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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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verliebte Arien.
3.
Merckt ihr irgend an den zweigen/
Daß es hier nicht richtig steh/
Daß sie gar zu tieff sich beugen;
Ey so jagt sie in die höh/
Die nach meiner sonne trachten/
Deren blätter/ frucht und pracht
Müsse durch die glut verschmachten
Und noch werden ausgelacht.
4.
Auch den blumen raubt die säffte/
Die das wollust-lager seyn/
Lasset ihnen keine kräffte/
Hült sie zum verwesen ein/
Daß auch keine blume lebe/
Die an glück und liebe sich/
Meinen flammen gleich erhebe/
Ja sie mehr vergnüg' als ich.
5.
Aber euch ist's zugelassen.
Euch/ die ihr mein lieben wißt/
Sie bald hier/ bald da zu fassen/
Doch wo sie am schönsten ist/
Küst das paar der netten hände
Küst das auge/ küst den mund/
Küst der brüste Marmel-wände
Küst bis alles werde wund.
6.
Reissen irgend ihre blicke/
Dieses schlafes band entzwey;
So verfüget euch zurücke/
Dann bin ich des kummers frey/
Weil sie wachend auch den schatten
Aller buhlerey verlacht/
Und
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verliebte Arien.
3.
Merckt ihr irgend an den zweigen/
Daß es hier nicht richtig ſteh/
Daß ſie gar zu tieff ſich beugen;
Ey ſo jagt ſie in die hoͤh/
Die nach meiner ſonne trachten/
Deren blaͤtter/ frucht und pracht
Muͤſſe durch die glut verſchmachten
Und noch werden ausgelacht.
4.
Auch den blumen raubt die ſaͤffte/
Die das wolluſt-lager ſeyn/
Laſſet ihnen keine kraͤffte/
Huͤlt ſie zum verweſen ein/
Daß auch keine blume lebe/
Die an gluͤck und liebe ſich/
Meinen flammen gleich erhebe/
Ja ſie mehr vergnuͤg’ als ich.
5.
Aber euch iſt’s zugelaſſen.
Euch/ die ihr mein lieben wißt/
Sie bald hier/ bald da zu faſſen/
Doch wo ſie am ſchoͤnſten iſt/
Kuͤſt das paar der netten haͤnde
Kuͤſt das auge/ kuͤſt den mund/
Kuͤſt der bruͤſte Marmel-waͤnde
Kuͤſt bis alles werde wund.
6.
Reiſſen irgend ihre blicke/
Dieſes ſchlafes band entzwey;
So verfuͤget euch zuruͤcke/
Dann bin ich des kummers frey/
Weil ſie wachend auch den ſchatten
Aller buhlerey verlacht/
Und
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[115/0117] verliebte Arien. 3. Merckt ihr irgend an den zweigen/ Daß es hier nicht richtig ſteh/ Daß ſie gar zu tieff ſich beugen; Ey ſo jagt ſie in die hoͤh/ Die nach meiner ſonne trachten/ Deren blaͤtter/ frucht und pracht Muͤſſe durch die glut verſchmachten Und noch werden ausgelacht. 4. Auch den blumen raubt die ſaͤffte/ Die das wolluſt-lager ſeyn/ Laſſet ihnen keine kraͤffte/ Huͤlt ſie zum verweſen ein/ Daß auch keine blume lebe/ Die an gluͤck und liebe ſich/ Meinen flammen gleich erhebe/ Ja ſie mehr vergnuͤg’ als ich. 5. Aber euch iſt’s zugelaſſen. Euch/ die ihr mein lieben wißt/ Sie bald hier/ bald da zu faſſen/ Doch wo ſie am ſchoͤnſten iſt/ Kuͤſt das paar der netten haͤnde Kuͤſt das auge/ kuͤſt den mund/ Kuͤſt der bruͤſte Marmel-waͤnde Kuͤſt bis alles werde wund. 6. Reiſſen irgend ihre blicke/ Dieſes ſchlafes band entzwey; So verfuͤget euch zuruͤcke/ Dann bin ich des kummers frey/ Weil ſie wachend auch den ſchatten Aller buhlerey verlacht/ Und H 2

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/117>, abgerufen am 02.05.2024.