Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.Galante Gedichte. Zudem so hast du mir die lieb in bann gethan.Du bist zwar kalter art/ doch must du selbst bekennen/ Daß Oritus je dich in liebes-glut entzündt/ Du wilst/ das niemand soll dir deinen paß verrennen/ Den dir die freye lufft dein lieb' zu rauben gönt. Drüm schone meiner auch/ und gib ein lindes wehen/ So muß Hippotades dir auch gelinde seyn. Doch bitt ich nur umsonst! er stürmt und stört mein flehen/ Und mehret mit dem grimm der wellen meine pein. Ach! wären Dädali/ und seines Jcars flügel So nahe wie das meer/ das sich von ihm benennt! Jch führte meinen leib biß an die sternen-hügel/ Den leib/ der schwimmend offt die fluten hat getrennt. Jndes weil wind und well mir hülff und trost versagen/ Bedenck ich offtermahls des ersten beyschlafs lust. Man lag im ersten schlaff (dis dencken hemmt mein klagen) Als ich den buler-weg zu erste treten must. Jch säumte mich nicht lang/ als muth und kleider fielen/ Von hertz und leib hinweg/ begab ich mich ins meer. Jch sahe vor mir her Dianens Silber spielen/ Die gab mir das geleit mit ihrem sternen-heer. Jch sahe sie und sprach: Laß göttin dies gelingen/ Und bilde deinen sinn des Cadmus hölen ein. Es läst Endymian dein hertz nicht stahl umbringen/ Drum laß mein bulen dir doch nicht zu wider seyn. Du göttin hast ein mensch/ das sterblich war/ erkohren/ Und mein erkorner schatz ist selbst ein göttlich bild/ Und ihre sitten hat ein himmlisch hertz geboren/ Göttinnen haben sich in ihre zier verhült. Nechst Cyprien und dir ist keine/ die ihr gleichet/ Trau nicht auf meine wort und schau sie selbsten an. Gleichwie der sternen heer in seiner glut verbleichet/ Wenn dein versilbert horn betrifft des himmels bahn. So ist auch sie/ mein licht/ die schönste unter allen/ Und wo du zweiflen wirst/ so irrt dein blinder schein. Dis red ich/ und was mehr dergleichen kan gefallen/ Als ich im wasser selbst mein träger muste seyn. Es
Galante Gedichte. Zudem ſo haſt du mir die lieb in bann gethan.Du biſt zwar kalter art/ doch muſt du ſelbſt bekennen/ Daß Oritus je dich in liebes-glut entzuͤndt/ Du wilſt/ das niemand ſoll dir deinen paß verrennen/ Den dir die freye lufft dein lieb’ zu rauben goͤnt. Druͤm ſchone meiner auch/ und gib ein lindes wehen/ So muß Hippotades dir auch gelinde ſeyn. Doch bitt ich nur umſonſt! er ſtuͤrmt und ſtoͤrt mein flehen/ Und mehret mit dem grimm der wellen meine pein. Ach! waͤren Daͤdali/ und ſeines Jcars fluͤgel So nahe wie das meer/ das ſich von ihm benennt! Jch fuͤhrte meinen leib biß an die ſternen-huͤgel/ Den leib/ der ſchwimmend offt die fluten hat getrennt. Jndes weil wind und well mir huͤlff und troſt verſagen/ Bedenck ich offtermahls des erſten beyſchlafs luſt. Man lag im erſten ſchlaff (dis dencken hemmt mein klagen) Als ich den buler-weg zu erſte treten muſt. Jch ſaͤumte mich nicht lang/ als muth und kleider fielen/ Von hertz und leib hinweg/ begab ich mich ins meer. Jch ſahe vor mir her Dianens Silber ſpielen/ Die gab mir das geleit mit ihrem ſternen-heer. Jch ſahe ſie und ſprach: Laß goͤttin dies gelingen/ Und bilde deinen ſinn des Cadmus hoͤlen ein. Es laͤſt Endymian dein hertz nicht ſtahl umbringen/ Drum laß mein bulen dir doch nicht zu wider ſeyn. Du goͤttin haſt ein menſch/ das ſterblich war/ erkohren/ Und mein erkorner ſchatz iſt ſelbſt ein goͤttlich bild/ Und ihre ſitten hat ein himmliſch hertz geboren/ Goͤttinnen haben ſich in ihre zier verhuͤlt. Nechſt Cyprien und dir iſt keine/ die ihr gleichet/ Trau nicht auf meine wort und ſchau ſie ſelbſten an. Gleichwie der ſternen heer in ſeiner glut verbleichet/ Wenn dein verſilbert horn betrifft des himmels bahn. So iſt auch ſie/ mein licht/ die ſchoͤnſte unter allen/ Und wo du zweiflen wirſt/ ſo irrt dein blinder ſchein. Dis red ich/ und was mehr dergleichen kan gefallen/ Als ich im waſſer ſelbſt mein traͤger muſte ſeyn. Es
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0053" n="45"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Galante Gedichte.</hi> </fw><lb/> <l>Zudem ſo haſt du mir die lieb in bann gethan.</l><lb/> <l>Du biſt zwar kalter art/ doch muſt du ſelbſt bekennen/</l><lb/> <l>Daß Oritus je dich in liebes-glut entzuͤndt/</l><lb/> <l>Du wilſt/ das niemand ſoll dir deinen paß verrennen/</l><lb/> <l>Den dir die freye lufft dein lieb’ zu rauben goͤnt.</l><lb/> <l>Druͤm ſchone meiner auch/ und gib ein lindes wehen/</l><lb/> <l>So muß Hippotades dir auch gelinde ſeyn.</l><lb/> <l>Doch bitt ich nur umſonſt! er ſtuͤrmt und ſtoͤrt mein flehen/</l><lb/> <l>Und mehret mit dem grimm der wellen meine pein.</l><lb/> <l>Ach! waͤren Daͤdali/ und ſeines Jcars fluͤgel</l><lb/> <l>So nahe wie das meer/ das ſich von ihm benennt!</l><lb/> <l>Jch fuͤhrte meinen leib biß an die ſternen-huͤgel/</l><lb/> <l>Den leib/ der ſchwimmend offt die fluten hat getrennt.</l><lb/> <l>Jndes weil wind und well mir huͤlff und troſt verſagen/</l><lb/> <l>Bedenck ich offtermahls des erſten beyſchlafs luſt.</l><lb/> <l>Man lag im erſten ſchlaff (dis dencken hemmt mein klagen)</l><lb/> <l>Als ich den buler-weg zu erſte treten muſt.</l><lb/> <l>Jch ſaͤumte mich nicht lang/ als muth und kleider fielen/</l><lb/> <l>Von hertz und leib hinweg/ begab ich mich ins meer.</l><lb/> <l>Jch ſahe vor mir her Dianens Silber ſpielen/</l><lb/> <l>Die gab mir das geleit mit ihrem ſternen-heer.</l><lb/> <l>Jch ſahe ſie und ſprach: Laß goͤttin dies gelingen/</l><lb/> <l>Und bilde deinen ſinn des Cadmus hoͤlen ein.</l><lb/> <l>Es laͤſt Endymian dein hertz nicht ſtahl umbringen/</l><lb/> <l>Drum laß mein bulen dir doch nicht zu wider ſeyn.</l><lb/> <l>Du goͤttin haſt ein menſch/ das ſterblich war/ erkohren/</l><lb/> <l>Und mein erkorner ſchatz iſt ſelbſt ein goͤttlich bild/</l><lb/> <l>Und ihre ſitten hat ein himmliſch hertz geboren/</l><lb/> <l>Goͤttinnen haben ſich in ihre zier verhuͤlt.</l><lb/> <l>Nechſt Cyprien und dir iſt keine/ die ihr gleichet/</l><lb/> <l>Trau nicht auf meine wort und ſchau ſie ſelbſten an.</l><lb/> <l>Gleichwie der ſternen heer in ſeiner glut verbleichet/</l><lb/> <l>Wenn dein verſilbert horn betrifft des himmels bahn.</l><lb/> <l>So iſt auch ſie/ mein licht/ die ſchoͤnſte unter allen/</l><lb/> <l>Und wo du zweiflen wirſt/ ſo irrt dein blinder ſchein.</l><lb/> <l>Dis red ich/ und was mehr dergleichen kan gefallen/</l><lb/> <l>Als ich im waſſer ſelbſt mein traͤger muſte ſeyn.</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [45/0053]
Galante Gedichte.
Zudem ſo haſt du mir die lieb in bann gethan.
Du biſt zwar kalter art/ doch muſt du ſelbſt bekennen/
Daß Oritus je dich in liebes-glut entzuͤndt/
Du wilſt/ das niemand ſoll dir deinen paß verrennen/
Den dir die freye lufft dein lieb’ zu rauben goͤnt.
Druͤm ſchone meiner auch/ und gib ein lindes wehen/
So muß Hippotades dir auch gelinde ſeyn.
Doch bitt ich nur umſonſt! er ſtuͤrmt und ſtoͤrt mein flehen/
Und mehret mit dem grimm der wellen meine pein.
Ach! waͤren Daͤdali/ und ſeines Jcars fluͤgel
So nahe wie das meer/ das ſich von ihm benennt!
Jch fuͤhrte meinen leib biß an die ſternen-huͤgel/
Den leib/ der ſchwimmend offt die fluten hat getrennt.
Jndes weil wind und well mir huͤlff und troſt verſagen/
Bedenck ich offtermahls des erſten beyſchlafs luſt.
Man lag im erſten ſchlaff (dis dencken hemmt mein klagen)
Als ich den buler-weg zu erſte treten muſt.
Jch ſaͤumte mich nicht lang/ als muth und kleider fielen/
Von hertz und leib hinweg/ begab ich mich ins meer.
Jch ſahe vor mir her Dianens Silber ſpielen/
Die gab mir das geleit mit ihrem ſternen-heer.
Jch ſahe ſie und ſprach: Laß goͤttin dies gelingen/
Und bilde deinen ſinn des Cadmus hoͤlen ein.
Es laͤſt Endymian dein hertz nicht ſtahl umbringen/
Drum laß mein bulen dir doch nicht zu wider ſeyn.
Du goͤttin haſt ein menſch/ das ſterblich war/ erkohren/
Und mein erkorner ſchatz iſt ſelbſt ein goͤttlich bild/
Und ihre ſitten hat ein himmliſch hertz geboren/
Goͤttinnen haben ſich in ihre zier verhuͤlt.
Nechſt Cyprien und dir iſt keine/ die ihr gleichet/
Trau nicht auf meine wort und ſchau ſie ſelbſten an.
Gleichwie der ſternen heer in ſeiner glut verbleichet/
Wenn dein verſilbert horn betrifft des himmels bahn.
So iſt auch ſie/ mein licht/ die ſchoͤnſte unter allen/
Und wo du zweiflen wirſt/ ſo irrt dein blinder ſchein.
Dis red ich/ und was mehr dergleichen kan gefallen/
Als ich im waſſer ſelbſt mein traͤger muſte ſeyn.
Es
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |