisillen. 1. SEy mir willkommen/ ach! sey mir willkommen/Schönste Lisille/ du krone der frommen/ O! du mein alles! mein eintzigs verlangen? Hab ich dich oder hastu mich gefangen? 2. Alles ist numehr gantz ruhig und stille/Komm' und vergnüge mich/ liebste Lisille/ Laß mich die blumen/ ach! laß mich den mäyen Deiner holdseeligen schönheit erfreuen. 3. Unsere liebe soll nimmer verwelcken:Streut mir das bette mit rosen und nelcken/ Roßmarin/ samt den verliebten narcissen Streuet auff meiner Lisillen ihr küssen. 4. Stille! mein liebgen ist müde vom wachen/Müde vom schertzen/ und müde von lachen/ Gleich wie die Lämmerchen unter den schaafen/ So ist das liebste Lisillchen entschlaffen. 5. Niemand erkühne sich diese zu wecken/Biß sich die sterne am himmel verstecken/ Biß sie die sonne von dannen heist gehen/ So wird ein niedliches weibgen auffstehen. Er
Galante und So ſtelle dich verbluͤmt/ und ſprich: ich kenn ihn nicht/Biß einſt die einſamkeit uns ſicherheit verſpricht. An Liſillen. 1. SEy mir willkommen/ ach! ſey mir willkommen/Schoͤnſte Liſille/ du krone der frommen/ O! du mein alles! mein eintzigs verlangen? Hab ich dich oder haſtu mich gefangen? 2. Alles iſt numehr gantz ruhig und ſtille/Komm’ und vergnuͤge mich/ liebſte Liſille/ Laß mich die blumen/ ach! laß mich den maͤyen Deiner holdſeeligen ſchoͤnheit erfreuen. 3. Unſere liebe ſoll nimmer verwelcken:Streut mir das bette mit roſen und nelcken/ Roßmarin/ ſamt den verliebten narciſſen Streuet auff meiner Liſillen ihr kuͤſſen. 4. Stille! mein liebgen iſt muͤde vom wachen/Muͤde vom ſchertzen/ und muͤde von lachen/ Gleich wie die Laͤmmerchen unter den ſchaafen/ So iſt das liebſte Liſillchen entſchlaffen. 5. Niemand erkuͤhne ſich dieſe zu wecken/Biß ſich die ſterne am himmel verſtecken/ Biß ſie die ſonne von dannen heiſt gehen/ So wird ein niedliches weibgen auffſtehen. Er
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Galante und
So ſtelle dich verbluͤmt/ und ſprich: ich kenn ihn nicht/
Biß einſt die einſamkeit uns ſicherheit verſpricht.
An Liſillen.
1.
SEy mir willkommen/ ach! ſey mir willkommen/
Schoͤnſte Liſille/ du krone der frommen/
O! du mein alles! mein eintzigs verlangen?
Hab ich dich oder haſtu mich gefangen?
2.
Alles iſt numehr gantz ruhig und ſtille/
Komm’ und vergnuͤge mich/ liebſte Liſille/
Laß mich die blumen/ ach! laß mich den maͤyen
Deiner holdſeeligen ſchoͤnheit erfreuen.
3.
Unſere liebe ſoll nimmer verwelcken:
Streut mir das bette mit roſen und nelcken/
Roßmarin/ ſamt den verliebten narciſſen
Streuet auff meiner Liſillen ihr kuͤſſen.
4.
Stille! mein liebgen iſt muͤde vom wachen/
Muͤde vom ſchertzen/ und muͤde von lachen/
Gleich wie die Laͤmmerchen unter den ſchaafen/
So iſt das liebſte Liſillchen entſchlaffen.
5.
Niemand erkuͤhne ſich dieſe zu wecken/
Biß ſich die ſterne am himmel verſtecken/
Biß ſie die ſonne von dannen heiſt gehen/
So wird ein niedliches weibgen auffſtehen.
Er
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