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Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708.

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Galante und
An Libindgen.
1.
Büldenes rosenkind! perlene wangen/
Edelste blume! mein schönstes verlangen!
Deine verrichtung der himmlischen tugend/
Schmücket die güldenen rosen der jugend.
2.
Silberne lilgen-brust! lasse dich küssen/
Niedliches leibgen! komm laß dich umschlies-
sen/
Deinen narcissen-weis-seidenen händen/
Wil ich mich immer und ewig verpfänden.
3.
Milcherne wangen! was wolt ihr euch schämen/
Meine verliebete lippen zu nehmen/
Sind doch die lippen auf unseren wangen/
Alle bey einerley Sonn aufgegangen.
4.
Laß uns denn küssen/ dieweil wir noch blühen/
Eh uns die rosen der wangen wegziehen;
Wenn uns das alter die blumen wird nehmen/
Wird sich kein mäulgen zum küssen beqvemen.
5.
Schau wie die beyden narcissen dort stehen/
Gleich wie sie wolten zur stunde vergehen;
Ja auch der rosenknopff wil sich verschliessen/
Laß mich/ ich wil ihn mit wasser begiessen.
6.
Nun mein Libindgen/ mein eintzigs verlangen/
Laß mich doch deinen mund küssend umfangen/
Wird nur dein mäulchen mich itznnd durchsüsseu/
Wil ich dich tausendmal wiederum küssen.
An
Galante und
An Libindgen.
1.
Buͤldenes roſenkind! perlene wangen/
Edelſte blume! mein ſchoͤnſtes verlangen!
Deine verrichtung der himmliſchen tugend/
Schmuͤcket die guͤldenen roſen der jugend.
2.
Silberne lilgen-bruſt! laſſe dich kuͤſſen/
Niedliches leibgen! komm laß dich umſchlieſ-
ſen/
Deinen narciſſen-weis-ſeidenen haͤnden/
Wil ich mich immer und ewig verpfaͤnden.
3.
Milcherne wangen! was wolt ihr euch ſchaͤmen/
Meine verliebete lippen zu nehmen/
Sind doch die lippen auf unſeren wangen/
Alle bey einerley Sonn aufgegangen.
4.
Laß uns denn kuͤſſen/ dieweil wir noch bluͤhen/
Eh uns die roſen der wangen wegziehen;
Wenn uns das alter die blumen wird nehmen/
Wird ſich kein maͤulgen zum kuͤſſen beqvemen.
5.
Schau wie die beyden narciſſen dort ſtehen/
Gleich wie ſie wolten zur ſtunde vergehen;
Ja auch der roſenknopff wil ſich verſchlieſſen/
Laß mich/ ich wil ihn mit waſſer begieſſen.
6.
Nun mein Libindgen/ mein eintzigs verlangen/
Laß mich doch deinen mund kuͤſſend umfangen/
Wird nur dein maͤulchen mich itznnd durchſuͤſſeu/
Wil ich dich tauſendmal wiederum kuͤſſen.
An
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[106/0108] Galante und An Libindgen. 1. Buͤldenes roſenkind! perlene wangen/ Edelſte blume! mein ſchoͤnſtes verlangen! Deine verrichtung der himmliſchen tugend/ Schmuͤcket die guͤldenen roſen der jugend. 2. Silberne lilgen-bruſt! laſſe dich kuͤſſen/ Niedliches leibgen! komm laß dich umſchlieſ- ſen/ Deinen narciſſen-weis-ſeidenen haͤnden/ Wil ich mich immer und ewig verpfaͤnden. 3. Milcherne wangen! was wolt ihr euch ſchaͤmen/ Meine verliebete lippen zu nehmen/ Sind doch die lippen auf unſeren wangen/ Alle bey einerley Sonn aufgegangen. 4. Laß uns denn kuͤſſen/ dieweil wir noch bluͤhen/ Eh uns die roſen der wangen wegziehen; Wenn uns das alter die blumen wird nehmen/ Wird ſich kein maͤulgen zum kuͤſſen beqvemen. 5. Schau wie die beyden narciſſen dort ſtehen/ Gleich wie ſie wolten zur ſtunde vergehen; Ja auch der roſenknopff wil ſich verſchlieſſen/ Laß mich/ ich wil ihn mit waſſer begieſſen. 6. Nun mein Libindgen/ mein eintzigs verlangen/ Laß mich doch deinen mund kuͤſſend umfangen/ Wird nur dein maͤulchen mich itznnd durchſuͤſſeu/ Wil ich dich tauſendmal wiederum kuͤſſen. An

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Zitationshilfe: Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 4. Leipzig, 1708, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte04_1708/108>, abgerufen am 02.05.2024.