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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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verliebte Arien.
Ein halber kuß war mein gewinn/
Davor gab ich den gantzen himmel hin.

3.
Wie offt hab ich durch falschen Wind gesuchet
Bey dir den hafen meiner lust?
Wie offt hab ich auch die minut verfluchet/
Wenn ich dein licht nicht sehen must?
Bißweilen fiel mir dieses ein/
Jch wolt ohn dich nicht bey den sternen seyn.
4.
Zwar kan man dich die andre Venus nennen/
Die rose dieser flüchtigkeit/
Die sonne die den erdkreiß kan verbrennen
Durch strahlen ihrer göttligkeit/
Und einen engel/ der so schön/
Daß alle welt vor ihm entzückt muß stehn.
5.
Doch haben engel auch einmahl gefehlet;
Die sonne leidet finsterniß;
Die schönste ros' ist mit dem dorn vermählet/
Jhr ambra stärckt/ ihr dorn macht riß;
Und ob die Venus noch so gleist/
So weiß man doch daß sie ein irrwisch heist.
6.
Drum werff ich mich noch nicht zu deinen füssen/
Jch bete nur das himmlisch an/
Jch will dich zwar/ doch nicht als engel küssen
Wer ist der engel küssen kan?
Wer küsse nimmt hat fleisch und bein:
Du bleibst ein mensch wo du geküst wilst seyn.
Er

verliebte Arien.
Ein halber kuß war mein gewinn/
Davor gab ich den gantzen himmel hin.

3.
Wie offt hab ich durch falſchen Wind geſuchet
Bey dir den hafen meiner luſt?
Wie offt hab ich auch die minut verfluchet/
Wenn ich dein licht nicht ſehen muſt?
Bißweilen fiel mir dieſes ein/
Jch wolt ohn dich nicht bey den ſternen ſeyn.
4.
Zwar kan man dich die andre Venus nennen/
Die roſe dieſer fluͤchtigkeit/
Die ſonne die den erdkreiß kan verbrennen
Durch ſtrahlen ihrer goͤttligkeit/
Und einen engel/ der ſo ſchoͤn/
Daß alle welt vor ihm entzuͤckt muß ſtehn.
5.
Doch haben engel auch einmahl gefehlet;
Die ſonne leidet finſterniß;
Die ſchoͤnſte roſ’ iſt mit dem dorn vermaͤhlet/
Jhr ambra ſtaͤrckt/ ihr dorn macht riß;
Und ob die Venus noch ſo gleiſt/
So weiß man doch daß ſie ein irrwiſch heiſt.
6.
Drum werff ich mich noch nicht zu deinen fuͤſſen/
Jch bete nur das himmliſch an/
Jch will dich zwar/ doch nicht als engel kuͤſſen
Wer iſt der engel kuͤſſen kan?
Wer kuͤſſe nimmt hat fleiſch und bein:
Du bleibſt ein menſch wo du gekuͤſt wilſt ſeyn.
Er
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[125/0127] verliebte Arien. Ein halber kuß war mein gewinn/ Davor gab ich den gantzen himmel hin. 3. Wie offt hab ich durch falſchen Wind geſuchet Bey dir den hafen meiner luſt? Wie offt hab ich auch die minut verfluchet/ Wenn ich dein licht nicht ſehen muſt? Bißweilen fiel mir dieſes ein/ Jch wolt ohn dich nicht bey den ſternen ſeyn. 4. Zwar kan man dich die andre Venus nennen/ Die roſe dieſer fluͤchtigkeit/ Die ſonne die den erdkreiß kan verbrennen Durch ſtrahlen ihrer goͤttligkeit/ Und einen engel/ der ſo ſchoͤn/ Daß alle welt vor ihm entzuͤckt muß ſtehn. 5. Doch haben engel auch einmahl gefehlet; Die ſonne leidet finſterniß; Die ſchoͤnſte roſ’ iſt mit dem dorn vermaͤhlet/ Jhr ambra ſtaͤrckt/ ihr dorn macht riß; Und ob die Venus noch ſo gleiſt/ So weiß man doch daß ſie ein irrwiſch heiſt. 6. Drum werff ich mich noch nicht zu deinen fuͤſſen/ Jch bete nur das himmliſch an/ Jch will dich zwar/ doch nicht als engel kuͤſſen Wer iſt der engel kuͤſſen kan? Wer kuͤſſe nimmt hat fleiſch und bein: Du bleibſt ein menſch wo du gekuͤſt wilſt ſeyn. Er

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/127>, abgerufen am 22.11.2024.